Griechisches Gericht: Schmuggler oder Sündenböcke?

Das Gerichtsgebäude der griechischen Küstenstadt Kalamata liegt etwas trostlos am Ende einer Fußgängerzone. Neun Migranten, allesamt Ägypter, stehen in dem würfelförmigen Zweckbau vor Gericht. Sie waren schon einmal hier ganz in der Nähe.

Einige Hundert Meter entfernt, im Hafen der Stadt, wurden sie am 14. Juni 2023 mit 99 anderen Männern und Jungen an Land gebracht. Weit draußen auf dem Mittelmeer, rund 80 Kilometer vor der Stadt Pylos entfernt, hatten sie den Untergang der Adrianaüberlebt. Tage zuvor war der marode Fischkutter im libyschen Tobruk gestartet. 82 andere Migranten wurden tot geborgen. Mutmaßlich Hunderte weitere Menschen sanken, eingeschlossen im Rumpf des Schiffes, auf den Grund des Mittelmeeres, das an der Unglücksstelle Tausende Meter tief ist.