Gotthard-Tunnel öffnet nachher einem Jahr wieder
Vom 2. September an soll der Gotthard-Basistunnel wieder vollständig in Betrieb gehen. Dies teilte die Schweizer Bahn (SBB) am Donnerstag mit. Damit wird es wieder möglich sein, mit dem Zug direkt von Frankfurt über Zürich nach Mailand zu fahren. Die Fahrzeit von Zürich nach Lugano (Tessin) sinkt auf unter zwei Stunden und erreicht damit wieder die Zeitspanne, die vor dem Unfall im Gotthardtunnel galt. Im August vergangenen Jahres war in dem längsten und mit Baukosten von 12 Milliarden Franken teuersten Bahntunnel der Welt ein Güterzug entgleist. Daraufhin musste die Fahrbahn auf einer Länge von sieben Kilometern komplett erneuert und 20.000 Betonschwellen ausgetauscht werden.
Da nur noch eine Röhre zur Verfügung stand, müssen seither viele Personenzüge über die alte Gotthard-Panoramastrecke gelotst werden. Dadurch verlängert sich die Reisezeit ins Tessin im nationalen Verkehr um eine Stunde. Wer die Schweiz quert, um bis nach Mailand zu fahren, muss in der Regel zusätzlich bis zu zwei Stunden einrechnen und meist in Chiasso umsteigen.
Die vollständige Wiederinbetriebnahme des Tunnels kommt allerdings etwas zu spät, um Urlauber in der bevorstehenden Ferienzeit dazu zu motivieren, für ihre Reise in den Süden vom Auto in den Zug umzusteigen. Ein solches Ausweichmanöver wäre nach dem unwetterbedingten Großschaden an der Autobahn 13 in Graubünden aber sinnvoll. Die von vielen Italien-Urlaubern genutzte San-Bernadino-Route ist zwischen Lostallo und Mesocco durch eine Gerölllawine auf einer Länge von 200 Metern zerstört worden.
Mitte Juli soll es in beide Fahrtrichtungen gehen
Das Schweizer Bundesamt für Straßen (Astra) lässt dort jetzt eine Armada von Baggern auffahren, um binnen weniger Wochen wenigstens provisorisch etwas Abhilfe zu schaffen: Am 10. Juli soll an der betroffenen Stelle eine Piste mit je einer Spur je Fahrtrichtung zur Verfügung stehen. Die Arbeiten zur kompletten Wiederherstellung der Fahrbahn werden nach Einschätzung der Astra voraussichtlich noch bis zum Ende dieses Jahres dauern.
Wegen der Einschränkungen erwarten Verkehrsfachleute in diesem Sommer besonders lange Staus vor dem Gotthard-Straßentunnel. Für diese Hauptachse in Richtung Süden fehlt nun eine wichtige Ausweichstrecke. Alternativ könnten Reisende über den Großen St. Bernhard oder den Brenner in Österreich fahren.
Oder sie nutzen doch die Schweizer Bahn, die auf das Autobahndebakel in Graubünden reagiert hat: Von Freitag bis Sonntag bietet sie auf der Gotthard-Achse insgesamt 11.000 zusätzliche Sitzplätze an im Vergleich zu anderen Wochentagen. Bei steigender Nachfrage sei man auch bereit, zusätzliche Züge einzusetzen.