Gewalt in den USA: „Das Wort Bürgerkrieg hat eine neue Bedeutung“

Jill Lepore ist Professorin für amerikanische Geschichte an der Harvard Universität. Sie schrieb unter anderem den Bestseller „Diese Wahrheiten – Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ (C.H. Beck, 2019).

DIE ZEIT: Während wir miteinander sprechen, ist der Ausgang der Wahlen noch in der Schwebe. Angst liegt in der Luft. Trump hat verkündet, ein Sieg der Demokraten sei nur durch Betrug möglich. Fürchten Sie, dass auf den Straßen Gewalt ausbricht?

Jill Lepore: Ja, das tue ich. Aber ich war auch schon vor vier Jahren nervös. Trotzdem verliefen die Wahlen damals friedlich. Die Rhetorik ist hochgradig entzündlich, und es gibt genug gewaltbereite Amerikaner, doch die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft möchte, dass es friedlich zugeht, und fürchtet den Ausbruch von Gewalt. Diese Furcht wird über die Wahltage hinaus anhalten.