Genervt von irrwitzig hohen Ticketpreisen? The Cure kann man in London zum Besten von 46 Pfund sehen
Das erste Mal sah ich The Cure am 29. April 1984. Die Show im Birmingham Odeon begann mit einem Auftritt der präraffaelitischen Goth-Band And Also the Trees aus dem ländlichen Worcestershire, deren frühe Alben mir nach wie vor ein heimliches Vergnügen sind. Das Set von The Cure stützte sich auf den düsteren Post-Punk-Fundamentalismus von Seventeen Seconds, Faith und Pornography, bot aber auch eine Vorschau auf acht Songs des unveröffentlichten Albums The Top. Es war ein beunruhigender Hang zur Melodie erkennen – nicht gerade das, was ich als 15-Jähriger wollte.
Die Karte kostete 4,50 Pfund und ich holte sie noch, bevor Andy Anderson, der Schwarz war, als neuer Schlagzeuger vorgestellt wurde. Gewissermaßen ein Glücksfall, weil meine Familie mich davon abhalten wollte, Bands mit Schwarzen Musikern zu hören. Ich erinnere mich, wie ich für Big Country argumentierte, die einen Schwarzen Bassisten hatten, indem ich den dudelsackähnlichen Gitarrensound der Band ins Feld führte. UB40 rutschten ihnen durch, weil sogar meine Oma deren Neil-Diamond-Cover liebte. Andere Zeiten!
Sprung ins Vergessen
Das letzte Mal, als ich die plötzlich viel größeren Cure sah, war 18 Monate später, allein, im National Exhibition Centre, für 5,50 Pfund. Sie spielten ein erstaunliches 25-Song-Set, das deren gesamte Diskografie umfasste. Ich saß in der ersten Reihe des erhöhten Rangs und beschloss, ermutigt durch meinen Sturmangriffskurs bei den Armeekadetten, in dem Moment als die Lichter ausgingen und die Vorgruppe Hard Corps auftrat, die Absperrung an der Balustrade mit beiden Händen zu ergreifen, um eine Vorwärtsrolle von etwa sechs Metern Richtung Haupttribüne darunter zu machen. Aber da ich kein Mitglied der Spezialeinheit SAS bin, fiel ich auf den Kopf, und der Rest des Abends bleibt ein unbeschriebenes Blatt. Im Internet steht, dass The Cure als Zugabe Gary Glitters Do You Wanna Touch Me? gespielt haben. Ich kann mich an nichts erinnern. Andere Zeiten.
Danach trennten sich unsere Wege – ich weiß nicht, warum – bis meine Kinder anfingen, sie zu hören, und erstaunt waren, dass ich ihre Lieblingsband schon zweimal gesehen hatte. Also hielt ich am vorletzten Donnerstag pflichtbewusst an einem Rastplatz bei den Rollright Stones in Oxfordshire an, um uns Karten für ihr einziges Konzert in diesem Jahr im Londoner Kino Troxy zu sichern.
Natürlich waren alle Tickets binnen weniger Sekunden ausverkauft. Aber dank der ehrenvollen Kaltschnäuzigkeit von Frontmann Robert Smith wurden so gut wie alle Karten tatsächlich zum ursprünglichen Preis verkauft. Plötzlich ist der 65-jährige Post-Punk-Panda ein hoffnungsvoller Leuchtturm gegen die scheinbar unüberwindbare Supermonetarisierung aller Aspekte des modernen Lebens. Ich erkläre, warum.
Die Freiheit, 850 Pfund für Oasis-Tickets zu bezahlen
14 Jahre lang sah das Mindset der Tories die Kultur nicht als geistigen oder intellektuellen Wert für die Bürger an, sondern lediglich als etwas, das nicht so viel Geld einbringt, wie es eigentlich könnte. Der geschürte Tory-Kulturkrieg bestand zum Teil darin, jeden von uns daran zu hindern, Kultur zu erleben. Erschwingliche Eintrittskarten waren keine gute Sache, die es dem Normalbürger ermöglichte, von der Kultur zu profitieren, sondern ein schreckliches Versäumnis, das Einkommenspotenzial zu maximieren. Dass man 850 Pfund zahlen darf, um Oasis in einem Fußballstadion zu sehen, gehört zu den Aspekten, die uns zeigen: Wir leben in einer freien Gesellschaft.
Als 2015 der damalige Tory-Kulturminister Sajid Javid aufgefordert wurde, sich mit den horrenden Ticketpreisen auf dem Sekundärmarkt zu befassen, entgegnete er nur, dass Leute, die Tickets auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen „klassische Unternehmer“ seien und ihre Gegner die „meckernden Mittelschichten und Champagner-Sozialisten, die kein Interesse daran haben, dem gewöhnlichen Arbeiter zu helfen, einen anständigen Lebensunterhalt zu verdienen, indem er als Mittelsmann auftritt“. Aber selbst damals waren die meisten Schwarzhändler entweder von organisierten Kriminellen betriebene Bots oder von den Ticketagenturen selbst geschaffene, stillschweigend geduldete legale Schlupflöcher für den Kartenverkauf. Konzert- und Theaterbesucher waren demnach keine Bürger, die auf der Suche nach kultureller Ästhetik oder der erhabenen Erfahrung einer vorübergehenden Transzendenz waren, sondern lediglich Schweine, die vom Großkapital für den monetären Wert ihrer erbärmlichen Begeisterung gezüchtet wurden.
Die letzte Regierung hat den Versuch, Eintrittspreise moderat und nach Künstlervorstellung zu gestalten als sozialistischen Eingriff in den Markt abgetan, obwohl Ticketpreise bereits durch staatliche Investitionen in der Kunst subventioniert wurden. Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass die ganze Arbeit der Tories darauf beruhte, dem Großkapital jene Infrastruktur zu verkaufen, für die wir bereits bezahlt hatten.
Robert Smith gegen das Großkapital
Wehe wir lassen zu, dass eine Eintrittskarte tatsächlich zum Nennwert verkauft wird, dann stehen wir als nächstes bestimmt alle auf dem Marktplatz, recken unsere Gartenhacken und singen die sozialistische Hymne The Red Flag, nur weil wir Oasis plötzlich für den Preis eines Monats- statt eines Jahresgehalts sehen können.
Nun in der Opposition, sind die Tories wütend darüber, dass Keir Starmer zwei Karten für Taylor Swift geschenkt bekommen hat. In ihrer Regierung haben sie aber auch zugelassen, dass es für die meisten Menschen heute unmöglich geworden ist, irgendetwas auch nur annähernd Populäres zu besuchen, außer sie haben Beziehungen oder verdammt noch mal viel Geld! Die Viagogo-Tochter StubHub, die keine meiner E-Mails beantworten wollte, hat den Verkauf der Tickets für meine Shows mit einem 500-prozentigen Aufschlag erst eingestellt, nachdem ich einen Tag lang in der Filiale am Oxford Circus herumgelungert, geschrien und alle kostenlosen Süßigkeiten auf dem Tresen aufgegessen hatte. Kunden waren verängstigt, während der Typ hinter dem Tresen ein vorbereitetes Skript darüber aufsagte, dass das, was er tat, nicht verboten war. Liam Gallagher mag sich mit einem Briefkasten prügeln, aber nicht mit einer Ticketagentur.
Aber für die Cure-Show lief alles über die Ticket-App Dice für 45 Pfund, ohne Extrakosten. Die ein oder zwei Anbieter, die Tickets für 831 Pfund auf Viagogo anbieten, werden derzeit von Robert Smiths abgerichteten Vampirfledermäusen gejagt. Es ist machbar! Und vielleicht bedeutet dieser Präzedenzfall, dass die Fans auf der letzten Tournee von The Cure auch wirklich nur das zahlen werden, was die Band von ihnen verlangt. Robert Smith ist der Mr. Bates des Ticketing, dem sicherlich ein ITV-Drama mit Toby Jones mit schwarzer Perücke und Eyeliner in der Hauptrolle als widerstrebendem Helden gebührt. Mr. Smith gegen Viagogo. Ich melde mich freiwillig, um einen Idioten zu spielen, der von einem Balkon auf seinen Kopf fällt.