Geldwäscher segeln gen: 600 Millionen Euro aus Kryptobetrügereien

Nahezu im Wochentakt berichten Strafverfolger von organisierten Betrugsfällen, bei denen Privatanleger auf Online-Handelsplattformen und mit Kryptowährungen getäuscht werden. Der Fall, über den nun die europäische Justizbehörde Eurojust in dieser Woche berichtet, dürfte einer der größten Ermittlungserfolge innerhalb der EU in diesem Jahr sein.
Wie die in Den Haag ansässige Behörde mitteilte, konnten schon in der vergangenen Woche neun Mitglieder eines internationalen Geldwäscherings in Deutschland, Spanien und auf Zypern festgenommen werden. Das Netzwerk soll mehr als 600 Millionen Euro über die Blockchain-Technologie gewaschen haben, die aus dem Betrug von vermutlich Tausenden gutgläubigen Anlegern stammen.
Gefälschte Websites und Lockanrufe
Dabei gingen die Kriminellen laut der Pressemitteilung von Eurojust nach einem bewährten Muster vor. Die Mitglieder der kriminellen Vereinigung hatten Dutzende gefälschte Kryptowährungs-Investmentplattformen eingerichtet, die legitimen Websites ähnelten und angeblich hohe Renditen versprachen. Außerdem warben sie ihre ahnungslosen Opfer mit gefälschten Erfahrungsberichten von Prominenten oder angeblich erfolgreichen Investoren, Social-Media-Kampagnen sowie Lockanrufen an. Sobald die Sparer ihr Geld auf eine der Plattformen überwiesen hatten, hatten sie keinen Zugriff mehr darauf. Im Anschluss wurde das Geld mithilfe der Blockchain-Technologie gewaschen. Dies teilten die europäischen Ermittler mit.
Die Fahnder nahmen ihre Arbeit auf, nachdem es in mehreren EU-Mitgliedstaaten zu Beschwerden und Strafanzeigen gegen diverse Kryptoplattformen gekommen war. Zunächst richtete Eurojust eine gemeinsame Ermittlungsgruppe in Frankreich und Belgien ein, wo sich ein erster Schwerpunkt abzeichnete.
Millionen beschlagnahmt
Ende Oktober fanden dann über mehrere Tage hinweg Durchsuchungen in Frankreich, Belgien, Zypern, Deutschland und Spanien statt. Dabei konnten die Strafverfolger mehr als 1,5 Millionen Euro in bar und in Kryptowährungen beschlagnahmen. Die nationalen Behörden, hierzulande die Staatsanwaltschaft Köln sowie die Kriminalpolizei Köln, wurden durch Eurojust koordiniert.
Weil sich Straftaten zunehmend in den digitalen Raum verlagern, wandern auch die Geldströme aus den „Cyberfrauds“ zunehmend in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether. Wie die beim Zoll angesiedelte Financial Intelligence Unit (FIU) in ihrem Jahresbericht 2024 mitteilte, haben Banken im Vorjahr so viele Verdachtsmeldungen wegen Geldwäsche an die zuständige Zentralstelle übermittelt wie nie zuvor.
Der Anteil von Meldungen im Zusammenhang mit Kryptowerten stieg dabei im Vergleich zum Vorjahr um 8,2 Prozent auf 8711 Fälle. Häufig erfolgten diese Meldungen im Nachgang zu Transaktionen auf Onlinehandelsplattformen oder Glücksspielportalen. Im Gesamtvergleich machen Kryptowährungen jedoch nur 3,3 Prozent aus.
Source: faz.net