Gaza-Krieg: „Ich bin so glücklich, hier zu sein“

Am Samstag kurz vor 14 Uhr Ortszeit sorgten die
Bademeister mit einer Durchsage für kollektiven Jubelschrei am Strand von Tel
Aviv: Spezialeinheiten der israelischen Armee haben Noa Argamani, Almog Meir,
Andrey Kozlov und Shlomi Zivaus aus Gaza gerettet. Am Vormittag waren die vier
Geiseln der Hamas gleichzeitig aus zwei Wohnungen im Flüchtlingslager Nuseirat
befreit worden.

Exakt acht Monate und einen Tag nach dem Hamas-Angriff
am 7. Oktober verschafft die Rettungsaktion den traumatisierten Israelis einen
Moment der Hoffnung. Sie habe so lange kein Hebräisch mehr gesprochen, sagte Noa Argamani, 26 Jahre alt, nach ihrer Ankunft in Israel im
Telefongespräch mit Benjamin Netanjahu. Der israelische Premier, und auch der
Staatspräsident Itzak Herzog meldeten sich persönlich bei Argamani. „Ich bin so
glücklich, hier zu sein. Danke für diesen Moment“, sagte Argamani.

Noa Argamani war, wie auch die anderen drei befreiten
Geiseln, vom Nova-Festival entführt worden. In den Tagen nach dem 7. Oktober
ging ein Video viral, das zeigt, wie sie von mehreren Terroristen auf einem
Motorrad von ihrem Freund getrennt und verschleppt wird. Ihr Freund wurde ebenfalls entführt und befindet sich nach
Angaben des Forums der Geiselfamilien noch immer in Gewalt der Hamas. 

Argamanis Schicksal bewegte
innerhalb und außerhalb Israels besonders: Ihre Mutter Liora leidet an Krebs im fortgeschrittenem Stadium. Sie
wünschte sich, ihre Tochter noch einmal zu sehen, ehe sie sterbe, sagte Liora Argamanis
in Fernsehinterviews. Die Hamas missbrauchte die Tochter für ihre Propaganda,
veröffentlichte mehrmals Video und Audioaufnahmen von ihr. Die Studentin wurde Armeeangaben zufolge im Gazastreifen von Wohnung zu
Wohnung gebracht und zuletzt in einem verschlossenen Raum in einer
Wohnung im Zentrum des Küstengebiets festgehalten. Dort sei sie von
vielen Bewaffneten bewacht worden.

Geiseln in zwei Wohnungen gefangen gehalten

Am späten Nachmittag informierte Israels Armeesprecher
Daniel Hagari über Details der Befreiung. Demnach hätten sich die Geiseln in
zwei nur 200 Meter voneinander entfernt liegenden Wohnungen, jeweils in abgeschlossenen Räume, befunden. Argamani in der einen, die drei männlichen
Geiseln in der anderen, wobei sich in beiden Apartments palästinensische
Zivilisten und bewaffnete Terroristen aufgehalten hätten. „Die Geiseln wurden
absichtlich in einem Wohngebiet gefangen gehalten, um unsere Befreiungsversuche
zu verhindern“, sagte Hagari und erklärte, dass die Armee durch Informationen
der Geheimdienste seit Wochen den Aufenthaltsort kannte ­und mithilfe von
Modellen den Einsatz durchgespielt habe. „Das war wie eine Operation am offenen
Gehirn.“

Die Angaben der israelischen Armee lassen sich nicht
überprüfen. Gesichert ist jedoch, dass die vier Geiseln lebendig und in guter
Verfassung gerettet wurden. Hagaris Darstellung der Ereignisse ist
deshalb wichtig, um die Konsequenzen der Aktion zu verstehen. Nach Angaben der Hamas
wurden bei der Operation mindestens 210 Menschen getötet. Die Terrororganisation macht keine Angaben darüber, ob es sich um Zivilisten oder Hamas-Kämpfer handelt. Israels Armee dagegen sagt, dass es zu massiven Gefechten
mit „hunderten Kämpfern“ gekommen sei. Ein israelischer Polizist einer Spezialeinheit sei dabei schwer verwundet worden und erlag im Krankenhaus seinen Verletztungen.