Gauck lobt Metzler: Eine Familie, die nicht anders kann

Die Stadt Frankfurt hatte in den Kaisersaal im Römer geladen, um das 350. Firmenjubiläum des Bankhauses Metzler zu feiern. Das passt insofern, als für diesen repräsentativsten Raum im Frankfurter Rathaus die Familie Metzler auch ein Bildnis von Kaiser Maximilian II gestiftet hat, dem ersten Kaiser, der 1562 in Frankfurt nicht nur gewählt, sondern auch gekrönt wurde.

Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) lobte die Metzlers allerdings für andere Spenden, mit denen sie sich mit der Stadtgesellschaft „verbunden“ und diese „bewegt“ hätten: fürs Städel- und Senckenberg-Museum etwa, 2012 mit Deutsch-Sprachstipendien oder nun mit einer „namhaften“ Spende an Tumo – ein kostenloses IT-Lernzentrum für Jugendliche im nicht besonders privilegierten „Nordwestzentrum“.

Mike Josef
Mike JosefFelix Kaspar Rosic

Frankfurts Oberbürgermeister sprach sogar von einer „Metzler’schen Mathematik“, die Adam Rieses Gesetze erweitert ­habe: „Aus eins und eins wurde drei“, erinnerte Josef an die Initial-Spende von ­1 Million DM zum 325-jährigen Bankjubiläum, durch die letztlich 7 Millionen DM zustande kamen, weil Familie Metzler – nachdem andere gestiftet hatten – weiteres Geld dazugab. Heute könnte man im Finanzjargon von „Hebel“ oder „Leverage“ sprechen.

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck setzte in seiner Festrede zwei Schwerpunkte: die Übernahme von Verantwortung und das Ende des Unternehmertums während der DDR-Zeit. Dazu bot ihm die Firmengeschichte Anknüpfungspunkte.

Joachim Gauck
Joachim Gauckdpa

Denn Benjamin Metzler, fünftes von zehn Kindern einer Pfarrerfamilie aus Cranzahl im sächsischen Erzgebirge, hatte sich im Alter von dreizehn Jahren nach Nürnberg zur Lehre aufgemacht. 1674 ließ er sich dann mit einem Handelsgeschäft für Tuche und Wechselbriefe in Frankfurt nieder. Benjamin sei aufgebrochen, weil er ans Gelingen glaubte, meint Gauck.

Seit Benjamin drei Jahre nach Ankunft in Frankfurt das Bürgerrecht erhielt, gehöre es zur Metzler-DNA, in der Stadt „mitzubestimmen durch Zuwendungen“. Gauck erwähnte die 1816 gegründete Polytechnische Gesellschaft, das Städel, die Universität – überall waren Angehörige der Familie Metzler beteiligt. Dafür sei natürlich der Gewinn des Bankhauses die Basis gewesen. „Aber es gefällt mir, weitere Ziele zu haben“, sagte Gauck und fügte hinzu: „Eine Familie, die nicht anders kann, als mitzuwirken.“

An dieser Stelle kam Gauck auf sein Leben in der DDR zu sprechen, wo er allenfalls kleine Handwerksbetriebe in Privatbesitz erlebt habe. Der Kommunismus habe als Ziel gehabt, Menschen gleicher und glücklicher zu machen, aber am Ende habe er alles verspielt. „Wäre Metzler in Sachsen betrieben worden, wäre auch alles Asche“, sagte Gauck und mahnte: „Was wir geschaffen haben, bleibt nicht von selbst.“ Es bestehe gerade jetzt die „Gefahr, dass Deutschland sich versitzt“. Gauck stellte kurz die Frage, ob politsche Ziele etwa in der Klimapolitik der wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands zuträglich sind.

Dann kam er zurück zu den Metzlers und lobte sie als gelebtes Beispiel für „zivilisierten Kapitalismus“, in dem sich Unternehmer für das Gemeinwesen einbringen. „Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung“, sagte Gauck und lobte die nächste Generation Metzler mit Vorstandsmitglied Franz und den Aufsichtsräten Elena und Leonhard, dass sie „nicht auf Yachten feiert“. Sondern „nachhaltiges Glück“ suche, indem sie Verantwortung in der Bank und für die Gesellschaft übernehme.

Source: faz.net