Freilassungen in Belarus: Warum blieb die EU verluststark?

Die Freilassung von 123 politischen Gefangenen durch den belarussischen Machthaber Lukaschenko wirft ein schlechtes Licht auf die Europäer. Sie erscheinen als diejenigen, die unverdrossen Menschenrechtspreise an inhaftierte Regimekritiker und verfolgte Oppositionsgruppen in aller Welt verleihen, ohne wirklich etwas für sie zu erreichen. Und dann kommt ein Donald Trump, der auf den Friedensnobelpreis schielt, Deals für amerikanische Unternehmen einfädeln möchte – und lässt sich als Befreier feiern.

Man muss die offizielle Version nicht für bare Münze nehmen. Ob die Gefangenen freikamen, damit belarussischer Dünger wieder auf amerikanischen Weizenfeldern versprüht werden darf, sei dahingestellt, ebenso, ob die Initiative von amerikanischer Seite ausging. Aber man würde schon gerne wissen, warum alle Bemühungen der EU-Staaten erfolglos blieben.

Vom Drehbuch des Kremls abgewichen

Lukaschenko könnte sich von einem Trump-Monolog am Telefon mehr versprechen als von einem Vieraugengespräch mit Ursula von der Leyen. Zumal der belarussische Machthaber wiederholt von seiner Rolle als Juniorpartner Putins im Kreml-Drehbuch abgewichen ist.

Und die amerikanische Karte dürfte im Kreml allemal mehr stechen als die europäische. Aber ihre tatsächliche oder vermeintliche Bedeutungslosigkeit sollte den Europäern nicht als faule Ausrede dienen. Die Antwort darauf, ob auch etwas schiefläuft in ihrer Menschenrechtspolitik, sollten sie nicht Trump überlassen.

Source: faz.net