Frankfurter Buchmesse: Weniger neue Titel, mehr Umsatz – dies Geschäft mit den Büchern – WELT

An alte Besuchererfolge wird die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr nicht anknüpfen können. Das liegt allerdings nicht daran, dass nicht mehr gelesen wird. Die Branche vermeldet sogar mehr Geschäft. Und immer noch erstaunlich viele Deutschen geben Lesen als Hobby an.

Zugegeben: Gartenarbeit und Freunde treffen sind den meisten Deutschen in ihrer Freizeit noch wichtiger. Trotzdem gehört das Lesen nach wie vor zu den beliebtesten Hobbys in der Bundesrepublik.

Rund 40 Prozent der Bevölkerung nehmen nach einer Umfrage von IfD Allensbach regelmäßig ein Buch zur Hand. Ganz weit vorn in der Gunst der Deutschen liegen dabei Krimis und Sachbücher und entsprechend häufig führen Krimi-Autoren wie Sebastian Fitzek die Bestsellerlisten an.

Wie wichtig der Büchermarkt immer noch ist, zeigt sich alljährlich im Herbst, wenn sich Autoren, Verlage und Publikum auf der Frankfurter Buchmesse treffen. In dieser Woche ist es wieder so weit, vom 16. bis 20. Oktober findet die 76. Frankfurter Buchmesse statt.

Diesmal ist Italien das Gastland, weshalb besonders viele Verlage und Autoren aus Italien erwartet werden, darunter auch Bestsellerautor Roberto Saviano („Gomorrha“, „Falcone“), der als scharfer Kritiker der Regierung Meloni gilt und nicht als Teil der offiziellen italienischen Delegation anreisen wird.

Insgesamt rechnet die Buchmesse in diesem Jahr mit mehr als 1000 Autoren und über 4000 Ausstellern aus 95 Ländern. Das klingt nach viel, liegt aber gerade einmal auf dem Niveau des Vorjahres.

Auch die Zahl der Besucher wird mit 215.000 auf Vorjahresniveau erwartet. Damit fällt die Buchmesse weiterhin deutlich kleiner aus als in den Jahren vor der Corona-Pandemie – damals lag die Zahl der Besucher stabil bei rund 280.000 und die der Aussteller bei weit über 7000.

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Dass die Buchmesse noch nicht zu alter Rekordgröße zurückgefunden hat, sagt allerdings nicht viel aus über den Wirtschaftsfaktor Buch. Im vergangenen Jahr konnte die Branche nach Angaben des Börsenvereins des Buchhandels ihren Umsatz um 2,8 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro steigern.

Bis 2028 sagen die Experten von der Unternehmensberatung PwC zwar leicht schrumpfende Umsätze voraus. „Trotzdem bleibt Deutschland weltweit der viertgrößte und in Europa der größte Markt für Bücher“, urteilen sie. In Zukunft dürfte China Deutschland jedoch zunehmend den Rang ablaufen.

Vor allem im Markt für Fach- und Sachbücher prognostizieren die Experten ein stetig wachsendes Geschäft, während der Absatz bei Belletristik-Titeln leicht zurückgehen dürfte. Dennoch bleibt die Belletristik das mit Abstand wichtigste Segment, sie macht nach Angaben des deutschen Buchhandels mehr als 35 Prozent des Buchmarktes aus.

Dahinter folgen Kinder- und Jugendbücher mit rund 18 Prozent. Auffällig ist allerdings, dass die Zahl der neu aufgelegten Titel immer weiter sinkt: Zuletzt waren es rund 60.000, vor knapp 20 Jahren noch über 86.000.

Deutlich im Aufwind befinden sich E-Books, ihr Marktanteil liegt bei rund sechs Prozent, Tendenz steigend. Kurios wirkt indes, dass die Umsätze bei Hörbüchern kontinuierlich fallen, zuletzt lag ihr Anteil nur noch bei 1,2 Prozent, obwohl Audio-Angebote über Downloads und Streaming enorm beliebt sind.

Der Grund für diese Diskrepanz liegt in der Statistik, denn in den vom Buchhandel bisher erhobenen Zahlen wurden vor allem die Umsätze mit physischen Hörbuch-CDs gemessen – und diese sind mit dem Siegeszug des Streamings drastisch eingebrochen. CD-Hören in der Freizeit, das ist – anders als Bücherlesen – nun wirklich so gut wie ausgestorben.

Anja Ettel ist Korrespondentin für Wirtschaft und Finanzen in Frankfurt. Sie berichtet über die Pharma- und Chemieindustrie, Biotechnologie, Konjunktur und Geldpolitik. Sie ist außerdem Co-Host des WELT-Podcasts „Alles auf Aktien“.

Anja Ettel

Source: welt.de