Frankfurt: Streit um Urheberrecht zum Besten von Fernbahntunnel
Wer baute das siebentorige Theben, fragte Bertold Brecht, aber er fragte nicht: Wer hatte denn überhaupt den genialen Einfall, das siebentorige Theben zu bauen? Und so dachten die Bewohner des siebentorigen Thebens eben an die Bauherren, sie dachten mit Brecht vielleicht sogar an die Bauarbeiter. Aber der Ideengeber des siebentorigen Thebens fiel dem Vergessen anheim.
Das soll sich nicht wiederholen! So denkt der Eisenbahnexperte Georg Speck. Womöglich sausen eines Tages Reisende mit einem ICE unter Frankfurt hindurch, gedenken dabei der Deutschen Bahn als Bauherrin des Fernbahntunnels, womöglich sogar der buddelnden Bauarbeiter – bloß an den, der die Idee für all das hatte, denkt kein Mensch.
Tunnel-Vater oder nicht?
Das ist für Speck so ärgerlich, weil er der festen Überzeugung ist, der Erfinder des Tunnels zu sein. Schon vor Jahrzehnten sei er als Erster auf diese Idee gekommen. Speck schickt einen eigenen Aufsatz von 2019, in dem er wiederum auf einen Beitrag von 1984 verweist: „Speck, Georg: Und dann immer geradeaus – Ein Vorschlag für die Eisenbahn in Frankfurt am Main.“
Schon lange bedauert Speck sehr, dass nicht bei jeder Gelegenheit, bei der von dem Tunnel die Rede ist, darauf hingewiesen wird, dass er der Erfinder ist. Oder dass er jedenfalls meint, dieser zu sein. Es liegt ja auch alles schon sehr lange zurück. So viele haben sich seit Generationen über neue Gleisführungen den Kopf zerbrochen. Immerhin: Ein Zweiter, der auch Anspruch auf die geistige Urheberschaft erhebt, ist nicht bekannt.
Nun will Speck es genau wissen. Er streitet vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht mit der Deutschen Bahn um ein Honorar für seine Idee, wie er am Mittwoch wissen ließ. Schließlich habe er 1984 als damaliger Mitarbeiter der Bundesbahn den Vorschlag im betrieblichen Vorschlagswesen eingereicht.
Leider stehe die abschließende Entscheidung über Annahme oder Ablehnung des Vorschlags noch immer aus, eine Gegenleistung auch. Die will er jetzt haben. Speck deutet an, die Deutsche Bahn wolle von alledem nichts wissen. Aber vielleicht stellt ja jetzt ein Richter mit juristischer Präzision fest, dass Speck der Tunnel-Vater ist. Damit er nicht vergessen wird. So wie der Erfinder des siebentorigen Thebens.