Flutkatastrophen: „Die Sensibilität hat seit der Flutkatastrophe im Ahrtal zugenommen“
Im gesamten Saarland hat starker Regen zu überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und Erdrutschen geführt. Diese Bilder der vergangenen Tage lassen an die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 denken, durch die viele Menschen ihre Häuser verloren haben. Bei dem Phänomen im Saarland handelt es sich zwar um ein Hochwasserereignis, sagt Holger Schüttrumpf, Professor für Wasserbau – aber es unterscheidet sich dennoch deutlich von der Ahrtal-Katastrophe.
ZEIT ONLINE: Ist die Hochwassersituation im Saarland mit der im Ahrtal vergleichbar?
Holger Schüttrumpf: Die Situation ist zumindest ähnlich. Auch im Saarland hat es wieder sehr stark in einem Mittelgebirge geregnet, die Pegel sind innerhalb kürzester Zeit um einige Meter angestiegen. Das passiert in engen und steilen Tälern – wie auch dem Ahrtal – besonders schnell. Das ist auch der große Unterschied zum Hochwasser, was wir zum Jahreswechsel im norddeutschen Flachland beobachtet haben, da stiegen die Wasserstände eher langsam an und blieben dann aber auch über Wochen sehr hoch.
ZEIT ONLINE: Und inwiefern unterscheiden sich die beiden Hochwasser im Ahrtal und jetzt voneinander?
Holger Schüttrumpf: Im Saarland handelt es sich um ein Hochwasserereignis, wie es sich etwa alle 50 bis 100 Jahre ereignet. Das bedeutet, so etwas passiert selten, ist aber nicht absolut außergewöhnlich. Deshalb lässt sich das nicht mit dem Ahrhochwasser vergleichen. Die Niederschlagszahlen im Ahrtal waren damals erheblich höher, im Saarland wurden jetzt vom Deutschen Wetterdienst (DWD) 50 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter in zwölf Stunden gemessen, im Ahrtal waren es damals 150 bis 200 Liter in 24 Stunden. Von daher ist die Lage zum Glück auch nicht so verheerend wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, wir sehen zwar jetzt auch wieder beschädigte Straßen und vollgelaufene Keller und Erdgeschosse. Aber im Ahrtal sind damals ganze Häuser zerstört und von den Wassermassen mitgerissen worden, das habe ich bisher auf den Bildern so nicht erkennen können. Für die Betroffenen ist das natürlich trotzdem eine sehr schwere Situation. Es kann Wochen bis Monate dauern, bis eine Wohnung nach einem Hochwasserereignis wieder bewohnbar ist.
ZEIT ONLINE: Im Ahrtal wurde erst sehr spät gewarnt, hat das dieses Mal besser funktioniert?
Holger Schüttrumpf: Der Deutsche Wetterdienst hat jedenfalls Tage vorher vor Starkregen gewarnt. In der Regel werden dann die jeweiligen Hochwassermeldezentren sowie die Landkreise vom Deutschen Wetterdienst informiert. Ob diese Meldewege im Saarland alle reibungslos funktioniert haben, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, das wäre verfrüht. Die Lage vor Ort ist weiterhin angespannt, die Wasserstände sind nach wie vor hoch. Rettungs- und Aufräumarbeiten haben gerade Vorrang.
ZEIT ONLINE: Normalerweise soll die Bevölkerung in solchen Fällen mit Cell Broadcast, einem Mobilfunkdienst, der Warnnachrichten direkt auf die Handys schickt, informiert werden.
Holger Schüttrumpf: Ich habe gehört, dass die Anwohnerinnen und Anwohner der rheinland-pfälzischen Stadt Zweibrücken sowie im saarländischen Blieskastel – beides Städte, die besonders vom Hochwasser betroffen sind – auf vielfältigste Art gewarnt worden sind, etwa von den Warndiensten Katwarn oder Cell Broadcast und auf Facebook zum Beispiel von der lokalen Feuerwehr. Die Feuerwehren haben die Bevölkerung auch vor Ort per Lautsprecherdurchsagen informiert. Das deutet zumindest darauf hin, dass es dieses Mal besser funktioniert hat. Insgesamt merken wir, dass die Sensibilität für das Thema Hochwasser seit der Flutkatastrophe im Ahrtal in der Bevölkerung und bei den zuständigen Behörden deutlich zugenommen hat.
Im gesamten Saarland hat starker Regen zu überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und Erdrutschen geführt. Diese Bilder der vergangenen Tage lassen an die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 denken, durch die viele Menschen ihre Häuser verloren haben. Bei dem Phänomen im Saarland handelt es sich zwar um ein Hochwasserereignis, sagt Holger Schüttrumpf, Professor für Wasserbau – aber es unterscheidet sich dennoch deutlich von der Ahrtal-Katastrophe.
ZEIT ONLINE: Ist die Hochwassersituation im Saarland mit der im Ahrtal vergleichbar?