Flugplatz Essen-Mülheim: Neue Zeppelin-Zeitabschnitt übrig dem Ruhrgebiet

Gerade mal fünf Exemplare der aktuellen Luftschiffgeneration Zeppelin NT gibt es, ein sechstes ist bei der Zeppelin Luftschifftechnik in Friedrichshafen in Bau. Und dass die Flieger – länger, aber leiser und langsamer als ein Jumbo-Jet – am Himmel über Deutschland kaum zu sehen sind, liegt auch daran, dass drei der Zeppeline dauerhaft in Amerika sind. Doch auch über dem Ruhrgebiet wird nun einer wieder regelmäßig zu sehen sein.

Am Himmelfahrtstag hat er den Regelbetrieb vom Flughafen Essen/Mülheim aus aufgenommen. Bis zu sechs Mal am Tag soll der Zeppelin NT, der nun im Ruhrgebiet stationiert ist, nach Plan abheben. Einsteigen darf jeder, der 470 Euro für ein Rundflugticket bezahlt. Für den Preis gibt es aus 300 Metern Höhe Aussicht auf die Essener Zeche Zollverein, auf Düsseldorf samt dem dortigen Flughafen oder auf Bochum.

Das neue Angebot soll Touristen und andere zahlungskräftige Freizeitreisende anlocken. Eckhard Breuer, Chef der Zeppelin Luftfahrttechnik rechnet mit „deutlich mehr als 10.000 Passagieren“ im Jahr. In Deutschland waren derartige Flüge bislang nur vom Zeppelin-Sitz in Friedrichshafen aus möglich. Nun wird das Angebot erweitert. Nordrhein-Westfalen sei als bevölkerungsreichstes Bundesland ein „ausgezeichneter Markt für unser Rundflug-Angebot“, sagte Breuer.

300 Meter über dem Ruhrgebiet: Der Zeppelin NT startet nun regelmäßig zu Rundflügen.
300 Meter über dem Ruhrgebiet: Der Zeppelin NT startet nun regelmäßig zu Rundflügen.dpa

Dazu kommen wissenschaftliche Flüge. Der Zeppelin wird auch zur Atmosphären- und Klimaforschung für das Forschungszentrum Jülich eingesetzt. Mit der Stationierung in Westdeutschland gebe es nun eine Basis, die die Zusammenarbeit mit den Jülicher Forschern deutlich erleichtere, hieß es.

Lange Luftschifftradition

Zur Premiere wurde auch allerlei Historisches angeführt. An dem 1919 geschaffenen Flughafen bestehe seit den fünfziger Jahren eine Luftschifftradition. Lange hatte von dort aus das Unternehmen Westdeutsche Luftwerbung Theodor Wüllenkemper (WDL) einen Zeppelin eingesetzt. Der fliegt allerdings nicht mehr, sondern ist in einem neugebauten Hangar am Flughafen ausgestellt.

„Wir als WDL haben mehr als fünf Jahrzehnte weltweit Luftschiff-Geschichte geschrieben“, sagte WDL-Geschäftsführer Christian Beineke. Nun werde am Flughafen Essen-Mülheim der Staffelstab an die Deutsche Zeppelin-Reederei (DZR) übergeben, die den Flugbetrieb durchführt.

Fliegen mit Tempo 60

Einen Unterschied gibt es zwischen dem alten – mit dem Spitznamen „Theo“ bedachten – Luftschiff und dem neuen mit dem Kürzel NT, das für „Neue Technologie“ steht. „Theo“ ist ein mit Gas gefülltes Prallluftschiff ohne starres inneres Gerüst. Der Zeppelin NT hat hingegen eine innere Struktur und soll dadurch auch besser zu manövrieren sein.

Gefüllt ist das Innere mit Helium – und nicht wie bei frühen Luftschiffen mit Wasserstoff. Eine Brandkatastrophe wie 1937 beim Unglück des Zeppelins Hindenburg im amerikanischen Lakehurst ist dadurch nicht möglich.

Mit den NT-Zeppelinen arbeitet der Hersteller aus Friedrichshafen seit 1993 an der Wiederbelebung der Zeppelin-Tradition. Acht Jahre nach der Gründung stieg der erste auf. Äußerlich zu erkennen sind die neuen Luftschiffe am Schriftzug des Reifenherstellers Goodyear, mit dem eine Markenkooperation besteht. Schon vor 100 Jahren gab es eine Partnerschaft. Der neue Zeppelin fliegt im Regelbetrieb in etwa 300 Metern Höhe mit einem gemächlichen Tempo von bis zu 60 Stundenkilometern.