Florenz: Kann man eine Stadt wie ein Museum leiten?

Diese Geschichte schildert einen Tag im Wahlkampf eines Mannes, der Bürgermeister der Stadt Florenz werden möchte. Es ist nicht irgendjemand, sondern der gebürtige Deutsche Eike Schmidt, Kunsthistoriker, acht Jahre lang, von 2015 bis 2023, Leiter der Uffizien, des wichtigsten Museums der Welt, wie Florentiner gern sagen. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Sicher ist, dass Schmidt die Sache gut gemacht hat. Die Besucherzahlen in den Uffizien stiegen während seiner Amtszeit bis auf eine Rekordzahl von knapp 5 Millionen jährlich an. Dabei ging Schmidt innovativ und mitunter recht hemdsärmelig zu Werke. Er machte die Uffizien auf YouTube, Instagram und TikTok populär. Er ließ die italienische Influencerin Chiara Ferragni für ein Fotoshooting vor der Geburt der Venus von Sandro Botticelli posieren. Den Musikern und Fans des Rockfestivals Florenz rief er, vor Caravaggios Medusa stehend, zu: „Kennt ihr jemanden, der rockiger ist als unser Caravaggio?“, und lud sie alle ein zu kommen. Die Videobotschaft beendete er mit dem Satz: „Uffizi rocks!“ Dabei machte er mit der Faust eine Bewegung, als haute er in die Saiten einer elektrischen Gitarre. 2016 trat er mit einem Megafon in der Hand vor die Uffizien und warnte die Touristen vor Taschendieben. Die Gemeinde Florenz verhängte daraufhin eine Strafe von 295 Euro gegen ihn, wegen Überschreitens seiner Kompetenzen. Seine Antwort: „Ich werde die Strafe aus meiner eigenen Tasche begleichen. Das italienische Volk zahlt mir ein Gehalt, damit ich die Kunstschätze dieses Landes verteidige!“ Das gefiel nicht allen in Florenz, schon gar nicht dem sozialdemokratischen Bürgermeister Dario Nardella. Schmidt hatte sich also schon früh positioniert.