Finanzaufsicht: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hält viele Lebensversicherungen z. Hd. zu teuer

Die Finanzaufsicht BaFin ermahnt deutsche Lebensversicherer unter anderem wegen hoher Kosten bei ihren Produkten. Viele Policen seien zu teuer und entsprächen nicht den Bedürfnissen ihrer Kunden, kritisierte die neue Chefin der Versicherungsaufsicht, Julia Wiens. „Lebensversicherungen sollen den Absicherungsbedürfnissen und den Renditeerwartungen der Kundinnen und Kunden gerecht werden. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber leider nicht“, sagte sie. Mehrere Versicherer müssten dringend nachbessern.

Vor allem sei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ein Dorn im Auge, wenn die Lebensversicherer ihren Kunden zu hohe Kosten aufbürden oder ihre Stornoquoten in den ersten Jahren ungewöhnlich hoch sind. Besonders negativ aufgefallen seien ihr dabei 13 der rund 90 deutschen Lebensversicherer, sagte Wiens. Sie stünden immerhin für mehr als 20 Prozent des Marktes, die sich nicht an Vorgaben zum Kundenumgang halten.

Hohe Kosten, auffällige Stornoquoten

Missstände würden dabei an zwei Kennziffern festgemacht. Zum einen seien die Effektivkosten vielfach zu hoch. Sie resultierten vor allem aus den hohen Abschlussprovisionen, die die Lebensversicherer den Kunden vor allem in den ersten Jahren aufbürdeten. Sie müssten aus ihren Kapitalanlagen teilweise erst vier Prozent Rendite erwirtschaften, damit die Kunden auf eine positive Verzinsung kämen – vor allem, wenn ein großer Teil der Kunden vorzeitig kündige. „In dem gegenwärtigen Marktumfeld erscheint das sehr ambitioniert“, hieß es seitens der Behörde.

Wenn die Stornoquoten in den ersten Jahren besonders hoch seien, spreche auch viel dafür, dass die Produkte an die falschen Kunden verkauft worden seien. Die Mehrheit von ihnen müsse beim Ausstieg hohe Verluste in Kauf nehmen. „Mehr als fragwürdig“ seien bei fondsgebundenen Policen Rückvergütungen der Fondsgesellschaften an die Vertriebspartner, sagte Wiens. Diesen Zusatzkosten stehe kein angemessener Mehrwert gegenüber.

Die BaFin-Exekutivdirektorin drohte den Lebensversicherern daher mit Konsequenzen: „Wir können beispielsweise den Vertrieb von Produkten untersagen oder Maßnahmen gegenüber einzelnen Vorstandsmitgliedern verhängen, wenn deren fachliche Eignung angesichts von Missständen in Frage steht.“