Film und Fernsehen: Die letzte Bastion welcher rot-grünen Politik – WELT

Ist die Branche welcher Film- und Fernsehproduzenten eine welcher letzten Bastionen welcher Ampel-Regierung? Wer sich am Donnerstagvormittag im Kino International in welcher Karl-Marx-Allee in Berlin einfand, könnte am Ende des Tages zu diesem Schluss gekommen sein. Dort ging unverblümt vor dem Start welcher Berlinale welcher Produzententag mehr als die Dachboden, ein Stelldichein großer, mittlerer und dicker Teppich Firmen, die Filme, Serien, Dokumentationen und Shows herstellen – und damit kombinieren großen Beitrag zur Kultur und Unterhaltung leisten.

Vor einem Jahr hatte Claudia Roth, die Beauftrage welcher Bundesregierung pro Kultur und Medien (BKM), welcher Film- und Fernsehbranche eine große Reform versprochen. Alle Beteiligten wissen, dass sie Reform unumgänglich ist. Die Filmförderung ist zu kompliziert, nicht effektiv genug – welches gleichfalls dazu geführt hat, dass zum kombinieren weniger internationale Produzenten mehr in Deutschland trudeln und zum anderen deutsche Produzenten ins europäische Ausland möglich sein, um dort zu trudeln. Denn viele Länder versuchen wie mit Steueranreizen.

Solange sich die Produktionsbranche in einer Boomphase befand, fiel sie merklich negative Entwicklung nachher äußerlich weniger aufwärts, schwelte im Hintergrund. Der Streamingboom und die hohe Nachfrage nachher neuen Inhalten stand im Vordergrund, von „goldenen Zeiten“ für die Branche war immer wieder die Rede. Nun sind in kurzer Zeit die Produktionskosten inflations- und krisenbedingt erheblich gestiegen, bei einem Rückgang des Auftragsvolumens um mindestens zehn Prozent und einer aufgrund des Haushaltslochs gekürzten Filmförderung.

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Ein Jahr nach der Ankündigung der Reform werfen sich die Vorstände der Produktionsallianz (die sich gerade umbenannt hat und vorher Produzentenallianz hieß), allen voran der ehemalige SPD-Politiker Björn Böhning als Vorstandschef, und die Grünen-Politikerin Claudia Roth gegenseitig Blumen zu. Die BKM habe den Produzenten am Valentinstag „eine Rose überreicht“, sagte Böhning zur Begrüßung im Kino International – gemeint ist das nun vorgelegte Reformpaket (WELT berichtete). Das zunächst, wohlgemerkt, ein Vorschlag der Kulturstaatsministerin ist, nicht mehr und nicht weniger. Das aber in vielen Punkten den Wünschen vieler Produzenten entspricht.

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Die „große Freundin der deutschen Film- und Fernsehwirtschaft“ (Böhning über Roth) hielt darauf die lang erwartete Grundsatzrede zur Reform, an der ihre Mitarbeiter und sie ein Jahr „geschuftet“ hätten. Das Paket ist ambitioniert, fraglos, und verbindet eine Vereinfachung der Filmförderung mit einem Steueranreizmodell, das gleichzeitig an eine Investitionsverpflichtung geknüpft ist. Vor allem die Investitionsverpflichtung hat bereits im Vorfeld für Zündstoff gesorgt, denn mit diesem Instrument sollen vor allem Streamingdienste, aber auch alle anderen Anbieter von Online-Abrufdiensten verpflichtet werden, 20 Prozent ihres Nettoumsatzes in deutsche bzw. europäische Werke zu investieren.

Stehende Ovationen für Roth

Dazu kommt ein nicht minder brisanter Vorschlag – macht ein Auftraggeber von dem Anreizmodell Gebrauch, sollen die Rechte an der Produktion nach fünf Jahren wieder an die Produktionsfirma zurückfallen. Claudia Roth war bei der Vorstellung der Reformpunkte anzumerken, wie sie die Zustimmung im Publikum inklusive stehende Ovationen am Ende der Rede genoss – und sogar herausforderte. Bevor sie in ihrer Ansprache den Joker des Rechterückfalls zog, sagte Roth beispielsweise: „Ich kann mir vorstellen, dass ich gleich noch mal Applaus bekomme.“

Ihr Vorgehen ist dabei einfach nachzuvollziehen: Die Fallhöhe der Reform muss maximal sein, damit die Verhandlungsposition im Prozess der Gesetzgebung möglichst stark ist. „Wir wollen darüber sprechen“, sagte Roth, um sogleich anzuschließen: „Und dann begeistert sein.“

In der Begeisterung ging ein wenig unter, dass das Gesetz zwar Anfang 2025 in Kraft treten soll, bis dahin aber noch einen langen Weg vor sich hat. Und es gibt wahrlich nicht nur jubelnde Produzenten, sondern auch Kritiker. Sowohl die ARD (das ZDF sortiert sich noch) wie die privaten Fernsehsender und die Streaminganbieter sind gegen die Investitionsverpflichtung (und werden in diesem Punkt innerhalb der Ampel von der FDP unterstützt).

Zudem gibt es mögliches Ungemach zwischen Bund und Ländern – in dem Jahr, in dem die BKM schuftete, sollen die Kontakte mit den Bundesländern, die bei der Filmförderung eigentlich das Sagen haben, denn sie haben die medienrechtliche Hoheit, nicht besonders engmaschig gewesen sein. Am Freitag ist ein Treffen mit Vertretern der Länder angesetzt.

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Es spricht für die Produktionsallianz, dass sie einen Vertreter der Kritiker zum Produzententag eingeladen hatte, den Vorstandschef von ProSiebenSat.1, Bert Habets. Der Niederländer hob auf Englisch die Strategie der Investition in lokale, also deutsche Inhalte hervor, was bereits seit einiger Zeit die Antwort der Privatsender auf die Streaming-Konkurrenz aus den USA ist. Neben den bekannten Marken wie „Germany´s Next Topmodel“ fielen bei Habets auch Beispiele wie „Landarztpraxis“ und „Promi Big Brother“ – klassisches Unterhaltungs- und Realityfernsehen.

Die deutschen Privatsender, für die Habets stellvertretend sprach, sehen durch die Investitionsverpflichtung die Freiheit ihrer unternehmerischen Entscheidungen gefährdet. „Es macht keinen Sinn“, sagte Habets, „einen ohnehin schwierigen Markt mit regulatorischen Beschränkungen zu belasten.“ Der Verband der privaten Rundfunkanbieter, Vaunet, hatte bereits zwei Tage vor dem Produzententag vor einer „erheblichen Gefahr einer Vielfaltsgefährdung“ gewarnt. Die Sorge ist hier, dass eine Vielzahl von Quoten dazu führen, dass die Sender und Streamer nicht mehr die Produktionen in Auftrag geben, die sie machen wollen, sondern die, die sie machen müssen.

„Kollateralschaden der Reform“

So sieht das im Übrigen auch die ARD. Diese teilt auf WELT-Nachfrage mit, die Verpflichtung sei „ein massiver Eingriff in die Rundfunkfreiheit und die Programmautonomie der Sender“. Und weiter: „Was derzeit auf dem Tisch liegt, würde mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen der größten Auftraggeber der deutschen Produktionsbranche empfindlich treffen – das wäre ein Kollateralschaden der anvisierten Filmförderreform, den niemand wollen kann.“ Die ARD prognostiziert, dass ihre Auftragsproduktionen in der Förderung benachteiligt werden, gleichzeitig viel stärkere Regulierung droht.

Was unisono kritisiert wird, ist die unverhältnismäßige Höhe der Investitionsverpflichtung. Andere Länder wie Österreich, Großbritannien oder Spanien hätten Steueranreizmodelle mit keiner oder eben nur einer sehr geringen Investitionsverpflichtung. Eine Ausnahme bildet Frankreich mit einer ebenfalls hohen Quote – an der haben sich die deutschen Produzenten und auch die BKM orientiert. Die Privatsender weisen darauf hin, dass es bei einer ähnlich hohen Quote europarechtliche Probleme geben könnte. Das sind natürlich auch Drohgebärden, um ein mögliches langes Beschwerdeverfahren anzudeuten. Der französische und der deutsche Markt sind allerdings auch nicht unbedingt eins zu eins vergleichbar.

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Und die Streamer, also Netflix, Amazon, Disney und Co., auf die die Investitionsverpflichtung vor allem zugeschnitten ist? Beziehungsweise – für die diese Verpflichtung vor allem in den bisherigen „Diskussionsentwurf“ geschrieben worden ist? Die in vielen Gesprächen und Äußerungen als die eigentlichen Profiteure dargestellt werden, weil sie die Rechte an den von ihnen beauftragten Werken auf ewig behalten. Obwohl sie, anders als von Claudia Roth behauptet, gar nicht allesamt „sehr viel Geld verdienen“. Die aber durchaus in die Filmförderung einzahlen – und zu einem substanziellen Teil auch zum Boom der Serien auf der ganzen Welt beigetragen haben.

Die äußern sich auch jetzt, beispielsweise Netflix. Eine Sprecherin sagt gegenüber WELT: „Als langjähriger Partner der deutschen Kreativbranche investieren wir seit vielen Jahren massiv in deutschsprachige Filme und Serien.“ Als Beispiele nennt sie den Oscar-Preisträger „Im Westen nichts Neues”, die Serien „Liebes Kind“ und „Die Kaiserin“ und die Reality-Dating-Show „Too Hot To Handle“. Um die Abonnenten zu begeistern, brauche dies Unternehmen Flexibilität und keine „starren Investitionsvorgaben mit kleinteiligen Subquoten“.

Christoph Schneider, welcher Deutschland-Chef von Amazon Prime Video, hatte die Investitionsverpflichtung im Unterschied zu WELT vor einigen Wochen wie „politischen Irrweg“ bezeichnet: „Wenn Sie kombinieren bestimmten Umsatzanteil in bestimmte Inhalte investieren zu tun sein, kann es hinzugefügt werden, dass man in Projekte investiert, in die man gleichsam nicht investieren wollte, weil die Qualität nicht stimmt, nur um die Quote zu gerecht werden.“

Die Gemeinsamkeit, die beim Produzententag beschworen wurde, ist mithin im besten Fall eine partielle Gemeinsamkeit zwischen großen Teilen welcher Regierungsparteien und welcher Mehrheit welcher deutschen Produktionsfirmen. Die Auftraggeber, mithin Sender und Streamer, sowie gleichfalls die Bundesländer zu tun sein in der Tat ebenfalls mit ins Boot genommen werden. Denn damit die bisherigen Entwürfe, die von welcher Produktionsallianz schon wie „größte Reform welcher letzten 25 Jahre“ und von Claudia Roth wie „großer Wurf“ gefeiert werden, gleichfalls umgesetzt werden, bedarf es noch kleine Menge mehr Schufterei.

Source: welt.de