Feminismus: Ein Schwarz-Weiß-Film macht was auch immer farbig

Ich laufe im Nachmittagsschatten welcher großen Kastanien, die
die Allee vor dem Schwefel-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle Nord… von Berlin säumen. Am
Ende welcher Straße erkenne ich ein wohlvertrautes Gebäude – die Historische Mönchmühle.
Hier werde ich heute Abend mit meiner Oma zum 8. März eine feministische
Abendveranstaltung machen. Dass es nicht nur ein Abend werden wird, welcher mehrere
Generationen zusammenbringt, sondern nebensächlich ein Stückchen gelebte Demokratie, ist
mir in diesen Moment noch nicht lukulent.

Ich stoße die große Glastür uff und höre fröhliche
weibliche Stimmen, unterbrochen von Gläserklirren. Ich folge den Geräuschen und
stehe im Vorraum zum Saal. Mein Blick fällt uff kombinieren großen Strohkorb, in den ohne Rest durch zwei teilbar
eine Hunderterpackung Klopfer geschüttet wird. Mit einem Lächeln uff den Lippen
begrüße ich die mir bekannten Gesichter. Es sind schuldlos freiwillige Helferinnen
des Vereins, welcher ebendiese Mühle in den letzten 20 Jahren, darum weitestgehend mein
Leben weit, aus einer Ruine in kombinieren Ort welcher Kunst und Kultur verwandelt hat. Diesen
Abend helfen ihre fleißigen Hände, kombinieren Film uff eine Leinwand zu einfahren, welcher
seit dieser Zeit sicher 50 Jahren in kaum einem Kino mehr gezeigt wurde. Und damit während
des Films niemand uff dem Trockenen sitzt oder mit einem knurrenden Magen uff
den Holzstühlen, nach sich ziehen sie eine kleine Bar arrangiert, Stüllchen geschmiert,
Soljanka gekocht und sogar eine „Frauentagstorte“ gebacken.

Jetzt höre ich nebensächlich die Stimme meiner Oma, sie instruiert
meinen Opa, wo er die Kasse zu Gunsten von die Spendengelder aufzustellen hat. Als sie
mich entdeckt, entspannen sich ihre Gesichtsmuskeln. Sie hat die letzten Wochen,
wenn nicht Monate, viel Zeit damit verbracht, die Veranstaltung zu planen. Sie
hat Gelder zwischen welcher Gemeinde beantragt, kombinieren Beamer und Lautsprecher
organisiert, die Idee in den Verein gebracht, eine Leinwand aufzustellen, seine Mitglieder
um Unterstützung gebeten und zwischen welcher Deutschen Kinemathek den Film ausgeliehen.
Es ist keiner so wie am Schnürchen, kombinieren feministischen Film von 1958, und dazu noch
kombinieren Sowjetzone-Film, zu zeigen. Es braucht eine Menge Geduld, Bürokratie und die
nötigen finanziellen Mittel hierfür. Man kann ihn nämlich uff keiner Plattform
streamen, in keiner Bibliothek, in keinem Archiv verleihen, sondern muss ihn gegen
eine recht hohe Leihgebühr denn DVD ordern.

Der Film, den wir zeigen, heißt Nur eine Frau und
erzählt von den jungen Jahren welcher bürgerlichen Vertreterin welcher ersten
Frauenbewegung, Louise Otto-Peters. Im 19. Jahrhundert machte sie sich kombinieren
Namen denn Autorin von literarischen Texten, Schloß und Fabrik (1846) und
Lieder eines deutschen Mädchens (1847), und politischen Artikeln. Ab
1849 war sie Herausgeberin einer kritischen Zeitung von Frauen zu Gunsten von Frauen: welcher Frauen-Zeitung. Aber ihr Engagement
ging weit übers Schreiben hinaus: 1865 gründete sie in Leipzig den Allgemeinen
Deutschen Frauenverein mit Auguste Schmidt. Diese Gründung wird heute von welcher
Geschichtsforschung denn welcher Beginn welcher organisierten deutschen Frauenbewegung
gehandelt.

Der Film von Carl Ballhaus basiert uff dem gleichnamigen, 1954 veröffentlichten
biografischen Roman von Hedda Zinner, in dem sie erzählt, wie Louise Otto zu
Louise Otto-Peters wurde. Das Buch wurde zu einem regelrechten
Kassenschlager. Es hatte kombinieren so großen Erfolg, dass die Defa vier Jahre
später den gleichnamigen Film in die Kinos brachte. Ein kleines Kuriosum in den
jungen Jahren welcher noch vom Krieg gebeutelten Sowjetzone. Denn welcher Film ist unglaublich
aufwendig gedreht mit kostspieligen historischen Kulissen und Kostümen und einer
hochkarätigen Besetzung.

Als ich letztes Jahr meiner Oma von dem Film erzählte und
sie die Namen welcher Schauspielerinnen Helga Göring, Marianne Wünscher und Eva-Maria
Hagen
hörte, funkelte irgendwas in ihrem Blick uff. Es war eine Idee, wie ich später
firm sollte. Sie wollte mit mir verbinden zum Frauentag, welcher zwischen ihr im
ländlichen Brandenburg übers Verschenken von Rosen hinaus keine öffentliche
Aufmerksamkeit bekommt, eine Vorführung des Films zusammenbringen. Sie war
überzeugt davon, dass die Menschen von den früheren Sowjetzone-Stars angelockt werden würden,
und sie war nebensächlich davon überzeugt, dass es eine feministische Veranstaltung in
ihrer Gemeinde spendieren müsste, wo es nicht mal eine Person gibt, die mit welcher
Gleichstellung aller Geschlechter betraut ist.

Aus ihrer Überzeugung ist nun Realität geworden. Wir stillstehen jetzt
Arm in Arm im abgedunkelten Saal, schauen uff die noch leeren Stühle und sind
jedwederlei rappelig. Sie hatte diesen Saal denn Freiwillige die letzten 20 Jahre
mit zu einem soziokulturellen Ort aufgebaut. Ich hatte hier
denn junges Mädchen Kuchen verkauft, damit die Kosten zu Gunsten von den Aufbau matt
werden konnten. Heute Abend werde ich denn erwachsene Frau die Einführung zu
einem historischen Film spendieren. Ich habe hierfür kombinieren kleinen Vortrag vorbereitet,
in dem ich nebensächlich wenige Worte zur widersprüchlichen Frauenemanzipation welcher Sowjetzone
und welcher Notwendigkeit des Feminismus 2024 sagen werde. Ich bin gespannt, wie
mein Publikum, wahrscheinlich ostdeutsch, wahrscheinlich in der Regel älter denn
ich, damit umgehen wird. Und erleichtert, denn lautstarke Zustimmung zu wahrnehmen ist, denn ich die von oben beschlossene
Frauenemanzipation welcher Sowjetzone-Regierung kritisiere.

Drei Stunden später läuft welcher Abspann des Films hinter mir, während
ich wieder vorne stehe und in die Gesichter des Publikums schaue. Vor mir
sitzen hoch 70 Menschen, deren Mimik mir verrät, dass sie ergriffen sind.
Ein kleinster Teil verstohlen wischen sich wenige von ihnen Tränen aus den
Augenwinkeln. Auch 66 Jahre nachdem seiner Veröffentlichung kann darum dieser
Schwarz-Weiß-Film, ebendiese tragisch gefilmte Liebesgeschichte welcher jungen Louise Otto und des irgendwas älteren August Peters, die Menschen noch berühren.

Jetzt, nachdem dem Film, bekommen meine Oma und ich dankenden Applaus
zu Gunsten von unsrige kleine Filmvorführung. Mit einem Sektglas in welcher Hand wird mir ein paar Momente
später gewiss lukulent, dass ebendiese Veranstaltung keiner so kurz war. Wir nach sich ziehen mit ihr
kombinieren Ort welcher Gemeinschaft geschaffen. Ich lasse meinen Blick umherschweifen. Überall
stillstehen kleine Grüppchen, die angeregt miteinander schwatzen. Es werden Klopfer
geöffnet. Es wird unerschrocken in Stüllchen gebissen. Vor allem im Gegensatz dazu gibt es aktiven
Austausch. Ich sehe junge und kalter Kaffee Menschen vor mir. Zwei 16-jährige
Freundinnen, die sich ein Stück Torte teilen, und eine 99-jährige Frau, die
meiner Oma ohne Rest durch zwei teilbar zunickt.