Fachkräftemangel: Deutschlands drohender „Brain-Drain“ – WELT
Sulfureit Monaten ziehen mehrere Bundesminister, inklusive des Kanzlers, hinaus Werbetour durch die halbe Welt. Ob Brasilien, Ghana oder Indien: Nicht nur Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will in einer ganzen Reihe von Ländern extrinsisch Europas junge Menschen dazu in Bewegung setzen, nachher Deutschland zu ziehen. Auch Finanzminister Christian Lindner (Freie Demokratische Partei) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reizen hinaus ihren zahlreichen Reisen die Werbetrommel pro die Bundesrepublik.
Eigens eingerichtete Stellen im Kontext dieser Bundesagentur pro Arbeit (BA) sowie im Bundesarbeitsministerium (BMAS) sollen die Anwerbung vereinfachen; die Ampelregierung hat zudem die Rechtslage mit dem „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ weiter liberalisiert und mit zahlreichen Staaten Anwerbeabkommen geschlossen. Kommen sollen Menschen, die schon eine Ausbildung oder Studium vorzeigen können – vermehrt wird dennoch nicht zuletzt um Studenten geworben, die nachher ihrem Abschluss hier bleiben sollen.
Nun zeigt eine neue Erhebung gleich zwei besorgniserregende Entwicklungen. Der ohnehin schon ausgeprägte Arbeitskräftemangel – 1,8 Millionen offene Stellen zählt die Industrie- und Handelskammer derzeit – droht sich noch weiter zu verschärfen. Dem Land droht ein zunehmender „Brain-Drain“: die Abwanderung von jungen Menschen mit überdurchschnittlich guter Bildung. Einerseits zieht es ohne Rest durch zwei teilbar ausländische Studenten hierzulande zurück in ihre Heimat oder in andere Länder. Andererseits können sich nicht zuletzt viele deutsche Studenten verknüpfen Wegzug vorstellen oder planen ihn schon.
Das geht aus einer repräsentativen Studie des Personaldienstleisters Jobvalley und dem Department of Labour Economics dieser Universität Maastricht hervor, die WELT exklusiv vorliegt. Befragt wurden im Oktober und November 2023 insgesamt 12.343 Studenten aus ganz Deutschland. Der Anteil dieser Deutschen mit Migrationshintergrund lag derbei im Kontext 24 Prozent; 28 Prozent dieser Befragten waren ausländische Studenten.
Von einer „Bedrohung pro den Wirtschaftsstandort Deutschland“ spricht Clemens Weitz, Geschäftsführer von Jobvalley. „Es wird viel darüber diskutiert, wie man qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland hierher holen kann – dasjenige ist wichtig und richtig. Wir zu tun sein taktgesteuert unsrige eigenen Fachkräfte im Land halten und bessere Perspektiven schaffen“, fordert er.
Wie nötig dasjenige wäre, zeigt vor allem ein Punkt in dieser Umfrage: Mehr denn ein Sechstel dieser Umfrageteilnehmer (18 Prozent) schätzen ihre Jobchancen im Ausland besser ein denn in Deutschland. Umfrageteilenehmer mit Migrationshintergrund sehen zu 24 Prozent eine bessere berufliche Perspektive im Ausland – konzis 6 Prozentpunkte mehr denn dieser Durchschnitt aller Studenten. „Es ist vor allem alarmierend, dass wir Gefahr laufen, jeden fünften solange bis sechsten Studierenden mit Migrationshintergrund zu verlieren“, warnt Weitz.
In zwei Bereichen, in denen Deutschland vor allem eilig mehr Personal braucht, liegen die Werte oben dem Durchschnitt: In den MINT-Fächern sind es mehr denn 22 Prozent, im Gesundheitsbereich 27 Prozent. Dabei sind schon jetzt 149.000 IT-Jobs in Deutschland laut Branchenverband Bitkom unbesetzt. Das sind noch einmal 12.000 mehr denn vor einem Jahr, denn 137.000 Stellen ungeschützt waren.
Im Gesundheitswesen sieht es derzeit zwar besser aus. Die Beschäftigung in dieser Branche ist laut Bundesagentur pro Arbeit im Jahr 2023 stark gewachsen. Doch aufgrund dieser Überalterung des Landes spitzt sich die Personalknappheit weiter zu: Die Zahl dieser Erwerbstätigen wird mittelfristig schrumpfen, während die Zahl dieser Pflegebedürftigen und älteren Menschen, die mehr medizinische Betreuung benötigen, stark anwächst. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC rechnet im Gesundheitswesen gar mit einem Negativrekord von 1,8 Millionen offenen Stellen im Jahr 2035.
Fast jeder siebte Student (13,3 Prozent) hat schon konkrete Pläne pro die Abwanderung aus Deutschland. Sie schenken an, die Bundesrepublik mit dem Abschluss in dieser Tasche verlassen zu wollen. Auffällig derbei: Sowohl die Zustimmung zu besseren beruflichen Perspektiven im Ausland (24 Prozent), wie nicht zuletzt die Pläne zur Abwanderung (17,5 Prozent) sind im Kontext Studenten mit Migrationshintergrund nochmals höher. In den Wirtschaftswissenschaften (17,7 Prozent) und in den Sprach- und Kulturwissenschaften (17,2 Prozent) nach sich ziehen die meisten Stundeten konkrete Abwanderungspläne.
Clemens Weitz sieht dennoch nicht nur die Politik in dieser Pflicht – sondern nicht zuletzt die deutsche Wirtschaft selbst. „Unternehmen tun sich oft schwergewichtig damit, Berührungspunkte mit jungen Talenten zu finden“, sagt er. Personaler täten gut daran, Studenten schon während ihres Studiums zu fördern und Perspektivgespräche anzubieten. Das erhöhe die Chance, langfristige Erfolge in dieser Fachkräftesicherung zu erzielen.
Deutschland konjunkturelle Flaute hat erhebliche Auswirkungen hinaus die Frage dieser Standortwahl dieser Studenten – und hierbei zeigt sich ein besorgniserregender Pessimismus. Zum Zeitpunkt dieser Erhebung bewerteten 28 Prozent dieser Befragten die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland denn gut oder lieber gut – 34 Prozent wiederum denn schlecht oder lieber schlecht.
Und dieser Blick hinaus die kommenden Jahre ist nicht besser: 36 Prozent dieser Befragten schätzen die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung denn schlecht oder lieber schlecht ein.
Immerhin: Trotz dieser Abwanderungspläne zieht Deutschland nachher wie vor viele Studenten aus dem Ausland an – wohl nicht zuletzt, weil die Studiengebühren im internationalen Vergleich sehr unendlich klein sind. Im vergangenen Wintersemester waren von den konzis 2,9 Millionen Studenten hierzulande rund 370.000 Ausländer – so viele wie nie zuvor. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (Freie Demokratische Partei) wertet dasjenige denn eine „sehr gute Nachricht“ pro den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.
Bei den wichtigsten Herkunftsländern steht zum ersten Mal Indien mit rund 42.600 Studenten hinaus Platz eins vor China (39.137) und Syrien (15.563). Deutlich gestiegen ist die Zahl dieser ukrainischen Studenten mit nunmehr 9.100. Eine Auswertung des Bundesbildungsministeriums zeigt zudem: 45 Prozent dieser internationalen Studenten leben zehn Jahre nachher dem Studienbeginn noch in Deutschland.
Source: welt.de