Europol: Drogenbanden unterwandern Europas Häfen

Containerhafen in Rotterdam: im Fokus von Kriminellen

Containerhafen in Rotterdam: im Fokus von Kriminellen


Foto: Frans Lemmens / Getty Images

Das organisierte Verbrechen nimmt einem Bericht von Europol zufolge die großen Häfen Europas in den Fokus. »Europas drei größte Häfen, nämlich die von Antwerpen, Rotterdam und Hamburg, gehören zu den Hauptzielen von krimineller Unterwanderung«, heißt es in einer von Europol in Den Haag veröffentlichten Analyse .

Die Banden würden Hafenbeamte oder Mitarbeiter von Firmen bestechen, Komplizen einschleusen und zunehmend auch die digitalen Sicherheitscodes von Containern knacken. Erstmals hatten Sicherheitsexperten die Risiken der großen Seehäfen von Antwerpen in Belgien, Rotterdam in den Niederlanden sowie Hamburg und Bremerhaven in Deutschland analysiert.

Die internationalen Banden nutzen Europol zufolge vor allem den Containerverkehr, um Kokain in die EU zu schleusen. Die Drogen würden zwischen legalen Waren wie Autoteilen oder Bananen versteckt und dann in den Häfen wieder herausgeholt. Haupteinfuhrhäfen sind demnach Antwerpen und Rotterdam. Allein im vergangenen Jahr hatten Zollfahnder dort die Rekordmenge von insgesamt rund 200 Tonnen Kokain sichergestellt. Nach den Analysen der Ermittler ist dies nur ein Bruchteil der tatsächlich geschmuggelten Drogen.

Gewalt schwappt in die Städte über

In den Seehäfen der EU kommen nach Angaben der Behörde jährlich rund 90 Millionen Container an. Doch nur ein kleiner Teil werde physisch inspiziert. Das mache es sehr schwer, illegale Ware zu entdecken.

Die Verbrecher-Netzwerke setzen dem Bericht zufolge vor allem auf Korruption von Hafenmitarbeitern. Doch die Bestechung von vielen Einzelpersonen und damit Mitwissern stelle für sie auch große Risiken dar. Daher würden die Banden auf neue Methoden setzen.


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Sie zielten der Analyse der Experten zufolge zunehmend auf die Sicherheitscodes für See-Container. Mit diesen Codes könnten sie Container öffnen, aber diese auch problemlos aus den Sicherheitsbereichen der Häfen schaffen.

Das Grundprinzip funktioniert laut Europol folgendermaßen: Eine Reederei erstellt, sobald der Transport bezahlt ist, eine eindeutige Referenz (zum Beispiel eine PIN oder einen QR-Code) für den Container. Mit diesem Code kann der Container am Zielort abgeholt werden. Die Kriminellen beschaffen sich – meist durch Korruption – diesen Code und weitere Identifikationsdaten – meist ohne das Wissen des rechtmäßigen Besitzers der eigentlichen Ware. Tatsächlich wird die Ware dann mit dem Code von dem Fahrer eines Transportunternehmens, das für die Kriminellen arbeitet, abgeholt. Außerhalb des Hafens werden dann die Drogen entnommen – die restliche Ware wird entweder an die rechtmäßigen Besitzer geliefert oder zurückgelassen.

Ein Nebeneffekt der kriminellen Aktivitäten und der Rivalitäten zwischen den Banden in den Häfen sei außerdem, dass die Gewalt oft auf die Straßen der umliegenden Städte überschwappe. Dadurch könnten unbeteiligte Personen Opfer der Kriminalität werden.


bbr/dpa