Europawahl: FPÖ laut Nachwahlbefragungen wohl stärkste Kraft in Ostmark

Mit deutlichem Vorsprung scheint die rechtspopulistische FPÖ in Österreich die Europawahl zu gewinnen. Aktuellen Trendprognosen zufolge, die auf Nachwahlbefragungen beruhen, kommt die Partei auf 27 Prozent und wäre damit erstmals stärkste Kraft bei einer bundesweiten Abstimmung in Österreich. 

Die regierende konservative Österreichische Volkspartei kommt demnach auf 23,5 Prozent und damit auf ein halbes Prozent mehr als die sozialdemokratischen SPÖ (23 Prozent). Die österreichischen Grünen liegen bei 10,5 Prozent und damit gleichauf mit den liberalen Neos.  

Fast zehn Prozent mehr als 2019

Bei der vergangenen Europawahl 2019 hatten noch deutlich weniger Menschen für die FPÖ (17,2 Prozent) gestimmt. Die Wahl stand damals noch unter Einfluss des sogenannten Ibiza-Skandals, der zu einer Regierungskrise und dem Bruch der damaligen Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ in Österreich geführt hatte. 

Hintergrund war die Veröffentlichung eines Videos, bei dem ein Treffen des damaligen FPÖ-Vizekanzlers Heinz-Christian Strache und dem Nationalratsabgeordneten Johann Gudenus mit einer angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen in einer Villa auf Ibiza heimlich gefilmt wurde. Beide zeigten sich dabei offen für Korruption und die Umgehung österreichischer Gesetze, etwa zugunsten einer Parteifinanzierung. Es folgten Ermittlungen gegen mehrere Politiker. 

Wahlsieg der FPÖ wurde erwartet

Das Ergebnis kommt dabei nicht überraschend. Landesweite Umfragen sahen die Rechtspopulisten bereits seit Wochen als stärkste Kraft bei der Europawahl. Die EU-weite Abstimmung wird in Österreich als Stimmungstest für die kommenden Nationalratswahlen im Herbst gesehen.

Für die regierende ÖVP ist das Europawahlergebnis eine deutliche Niederlage. Sie büßten 11,1 Prozent der Stimmen im Vergleich zu 2019 ein, als sie noch stärkste Kraft waren. In den aktuellen Prognosen liegen die Konservativen nur knapp vor den Sozialdemokraten (-0,9 Prozent). Auch die Grünen verlieren demnach 3,6 Prozent zur vergangenen EU-Wahl. Die liberalen Neos konnten hingegen um 2,1 Prozent zulegen.