Europawahl: AfD-Spitzenkandidat Krah verzichtet uff Auftritte im EU-Wahlkampf

Der AfD-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Maximilian Krah,
wird nach Informationen von ZEIT ONLINE auf jegliche Auftritte im Europawahlkampf
verzichten. Zudem legt er sein Amt im Bundesvorstand der Partei nieder. Die Partei haben einem AfD-Sprecher zufolge ein Auftrittsverbot gegen Krah verhängt.

Aus Frankreich wurde zuvor bekannt, dass die rechtsnationale
Partei Rassemblement National um Marine Le Pen wegen umstrittener Äußerungen
von Krah künftig nicht mehr in einer Fraktion mit der AfD im Europaparlament
zusammenarbeiten will
. Die AfD-Spitze würde die Zusammenarbeit mit dem RN gerne
fortsetzen, wie es aus Parteikreisen hieß.

Krah äußerte sich auf Twitter: „Ich nehme zur Kenntnis, dass sachliche
und differenzierte Aussagen von mir als Vorwand missbraucht werden, um
unserer Partei zu schaden.“ Die AfD müsse ihre Einigkeit bewahren, daher
verzichte er auf Wahlkampfauftritte und das Bundesvorstandsamt.

Verharmlosung der SS

Nach französischen Medienberichten geht es konkret um ein
Interview Krahs in der italienischen Zeitung La Repubblica, das am Wochenende
erschienen ist. Darin behauptete er, nicht alle Mitglieder der SS seien kriminell
gewesen. „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug,
automatisch ein Verbrecher war“, sagte Krah. Auf die Frage, ob SS-Mitglieder Kriegsverbrecher seien, antwortete er: „Es gab sicherlich einen hohen
Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht alle waren kriminell.“

Die
nationalsozialistische SS bewachte und verwaltete unter anderem die
Konzentrationslager und war damit maßgeblich für Kriegsverbrechen
verantwortlich. Bei den Nürnberger Prozessen nach Ende des Zweiten Weltkriegs
wurde sie zu einer verbrecherischen Organisation erklärt.

Die AfD arbeitet im Europaparlament mit dem Rassemblement National und der italienischen Lega in der Fraktion ID zusammen. Zwischen den
beiden Parteien gibt es jedoch schon seit Längerem Unstimmigkeiten. Le Pen
hat die AfD nach den Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen
von Rechtsradikalen in Potsdam im Januar kritisiert.

Bereits im April vom Wahlkampf suspendiert

Krah ist schon im April von der Parteispitze untersagt worden, beim offiziellen Wahlkampfauftakt der AfD in Donaueschingen in Baden-Württemberg aufzutreten.
Hintergrund war die Festnahme eines seiner Mitarbeiter in seinem Brüsseler
Abgeordnetenbüro wegen des Verdachts der Spionage für China. Der
Mitarbeiter sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft führt zudem Vorermittlungen gegen Krah selbst. Mitte Mai stieg Krah dann wieder in den regulären Wahlkampf ein.

Auch innerhalb der Partei war Krah seit Längerem wegen rassistischer, menschenfeindlicher und frauenfeindlicher Äußerungen umstritten. Zum Spitzenkandidaten für die Europawahl hatte die AfD ihn auf einem Parteitag in Magdeburg im Juli 2023 gewählt.