Erbschaftsteuer: Was eine Steuer braucht, damit wir sie gerne zahlen
Neidsteuer. Enteignungssteuer. Todesteuer. Oder auch: Gerechtigkeitssteuer. Es gibt viele Worte für die Erbschaftsteuer, und die allermeisten von ihnen sind emotional ziemlich aufgeladen. Kaum eine Abgabe in Deutschland wird so leidenschaftlich diskutiert. Immerhin fast 70 Prozent der Deutschen halten sie für ungerecht. Die einen wollen ihr hart erarbeitetes Vermögen schützen. Die anderen fordern, dass Reichtum nicht in wenigen Familien konzentriert bleibt, sondern breiter verteilt wird.
Die Steuer leidet seit Jahrzehnten unter Akzeptanzproblemen. Immer wieder musste das Bundesverfassungsgericht entscheiden: Dreimal erklärten die Richter sie bereits für verfassungswidrig, vor allem wegen Verstößen gegen die Gleichbehandlung. Jedes dieser Urteile führte zu einer Reform, die jedoch offenbar keine echte und nachhaltige Veränderung brachte. Das belegte zuletzt eine kleine Anfrage des Linkenpolitikers Dietmar Bartsch: In den vergangenen zehn Jahren gingen in Deutschland 463 Erbschaften über jeweils 100 Millionen Euro an die nächste Generation – mehr als die Hälfte, insgesamt 258, davon blieb komplett steuerfrei.