Energieversorung: Russische Gasexporte in die EU sind 2024 klar gestiegen
Trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat die EU im vergangenen Jahr mehr Gas aus Russland importiert. Das Plus lag im Vergleich zu 2023 bei 18 Prozent, wie die Denkfabrik Ember errechnet hat. Die Berechnung bezieht sowohl durch Pipelines transportiertes als auch Flüssiggas (LNG) mit ein.
Besonders Italien, Tschechien und Frankreich haben Ember zufolge vermehrt Gas aus Russland bezogen. Auch 2025 nehmen die Importe laut Ember weiter zu – obwohl die Nachfrage nicht steige und die Gaspreise 2024 um mehr als die Hälfte gestiegen sind. Demnach wäre allerdings die Versorgung nicht sichergestellt, wenn die EU kein russisches Gas mehr einführen würde.
Die EU hatte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 zahlreiche Sanktionen gegen russische Energieträger wie Kohle und Öl verhängt. Bis 2027 will die Staatengemeinschaft auch kein Gas mehr aus Russland importieren, rechtlich bindend ist dieses Vorhaben jedoch nicht. Seit dem Jahreswechsel lässt die Ukraine kein russisches Erdgas mehr passieren und hat den Transit durch Pipelines über ihr Staatsgebiet unterbunden. LNG wird hingegen über Schiffe transportiert. EU-Sanktionen verbieten zwar weitgehend den Transit von russischem Flüssiggas – aber nicht den Import.
EU-Kommissar kritisiert Importstaaten
EU-Energiekommissare Dan Jørgensen kritisierte im Handelsblatt das Verhalten der Mitgliedstaaten. „Es ist völlig unhaltbar, weiterhin fossile Brennstoffe aus Russland zu kaufen und damit indirekt Putins Kriegskasse zu füllen“, sagte der Politiker. „Seit Kriegsbeginn haben wir so viel Geld für fossile Brennstoffe aus Russland ausgegeben, wie 2.400 F-35-Kampfjets kosten würden.“
Die größten Gaslieferanten der EU sind derzeit Norwegen und die USA. Da auch in den nächsten Jahren weiter Gas in Europa gebraucht wird, will die EU-Kommission die Energie-Beziehungen zu den USA intensivieren. Man versuche so viel wie möglich zu diversifizieren, aber es gebe nicht viele Alternativen für den Einkauf von LNG, sagte Jørgensen. Trotz angespannterer diplomatischer Beziehungen zur Regierung von US-Präsident Donald Trump könne man über diese Themen sprechen.