Energiekonzern EDP: Erneuerbare Energien zu Gunsten von die Künstliche Intelligenz

Landauf, landab jammern deutsche Manager und Unternehmer darüber, wie schlecht Standort- und Investitionsbedingungen im Heimatmarkt doch seien. Doch Miguel Stilwell d’Andrade hat einen ganz anderen Blick auf Europas größte Volkswirtschaft. „Wir wollen in Deutschland bis 2030 mehr als eine Milliarde Euro investieren“, kündigt der Chef des portugiesischen Energiekonzerns EDP im Gespräch mit der F.A.S. an. Deutschland sei damit für sein Unternehmen der wichtigste Wachstumsmarkt in Europa und weltweit der zweitgrößte nach den USA. Nicht zuletzt eine steigende Stromnachfrage von Rechenzentren durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz sieht der Newcomer als Wachstumschance für sich.

EDP ist der führende portugiesische Stromversorger und zählt mit einem Jahresumsatz von rund 16 Milliarden Euro in Europa zu den mittelgroßen Unternehmen der Branche. Der in Europa, Asien und in Amerika vertretene Konzern hat sich inzwischen fast vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt und ist einer der weltweit größten Erzeuger von Windstrom.

Techkonzerne als wichtige Stromkunden

Auch in Deutschland setzt EDP auf die Energiewende. Konzernchef Stilwell d’Andrade will vor allem in den ostdeutschen Bundesländern in Solar- und Onshore-Windparks investieren. „Wir wollen einer der fünf größten Erzeuger von grünem Strom in Deutschland werden“, kündigt er an.

Bis 2030 strebe EDP an, eine Stromerzeugungskapazität in Deutschland von mehr als einem Gigawatt aufzubauen. Bisher sind die Portugiesen hierzulande dagegen nur ein kleiner Marktteilnehmer. 2022 hat EDP den Münchner Photovoltaik-Projektentwickler Kronos Solar übernommen. Weitere Akquisitionen seien denkbar, sagt Stilwell d’Andrade.

EDP hat in Deutschland Unternehmen als Stromkunden im Visier. In anderen Ländern sind solche Belieferungsverträge für Großkunden, in der Branche als Power Purchase Agreement (PPA) bezeichnet, bereits weiter verbreitet als hierzulande. Ein Unternehmenskunde sichert sich dabei zum Beispiel die vollständige Stromausbeute eines Windparks mittel- bis langfristig und zu festen Konditionen.

Konzernchef Stilwell d’Andrade rechnet mit einem stark zunehmenden Energiehunger von Technologieunternehmen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. „KI ist ein Riesentreiber für die Stromnachfrage. Eine Abfrage auf ChatGPT verbraucht zehnmal so viel Strom wie eine Google-Abfrage“, rechnet er vor. Bereits heute zählten Technologieunternehmen wie Google und Amazon zu den größten Kunden von EDP. „Die großen Techkonzerne bauen wegen der KI auch in Deutschland Rechenzentren, das schafft eine erhebliche neue Nachfrage nach Strom, und das ist eine super Wachstumschance für uns.“

Wind und Sonne seien inzwischen eindeutig die kostengünstigsten Methoden der Stromerzeugung, sagt der EDP-Chef. Und die erneuerbaren Energien hätten noch einen weiteren Vorteil gegenüber Gas- oder Kohlekraftwerken: Während die Marktpreise für fossile Energieträger schwanken, könne Wind- und Solarstrom zu langfristig stabilen Kosten erzeugt werden. „Wir können unseren Kunden auf zehn bis 15 Jahre Strompreise garantieren. Genau diese Planbarkeit mögen die großen Technologiekonzerne für ihre Rechenzentren.“