Energie: Trump will mehr Kohlestrom – und lügt reichlich Deutschland

Mit einem präsidentiellen Dekret will US-Präsident Donald Trump Kohle als Energieträger stärken. In dem Erlass werden Ministerien und Behörden angewiesen, alle Maßnahmen zu beenden, die die Förderung und den Export von Kohle eindämmen. Zudem soll die Laufzeit von existierenden Kohlekraftwerken verlängert werden. Trump unterschrieb die Anordnung bei einer Zeremonie im Weißen Haus vor einer Gruppe von Bergleuten mit Schutzhelmen.

Der US-Präsident begründete seinen Schritt unter anderem damit, dass die Kohleenergie für den Betrieb von KI-Rechenzentren gebraucht werde. Aufgrund des hohen Energiebedarfs der Rechenzentren für künstliche Intelligenz sowie dem Schürfen von Kryptowährungen und der zunehmenden Nutzung von Elektroautos steigt der Energiebedarf der USA zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder an.

Mit der Entscheidung will Trump zudem den Kohlebergbau in den USA stärken. „Wir bringen eine Industrie zurück, die aufgegeben wurde“, sagte Trump den im Weißen Haus versammelten Kohlekumpeln. „Wir werden den Bergleuten wieder Arbeit geben“, versprach er. Die Beschäftigung in Kohleminen ist in den USA in den vergangenen zehn Jahren von 70.000 auf 40.000 zurückgegangen.

Trump erfindet deutschen Kohleboom

Zum wiederholten Mal verwies Trump beim Thema Kohlestrom auf Deutschland. Dort würden angeblich überall neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen. In Wahrheit ist dies seit Jahren nicht mehr geschehen. Das letzte neue Kohlekraftwerk in Deutschland wurde laut Bundesnetzagentur im Jahr 2020 fertiggestellt. Schon am Vortag hatte Trump bei einem Besuch von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu im Weißen Haus die Lüge verbreitet, in Deutschland werde jede Woche ein Kohlekraftwerk in Betrieb genommen. Laut Statistischem Bundesamt ist sowohl die Menge des in Deutschland produzierten Kohlestroms als auch dessen Anteil am Energiemix rückläufig.

Kohleverstromung gilt als die klimaschädlichste Art der Energieerzeugung. Beim Verbrennen von Kohle wird mehr Kohlendioxid frei als bei jedem anderen fossilen Energieträger. Außerdem entstehen Schadstoffe, die mit Lungen- und Herzerkrankungen in Verbindung gebracht werden. 

Umweltschützer kritisierten deshalb Trumps Entscheidung. „Die Trump-Regierung steckt in der Vergangenheit fest“, sagte Kit Kennedy, Chef der Abteilung Energie bei der Umwelt-NGO Natural Defense Council. Statt den Stromkunden teurere Energieformen von gestern zu verkaufen, solle die Regierung lieber alles daransetzen, das Stromnetz der Zukunft zu bauen.