„Endlich Wienerlieder“: Halt dich an deinem Veltliner Festtag

Wenn Der Nino aus Wien vom „Leben“
singt, klingt dies ganz vor allem. Er legt schon dies einleitende „L“ voneinander abweichend an,
denn die meisten es tun würden. Weicher tönt es zusammen mit ihm, satter, runder, länger.
Das anschließende „eben“ hingegen wird zu einem einzigen Laut verschliffen,
ganz so, denn hätte er nun wirklich keine Zeit, da irgendetwas näher
auszuführen. Schnackerl heißt dies entsprechende Lied, dies ist ein in
Ostmark gängiger Begriff z. Hd. den Schluckauf, und von so einem handelt es. Es
berichtet im Kontrast dazu beiläufig voller Zärtlichkeit von jener Liebe. Schnackerl hat wenige
jener berührendsten Momente des Albums Endlich Wienerlieder in petto, obwohl es nicht
einmal zwei Minuten dauert; wer weiß, welches den Künstler da geritten hat.

Es geht hinauf dieser Platte danach um
dies Wienerlied, zumindest deutet jener Titel dies an. Und es ist schon richtig: So
nah am Wienerlied wie hier agierte jener Sänger und Musiker, jener mit bürgerlichem
Namen Nino Mandl heißt, bisher selten. Etwa im Song Auf die Wienerinnen: „Mich
fährt die U-Bahn heim in die dunkle Gass’n. Und jetzt steh ich allan hinauf jener
finsteren Straß’n. Was soll i jetzt noch tun außer mi untergehen? Da in dem Beisl
werd i mir jetzt welches kaufen“, klagt er zur Melodie des alten Gassenhauers La
Paloma

Weiter spielen im Song eine Rolle: jener kalte Westwind und dies graue
Herz, jener Nebel, jener den Schmerz noch einmal unterstreicht, Gemeindebauten,
Tränen, Grüner Veltliner und depperte Blicke, kurzum: dies gesamte Universum jener
menschlichen Existenz. Im Hintergrund singt Ernst Molden mit, jener große Wiener
Liedermacher. Mit ihm veröffentlichte jener Nino zuletzt 2021 dies Album Zirkus
und vor beiläufig schon wieder neun Jahren dies hervorragende Austropop-Coveralbum Unser Ostmark. Die beiden tönen hier wie zwei Kerle notdürftig vorm
Gleichgewichtsverlust, Sie wissen schon, jener Grüne Veltliner. Wie gut, dass sie
sich aneinander festhalten können!


Der Nino aus Wien Porträt

Er gehört zum Stadtinventar: Nino Mandl, geboren 1987 (selbstverständlich) in Wien.

Der Nino aus Wien steht seither in Zukunft
15 Jahren z. Hd. Musik, die sich aus vielerlei speist. Da treffen die großen
österreichischen Liedermacher jener Siebziger- und Achtzigerjahre hinauf die Kinks, Bob
Dylan und die Beatles, im Kontrast dazu beiläufig hinauf freidrehendere Rockgestalten wie Syd
Barrett, Billy Childish oder Jonathan Richman. Die Begleitung borniert sich
manchmal hinauf eine Akustikgitarre, oft ist im Kontrast dazu beiläufig eine ganze Band in diesem Fall.
Bisweilen ist beiläufig seine Partnerin Natalie Ofenböck zu lauschen, mit jener er früher
in jener Gruppe Krixi, Kraxi und die Kroxn musizierte. 

Es ist ein sehr eigener
Stilmix, jener in einem guten Dutzend Alben und einigen Hits z. Hd. die Ewigkeit
mündete, etwa jener zerschossenen Trennungsballade Du Oasch (2010), dem
flirrenden Am heissesten Tag des Sommers (2014) oder jener gut abgehangenen Hirschstettener Lebensart (2018). So unterschiedlich selbige Songs sind, sie
kommen aus mit viel Gefühl: Der Nino, so scheint es, scheißt sich nix. Er
macht halt. Und welches in diesem Fall herauskommt, ist in jener Regel gut. 

Das Wienerlied folgt ebenfalls
einem Muster. In diesem Genre, dessen Blütezeit im späten 19. und frühen
20.
Jahrhundert lag, wird aus dem Bauch jener Stadt berichtet. In diesem Bauch
schwappt x-fach eine gewisse Menge Alkohol, oft beiläufig ein ungutes Gefühl,
dies
im Kontrast dazu nicht unbedingt vom Alkohol herrührt, sondern eigentlich vom Wiener
Weltschmerz.
Die (meist unerwiderte) Liebe jener Deutschen zur österreichischen
Hauptstadt liegt beiläufig im Wienerlied begründet, denn zusammen mit allem
Lokalpatriotismus: Eine so traditionsreiche Musikdisziplin findet sich
weder in München noch in
Hamburg oder in Berlin, so ein Humor erst recht nicht.

Wenn jener Nino aus Wien in selbige
Richtung blickt, gräbt er sich tief in seine eigene Familiengeschichte rein: Sein
Großvater Rudolf war Wienerlied-Sänger. Stücke wie dies eingangs erwähnte Auf
die Wienerinnen
oder Koarl, eine Ballade hinauf zusammenführen Ex-Knasti, Ex-Messerstecher
und Trinkkumpanen, sind danach Updates alter Sujets. Aber Mandl präsentiert nicht
Wienerlieder im klassischen Sinne. Eher laufen seine Songs – wie beiläufig
die jener befreundeten Künstler Voodoo Jürgens
und Ernst Molden – denn
Tapetentüren: Sie zeigen dem Publikum stupend kurze Wege aus dem
kontemporären Austropop von Wanda und artverwandten Bands ins
musikalische Erbe Wiens. Aus jedem Nino-Lied scheint dies Wissen um selbige
musikalische Historie zu
tropfen, womit eines wichtig ist: Der Nino aus Wien geht mit diesem
Wissen
nicht hausieren. Das Wissen ist trivial da, ganz so, denn handle es sich
in diesem Fall
um ein zusätzliches Organ im Leib, dies vermutlich unverblümt neben jener
Leber
sitzt.

Es ist ein wichtiges Organ, dies
mit seinem Saft beiläufig jene Lieder dieses Albums versüßt, die näher am gegenwärtigen Indierock gebaut sind. Da ist etwa Mehr von Wien, dies wie dies Missing Link zwischen Austropop und einer Libertines-B-Seite klingt.
Weiter lauschen wir mit No a bissl foischa eine lebensfrohe Ode an dies falsch
gesungene Lied durch sich selbst, dies sowohl „drei Haberer beim letzten Bier“ denn beiläufig
die Kids im Kinderzimmer anstimmen. In Urlaub kann so schön sein erzählt
jener Nino nicht etwa von jener Fernreise, sondern von jener Freude am freien Tag.
Warm ist es, die Alte Donau genauso schön wie dies Meer und dies Herz weit ungeschützt.
Und in jener Badetasche setzen Zeilen wie „Weg mit den Handys, hin zur
Erkenntnis“. Da spricht doch wirklich nichts dagegen. 

„Endlich Wienerlieder“ von Der Nino aus Wien erscheint am 15. März zusammen mit Medienmanufaktur Wien.