Em 2024: Bis zu 1300 Sicherheitskräfte pro Spiel – Faeser setzt aufwärts Grenzkontrollen – WELT

Mit dem Flugzeug ging es für den Tross des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Donnerstagnachmittag von Nürnberg aus ins rund 450 Kilometer entfernte Düsseldorf. In Mönchengladbach, das nur unweit der Rhein-Metropole liegt, findet am Freitagabend der letzte EM-Test für die von Julian Nagelsmann betreute Fußball-Nationalmannschaft gegen Griechenland statt (20.45 Uhr/RTL).

Für den Bundestrainer bietet sich noch einmal die Gelegenheit, sein Team unter Wettkampfbedingungen spielen zu sehen. Im Anschluss muss er noch einen Spieler aus dem vorläufigen EM-Kader streichen. Julian Nagelsmann hat sich bereits entschieden, welcher Spieler es sein wird. Der Spieler und die Öffentlichkeit werden aber erst an diesem Freitagabend darüber informiert.

Die Startelf für das EM-Turnier, das Deutschland am Freitag der kommenden Woche gegen Schottland in München eröffnet (21 Uhr/ZDF), steht quasi fest – einzig vorn im Sturm gibt es noch eine offene Position. Nagelsmann tendiert zwar zu Kai Havertz, dem Profi vom FC Arsenal, aber auch Niclas Füllkrug vom BVB hat noch gute Karten.

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Denn so gut diverse Abläufe und auch das Zusammenspiel im Test gegen die Ukraine am vergangenen Montag gepasst haben – wieder einmal offenbarte die deutsche Mannschaft aber ihre Schwäche im Abschluss. Bei 27 Schüssen war am Ende kein Tor herausgesprungen. Das soll und muss sich ändern. Am besten schon beim Spiel gegen Griechenland. Beim Abschlusstraining in Herzogenaurach waren alle Spieler dabei. Die Partie gegen die Griechen, die in den EM-Play-offs gescheitert waren, steht aber auch aus einem anderen Grund im Fokus – der Sicherheit.

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Die Bundespolizei kann wegen der EM ab sofort vorübergehend Kontrollen an allen deutschen Grenzen vornehmen. Die Kontrollen erfolgen auch an den Grenzen zu Dänemark, Frankreich und den Benelux-Staaten, an denen es bisher keine gab, teilte das Bundesinnenministerium mit. Außerdem können Reisende aus dem Schengen-Raum auch im Flugverkehr und in Häfen kontrolliert werden. Die Kontrollen fänden „lageabhängig und flexibel“ statt, hieß es.

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte dies zuvor aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen für das Turnier angeordnet. „Unser Fokus reicht von der Bedrohung durch islamistischen Terror, über Hooligans bis hin zu Cyberangriffen“, betonte Faeser laut Mitteilung. „Die Bundespolizei wird die deutschen Grenzen, Flughäfen und den Bahnverkehr schützen.“ Mithilfe der Kontrollen sollen Gewalttäter früh erkannt und gestoppt werden. Reisende und Pendlerinnen und Pendler sollen dabei so wenig wie möglich beeinträchtigt werden.

Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres und Heimat, mit Herbert Reul (CDU), Innenminister Nordrhein-Westfalens
Nancy Faeser (SPD), Bundesministerin für Inneres, mit Herbert Reul (CDU), Innenminister Nordrhein-Westfalens
Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Die wegen der EM angeordneten temporären Kontrollen an allen deutschen Schengen-Binnengrenzen sind auf EU-Ebene bis zum 19. Juli – also wenige Tage nach dem Endspiel am 14. Juli im Berliner Olympiastadion – angemeldet. Alle Reisenden würden daher gebeten, gültige Reisedokumente mit sich zu führen.

Zuletzt hatte Faeser gesagt, die Sicherheitslage sei „angespannt“. Es gebe aber keine konkreten Hinweise auf geplante Anschläge wegen der EM. Während des Turniers werden neben den deutschen Beamten auch etwa 580 ausländische Polizeikräfte eingesetzt, insbesondere bei Streifeneinsätzen in den Spielorten und im Bahnverkehr.

Dies ist laut Ministerium Teil einer intensiven Kooperation mit den Sicherheitsbehörden der Teilnehmer-, Anrainer- und möglicher Transitstaaten. Das International Police Cooperation Center (IPCC) in Neuss (Nordrhein-Westfalen) bildet das Herzstück dieser nationalen und internationalen Zusammenarbeit.

Sicherheitskräfte nach Flitzer-Irrsinn gewarnt

Zuletzt gab es auch in den Stadien viele Sicherheits-Fragen. Nachdem es im Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid (0:2) am vergangenen Samstag gleich vier Personen gelungen war, ungehindert auf den Rasen des Londoner Wembley-Stadions zu rennen, um dort unter anderem Selfies mit Spielern zu machen, rannten nur zwei Tage später, als die DFB-Auswahl in Nürnberg gegen die Ukraine spielte, erneut einige Zuschauer in den Innenraum. Die meisten steuerten ukrainische Spieler an, wollten Fotos mit ihnen machen oder sie einfach nur umarmen.

Anders als in London, wo die Flitzer teilweise sekundenlang allein umherlaufen konnten, weil kaum bis keine Ordner eingriffen, packten die Sicherheitsleute in Nürnberg resolut zu, warfen sich stellenweise zu dritt auf die ungebetenen Eindringlinge.

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Sowohl in London als auch in Nürnberg verliefen die Flitzer-Aktionen glimpflich – die Spieler wurden körperlich nicht attackiert. Dennoch, die Sicherheitsverantwortlichen sind mit Blick auf die anstehende EM, die am 14. Juni beginnt und bei der es 51 Partien gibt, gewarnt.

Was die Sicherheit in den Stadien betrifft, verwies Herbert Reul (CDU), der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, im ARD-„Morgenmagazin“ am Donnerstag auf den europäischen Verband Uefa. „Für das, was in den Stadien passiert, ist die Uefa zuständig. Die Uefa hat, das muss man sagen, doppelt so viele Sicherheitskräfte wie bei normalen Bundesligaspielen“, sagte Reul, in dessen Bundesland vier der zehn Spielstätten liegen: Düsseldorf, Köln, Gelsenkirchen und Dortmund.

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Quelle: picture alliance/Daniel Kubirski

Zum Thema Sicherheit in den Stadien und bestimmte Vorkehrungen teilte die EURO 2024 GmbH auf WELT-Anfrage mit: „Die Sicherheit des Stadion-Innenraums und besonders des Spielfelds hat für die UEFA und die EURO 2024 GmbH absolute Priorität, genau wie die Team Facilities. Dazu werden in den Stadien speziell auf die Anforderungen eines Turniers geschulte Ordnungs- und Sicherheitskräfte eingesetzt.

Die Erfahrungen aus London zeigen, dass wir mit unseren Planungen auf dem richtigen Weg sind.“ Zu konkreten Maßnahmen gab es aus „Gründen der Vertraulichkeit“, wie es hieß, keine Angaben. Dem Vernehmen nach sind bei der EM je nach Spiel und Stadion zwischen 800 und 1300 Ordnungs- und Sicherheitskräfte im Einsatz.

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Die EURO 2024 GmbH hat seit Mitte Januar sogenannte Venue Safety & Security Manager in den zehn EM-Stadien im Einsatz, um die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten aller sicherheitsrelevanten Themen zwischen Veranstalter, Behörden und Betreiber vor Ort zu koordinieren.

An den Spieltagen ist so geregelt, dass jeweils eine von den Turnierorganisatoren gestellte Veranstaltungsleitung – gemäß Versammlungsstättenverordnung – die Koordination mit der Polizei, den Rettungsdiensten und dem Stadionbetreiber sicherstellt.

„Das wird kein Spaziergang“, sagt der NRW-Minister

Bezüglich des Zugangs zum Stadion müssen sich alle Ticketinhaber auf zwei große Kontrollen einstellen. Bei einem ersten, äußeren Sicherheitsring werden die ausschließlich elektronischen Tickets auf den Mobiltelefonen der Besucher visuell durch Sicherheitspersonal überprüft.

Außerdem werden dort die Person und die mitgebrachten Gegenstände durchsucht. Taschen sollen etwa maximal in DIN-A4-Größe zugelassen sein. Am nächsten inneren Sicherheitsring wird am Drehkreuz das Ticket überprüft.

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Für NRW-Minister Reul bleibt für das EM-Gastgeberland Deutschland trotz guter Sicherheitsvorkehrungen ein Restrisiko. Ob die Vorbereitungen „perfekt und hundertprozentig“ seien, diese Frage sei offen, sagte er. Die „Hauptfrage“ sei, wie die Sicherheitsbehörden an relevante Informationen kommen könnten, bevor etwas passiere.

„Das ist die größte Unsicherheit aller Zeiten, weil wir nur sehr begrenzte Möglichkeiten haben, die Informationen abzufischen.“ Reul hatte zu Wochenbeginn bereits auf die insgesamt hohe Belastung für die Polizeikräfte während der EM (14. Juni bis 14. Juli) verwiesen. „Das wird kein Spaziergang werden.“

Source: welt.de