Elfriede Lohse-Wächtler: Als wäre sie glücklich
Ein Blick auf die Haare, mehr braucht es nicht. Haare, ganz außer sich und dermaßen wild verkringelt, dass keine Bürste sie je wird glätten können. Züngeln wollen sie, frei gen Himmel streben, sich vom Wind umspielen lassen, und selbst wenn es gerade mal anders ist, wenn ein dicker Topfhut sie niederdrückt, damit sie Anstand beweisen, der Ordnung genügen, drängen sie bald schon hervor, an der Stirn oder am Hals, wirbelig, ungestüm, Haare mit Eigenleben, in Blau, Gelb, in biestigem Rot, wie’s grad gefällt.
Sie erzählen keine Geschichte, es sind keine Bedeutungshaare, und doch lässt es sich nicht übersehen: dass sie sich einem Pinsel, einem Stift verdanken, der in wilden Wellen übers Papier zieht, oft unbefangen, ungesteuert, irgendwann den Halt verliert, in irgendeinen Linienwust gerät, wieder herauskurvt und es in jedem Fall so wirkt, als wollte diese Kunst sich am liebsten selbst entfesseln und also haarig werden, wild bewegt und widerspenstig, auf zerwühlte Weise frei.