Einsturz welcher Carolabrücke: Kommunen und Bauwirtschaft dringen nachher Einsturz aufwärts Brückensanierung

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie pocht nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden darauf, der Sanierung von Brücken in Deutschland oberste Priorität einzuräumen. „Der Brückeneinsturz von Dresden ist dramatisch und tragisch zugleich, man kann von sehr großem Glück sprechen, dass keine Menschen zu Schaden kamen“, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

„Der Vorfall zeigt eindrücklich, wie hochsensibel unsere Verkehrsinfrastruktur ist und welchen wichtigen Part unsere Brücken übernehmen“, sagte der Verbandsvertreter. Dies müsse oberste Priorität haben. Das gelte nicht nur mit Blick auf den Vorfall in Dresden. „Das ist eine politische Aufgabe und gesellschaftliche Verpflichtung.“

30.000 Brücken offenbar sanierungsbedürtig

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte von Bund und Ländern eine „Investitionsoffensive“ für die Infrastruktur. „Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden macht auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz lebt“, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dies treffe insbesondere die Kommunen.

Statistisch gemittelt verzeichneten die Kommunen demnach jeden Tag einen Wertverlust in Höhe von rund 13 Millionen Euro bei ihren Infrastrukturen. Das Kommunalpanel der Förderbank KfW beziffere den kommunalen Investitionsrückstand auf rund 186 Milliarden Euro. Im Hinblick speziell auf Brücken verweist der Kommunalvertreter auf eine Studie von 2023, nach der die Hälfte der rund 60.000 Brücken in kommunaler Hand in keinem guten Zustand sei.

Aus eigener Kraft können die Städte und Gemeinden eine Sanierung nach Bergheggers Einschätzung kaum tragen. Im vergangenen Jahr habe das Finanzierungsdefizit bei den Kommunen bei 6,2 Milliarden Euro gelegen, für das laufende Jahr müssten sie mit einem Minus von mehr als 13 Milliarden Euro rechnen, erklärte er.

Dresden war in der Nacht zum Mittwoch beim teilweisen Einsturz der Carolabrücke nur knapp einer Katastrophe entgangen. Ein etwa 100 Meter langes Stück, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, stürzte in die Elbe. Ein weiterer Abschnitt ist einsturzgefährdet. Verletzt wurde niemand.

Die Carolabrücke ist eine Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971. Zwei ihrer Brückenzüge, die Teile A und B, wurden in den vergangenen Jahren bereits saniert. Eingestürzt ist nun der Teil C, der im nächsten Jahr saniert werden sollte. Die Ermittlungen zur genauen Unglücksursache laufen noch, aber es gibt die Vermutung, dass als Folge mangelhafter Wartung in der Vergangenheit Korrosion verantwortlich sein könnte.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte mit Blick auf den Einsturz gesagt, die Carolabrücke stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. „Aber man sieht an dieser Brücke, wie gefährlich es ist, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert wird.“