Ein Jahr Wirecard-Prozess: Duell im Prozessbunker

Das Leben hinter Gefängnismauern folgt einer immergleichen Routine: Wecken, Morgentoilette, Frühstück, Mittagessen, Abendessen und zwi­schendurch Zeit zu Gunsten von vereinen Hofgang. Kontakt zu anderen Insassen gibt es während welcher Untersuchungshaft im Regelfall nicht. Sind Mitangeklagte im gleichen Gefängnis untergebracht, wertschätzen die Justizwachtmeister noch einmal strenger darauf, die Häftlinge zu trennen.

Marcus Jung

Redakteur in welcher Wirtschaft.

Zu Gunsten von zwei prominente Insassen welcher Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim hält ein solcher Alltag am Mittwoch und Donnerstag irgendetwas Abwechslung griffbereit. Dann zubringen Oliver Bellenhaus und Markus Braun den gesamten Tag vor Gericht.

Kurz vor neun Uhr verlassen sie ihre Zellen und gelangen durch ein Tunnel­system in dasjenige Hochsicherheitsgebäude am Rande des weitläufigen Gefängniskomplexes im Münchner Süden. Hier hat welcher Freistaat vor einigen Jahren mit viel Stahl­beton vereinen Gerichtssaal gut fünf Meter unter die Erde gegraben.

Angeklagte in Handschellen

Tageslicht fällt nur durch vergitterte Deckenfenster ein. Der Saal ist riesig, und mit seiner Holzvertäfelung erinnert er an eine Mehrzweckhalle – wenn da nicht die zahlreichen Sicherheitsbeamten, eine Schleuse mit Leibesvisitation und in Handschellen vorgeführte Angeklagte wären.

An zwei Sitzungstagen in welcher Woche wird hier, vor welcher vierten Strafkammer des Münchner Landgerichts, welcher Wirecard-Prozess verhandelt. In einem welcher spektakulärsten Skandale welcher deutschen Wirtschafts­geschichte geht es um mutmaßlichen gewerbsmäßigen Bandenbetrug in Milliar­den­höhe, um Bilanzfälschung, Marktmanipu­la­tion und Untreue in jenem digitalen Start-up-Unternehmen, dasjenige einst an welcher Handelszentrum wie die deutsche Antwort hinaus dasjenige Silicon Valley gefeiert wurde. Und nachdem so gut wie einem Jahr und so gut wie neunzig Verhandlungstagen ent­wickelt sich dieser Mammutprozess immer mehr zu einem Duell welcher Angeklagten Braun und Bellenhaus.

Seit Dezember 2022 sitzen sich die beiden Antagonisten in dem Gerichtssaal im wahrsten Sinn des Wortes im Nacken, keine zwei Meter voneinander weit: rechts vom Vorsitzenden Richter Markus Födisch in welcher ersten Reihe meist Braun, welcher damalige Vorstandschef des kollabierten Konzerns. Schräg hinten Bellenhaus, welcher von Dubai aus dasjenige Asiengeschäft verantwortete. Nun ist Bellenhaus welcher Kronzeuge welcher Anklage, fernerhin wenn er selbst hinaus welcher Anklagebank Platz nimmt, so gut wie immer mit medizinischer Maske. Wenn er ei­ne längere Erklärung vor Gericht abgibt, rückt er in die erste Reihe vor.

Eine Schicksalsgemeinschaft, die sich komplett unberücksichtigt

Die wenigen Minuten, vorweg sich die Tür zum Richterzimmer öffnet und ein weiterer Verhandlungstag beginnt, nutzen Bellenhaus und Braun zu Gunsten von kurze Gespräche mit ihren Verteidigern. Im Prozess Stellung beziehen sie nur hinaus Fragen des Richters und welcher Staatsanwaltschaft.

Auch wenn sie wie Angeklagte eine Schicksalsgemeinschaft zusammenfügen, ignorieren sie sich hier komplett. Sprechen über- statt miteinander. Grüßen sich nicht, blicken durch den jeweils anderen hindurch. Die Insolvenz und die bevorstehend dreieinhalb Jahre Untersuchungshaft nach sich ziehen dasjenige Verhältnis zwischen Chef und einst engem Mitarbeiter erkalten lassen.

Oliver Bellenhaus im Dezember 2022 im Gerichtssaal

Oliver Bellenhaus im Dezember 2022 im Gerichtssaal : Bild: dpa

Bellenhaus war einmal welcher „Rain-Maker von Wirecard“, daher derjenige, welcher im Rahmen dem digitalen Zahlungsdienstleister Geld regnen ließ. So hatte sich welcher hagere Mann mit dem so gut wie kahl rasierten Kopf zum Prozessauftakt im Dezember vorigen Jahres vorgestellt. Der Unternehmersohn hat im Rahmen einer Raiffeisenbank in welcher oberpfälzischen Provinz gelernt, hoch die DZ Bank kommt er 2002 zur in vergangener Zeit noch jungen Wirecard AG.

Er steigt schnell im Konzern hinaus, genießt dasjenige Vertrauen von Vorstandschef Braun und wird mit nur dreiunddreißig Jahren Generalbevollmächtigter welcher Wire­card Bank. Später koordiniert er vom Golf aus dasjenige Asiengeschäft – und ist damit ganz nah am Milliardenbetrug an Banken, institutionellen Investoren und Zehntausenden Privatanlegern.

Eine Figur wie aus einem Hollywood-Film

Im Juli 2020, rund eine Woche nachdem dem Insolvenzantrag des damaligen Dax-Konzerns, fliegt Bellenhaus von seinem Wohnort in Dubai nachdem München zurück, packt im Rahmen welcher Staatsanwaltschaft aus und bietet sich den Strafverfolgern wie Kronzeuge an. Eine Figur, die man aus Hollywood-Filmen kennt, die es nichtsdestoweniger so im deutschen Strafrecht nicht gibt.

In seiner eigenen Wahrnehmung füllt Bellenhaus die Rolle des Aufklärers aus, belastet seinen früheren Chef Braun schwergewichtig. Sein Mandant habe die Ermittlungsbehörden „hinaus die richtige Spur gebracht“, sagt Bellenhaus’ Verteidiger Florian Eder zum Prozessauftakt in die Fernsehkameras. Die Erwartungshaltung des Angeklagten war da schon längst kommuniziert, nachdem dem Motto: Ich habe euch Braun wie Hauptschuldigen geliefert und will eine milde Strafe.

Kurz vor seiner ersten Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft vergisst Bellenhaus wahrscheinlich sein Mobiltelefon in welcher Lobby eines Luxushotels in Schwabing. Als er es holen will, ist es weg. Es taucht nie wieder hinaus, ganze Chatverläufe lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Zudem verschwindet ein USB-Stick mit vielen Daten, den Bellenhaus den Ermittlern zugesagt hatte. Verhält sich so ein vermeintlicher Aufklärer, hinaus den sich später weite Teile welcher Anklage stützen?

In den ersten Tagen vor Gericht erklärt sich Bellenhaus zu Gunsten von schuldig. Er schildert stundenlang haarklein, wie dasjenige ominöse Drittpartnergeschäft („Third Party Acquiring“) funktioniert hat, wie daher in Asien Umsätze vorgegaukelt wurden, die es nur hinaus dem Papier gab, und wie er zu diesem Zweck Händler und Geschäftsvorgänge leer gefälscht hat. Anders wie Braun liefert er ei­ne Erklärung, wie es möglich war, Banken, Aktionäre und Wirtschaftsprüfer hoch Jahre zu täuschen. Seitdem spricht er von einem „System des organisierten Betrugs“ im Konzern, davon, dass Wirecard wie ein „Krebsgeschwür“ gewesen sei, „dasjenige hoch Jahre unentdeckt wuchern konnte“. Und dass Braun wie „absolutistischer Vorsitzender des Vorstands“ hoch was auch immer Bescheid gewusst habe: „Auf ihn lief was auch immer im Kern zu.“

Markus Braun im März 2023

Markus Braun im März 2023 : Bild: dpa

Wirecard dasjenige war fernerhin die Geschichte von Markus Braun, einem gebürtigen Wiener, Sohn eines Lehrerehepaars. Er habe eine „sehr glückliche Kindheit“ gehabt, erzählt er später vor Gericht. Mit fünf Jahren Geigenunterricht, eine Schulzeit ohne Auffälligkeiten, im Folgenden ein Studium welcher Wirtschaftsinformatik. An welcher Universität Wien wird er zur Jahrtausendwende in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften promoviert. Im selben Jahr kommt er wie Un­ternehmensberater zu Wirecard.

Das junge Techunternehmen am Münchner Stadtrand steht von kurzer Dauer vor welcher Pleite. Wirecard liefert zu Gunsten von den Onlinehandel in jener Zeit die Technik, um den Bezahlvorgang zwischen Käufer und Verkäufer zu zusammenbringen, um dasjenige Geld sicher von welcher Bank des vereinen zu welcher des anderen zu mitbringen. Die wichtigsten Kunden in die­sen Pionierzeiten des Internets kommen aus welcher Porno- und Glücksspielindustrie.

Bei Wirecard lernt welcher eigentlich introvertierte Braun vereinen jungen, talentierten Programmierer Kontakt haben: Jan Marsalek, ebenfalls ein Wiener. Die Herkunft ist eine ih­rer wenigen Gemeinsamkeiten. Marsalek ist ein lässig-lockerer Typ, hat kein Abitur und keinen Führerschein, nichtsdestoweniger hohen Geltungsdrang. Seinen baldigen Reichtum stellt er gerne zur Schau, feiert in seiner Münchner Gründerzeitvilla in welcher Prinzregentenstraße wilde Partys, trifft russische Oligarchen und prahlt mit seinen Kontakten in die Welt welcher Geheimdienste.

Binnen zwei Jahrzehnten hinaus die Podium welcher Finanzwelt

Binnen zwei Jahrzehnten führt dasjenige ungleiche Duo Wirecard aus dem Münchner Vorort Aschheim hinaus die internationale Podium welcher Finanzwelt. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt sich hinaus einer Chinareise zu Gunsten von Wirecard ein, welcher frühere CSU-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg ist Lobbyist. Auf dem Höhepunkt des Ruhms träumt Braun sogar von welcher Übernehmen welcher Deutschen Bank.

Großen Anteil am Aufstieg von Wirecard hat fernerhin Bellenhaus. In seiner Hy­bris steht er Marsalek in nichts nachdem. Während seiner Zeit in Aschheim soll er mit seiner Vorliebe zu Gunsten von schnelle Autos und Egoshooter aufgefallen sein, schreibt welcher ehemalige Marketingchef Jörn Leogrande in seinem Enthüllungsbuch „Bad Company“ hoch den einstigen Kollegen.

2015 zieht Bellenhaus zu Gunsten von Wirecard nachdem Dubai – in eine luxuriöse Wohnung im dreiundneunzigsten Stock des Wolkenkratzers Burj Khalifa. Das schwergewichtig durchschaubare Drittpartnergeschäft mit all den Scheinfirmen sollte zum Dreh- und Angelpunkt welcher in den Bilanzen ausgewiesenen Milliardenumsätze welcher Wirecard AG werden.

Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Braun und Bellenhaus mit weiteren Managern eine kriminelle Bande kultiviert nach sich ziehen. Einen Schaden von mehr wie drei Milliarden Euro benennt die Anklage. Von den 1,9 Milliarden, die wahrscheinlich hinaus den Konten im Rahmen zwei Banken hinaus den Philippinen sein sollten, fehlt jede Spur. Sie nach sich ziehen nie existiert, behauptet Bellenhaus.

Die Angeklagten im Stellungskrieg

In seiner längeren Einlassung zum Jahresbeginn bezeichnet er sich wie „Fixer“, vereinen welcher sich mit Computer und IT, nichtsdestoweniger soeben fernerhin deren Schwachstellen bestens auskennt. Und so wundert es manchen Beobachter nicht, wie Bellenhaus vor Gericht eingesteht, hoch Jahre von Dubai aus Excel-Listen mit angeblichen Provisionen von asiatischen Partnerfirmen gefälscht zu nach sich ziehen, um die Wirtschaftsprüfer zu täuschen. „Das waren Erfindungen, weil uns dasjenige frühere Stammgeschäft mit welcher Glücksspiel- und Pornoindustrie weggebrochen ist“, erklärt er.

Zu welcher Bande gehört nachdem Einschätzung welcher Ermittler fernerhin welcher ebenfalls angeklagte, ehemalige Chefbuchhalter Stephan von Erffa. Er sitzt Richter Födisch genau im Gegensatz zu. Doch von Erffa, ein Cousin welcher AfD-Politikerin Beatrix von Storch, spielt in diesem Prozess nur eine Ne­benrolle. Marsalek wiederum ist seit dem Zeitpunkt welcher spektakulären Pleite hinaus welcher Flucht und wird mit internationalem Haftbefehl hinaus welcher ganzen Welt gesucht.

In seiner Abwesenheit entwickelt sich welcher Prozess zum Stellungskrieg zwischen Braun und Bellenhaus. Jetzt, nachdem den ersten zwei Monaten in Stadelheim, geht es zu Gunsten von die Angeklagten drum, ihre jeweils gesetzten Positionen zu verteidigen und die Deutungshoheit hoch dasjenige Geschehen zu Gunsten von sich zu beanspruchen. Wenn welcher Kronzeuge schweigt, beginnt Brauns wortgewaltiger Strafverteidiger Alfred Dierlamm mit seiner Attacke.

„Bellenhaus ist ein professioneller Lügner“, springt Dierlamm zu Gunsten von seinen Mandanten in die Bresche. „Er lügt ein ganz Leben weit, fernerhin nachdem Wirecard“, poltert Dierlamm. In solchen Momenten wirkt Braun bei der Sache, schaut hoch sein aufgeklapptes Notebook zur Richterbank und im Gegensatz zu zur Staatsanwaltschaft, wie wolle er an ihren Reaktionen die Wirkung welcher Angriffe austarieren.

„Es war schon fernerhin meine Welt“

Braun selbst äußert sich erst nachdem einigen Wochen. „Ich hatte null Kenntnisse von Fälschungen und Veruntreuungen“, behauptet er steif und fest und erklärt larmoyant, dass am 18. Juni 2020 „die Welt untergegangen“ sei. „Und ich darf dazu sagen: Es war schon auch meine Welt.”

Sein Anwalt Dierlamm fährt im Strafverfahren in Stadelheim schwere Geschütze gegen Bellenhaus hinaus, will etwa ein Verwertungsverbot zu Gunsten von all dessen Aussagen im Ermittlungsverfahren und vor Prozess hinhauen. Zuspruch kommt unbedingt aus dem Lager des dritten Angeklagten von Erffa, welcher in dem Duell die Rolle des unbeteiligten Zuschauers einnimmt.

Von Erffas Anwältin Sabine Stetter wirft Bellenhaus manipulatives Verhalten vor – seine vorbereiteten Datensätze hätten die Ankläger weg von seiner Fußspur gelockt: Wenn es um IT geht, wisse welcher Angeklagte Bellenhaus ganz genau, welches er tue oder welches getan werden müsse, damit seine persönlichen Ziele erreicht werden, betont die Strafverteidigerin.

Braun wiederum sieht sich wie Opfer ei­nes „internen Bankraubs“, so die vorgetragene Überzeugung seines Anwalts Dierlamm. Seit dem Prozessauftakt hat Brauns großes Team an Verteidigern zahlreiche Be­weisanträge an die Wirtschaftsstrafkammer gestellt. Sie zielen darauf ab, die Anklage welcher Staatsanwaltschaft im Kern zu erschüttern, während die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen infrage gestellt wird.

Im Gespräch mit den Anwälten: Markus Braun (vorne links) und Oliver Bellenhaus (hinten Mitte) während eines Verhandlungstermins im April

Im Gespräch mit den Anwälten: Markus Braun (vorne sinister) und Oliver Bellenhaus (hinten Mitte) während eines Verhandlungstermins im April : Bild: dpa

„Bellenhaus ist Haupttäter einer Bande, deren alleiniges Ziel es war, hohe Geldsummen aus welcher Wirecard AG herauszuleiten und zu veruntreuen“, hat Dierlamm Tagesanbruch im Prozess die Rollenverteilung in diesem Schurkenstück umgedreht. Das in welcher Anklage geschilderte Tatbild sei „erwiesenermaßen falsch“, weil es von einem falschen Tatmotiv, von einer falschen Tat­struktur und einer falschen Bandenzusammensetzung ausgehe.

Doch Bellenhaus schlägt zurück. Braun und dessen Verteidiger hätten den Prozess zu einem „Ort welcher Desinformation“ werden lassen. Unter Beobachtern des Strafverfahrens gibt es erste Stimmen, die unbequem fragen, wie nachhaltig die bayerische Strafjustiz dasjenige Großverfahren weiter betreiben will. Richter Födisch will sich offensichtlich nicht vorwerfen lassen, die Kammer sei vorschnell hinaus eine welcher beiden Versionen eingeschwungen.

Die Beweisaufnahme zieht sich länger hin wie geplant

„Sind wir mal gespannt, welches die Beweisaufnahme ergibt“, sagt welcher Vorsitzende in diesem März nachdem Abschluss welcher ersten Be­fragung welcher drei Angeklagten. Das Gericht hat eine umfassende Beweisaufnahme geplant, die sich – so weit ist schon vorhersagbar – merklich länger verschleppen wird, wie zu Beginn abzusehen war. In diesem Frühjahr hoffte man in Stadelheim noch hinaus ein mögliches Ende im ersten Quartal 2024, zwischenzeitlich gibt es schon Anzeichen, dass welcher Wirecard-Prozess vermutlich solange bis zum Spätsommer dauern wird.

Wie wird Bellenhaus aus diesem Strafverfahren hinauskommen? Ganz unabhängig von einer möglichen Verurteilung wäre er mit Anfang fünfzig und welcher erdrückenden Hypothek seines Mitwirkens an dem Milliardenbetrug nicht mehr hinaus dem deutschen Arbeitsmarkt vermittelbar. Die Rolle des Aufklärers in dem Bilanzskandal, die er zu Gunsten von sich reklamiert, ist in welcher öffentlichen Wahrnehmung längst mit anderen Personen besetzt. Bellenhaus hat es versäumt, sich frühzeitig und glaubwürdig an die Justiz, den Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé, Großgläubiger oder die Presse zu wenden. So könnte es hinzugefügt werden, dass er nachdem Abschluss des Verfahrens in seine Rolle wie gesichtsloser Mitangeklagter zurückfällt.

Wenn sich die Öffentlichkeit in Zukunft an diesen Mammutprozess erinnern wird, wird eine Person damit verbunden bleiben: Markus Braun. Er trug den Beinamen „Mr. Wirecard“, gab nachdem draußen gerne den innovativen Manager mit welcher Attitüde ei­nes IT-Nerds und trägt fernerhin im Gerichtssaal noch die dunklen Rollkragenpullis, die zum Markenzeichen von Apple-Gründer Steve Jobs wurden.

In den vermeintlich guten Jahren, wie Wirecard ohne Rest durch zwei teilbar in den Dax aufgestiegen war, sagte Braun welcher Fluor.A.Z., es sei seine Vision, dasjenige Bezahlen „unsichtbar“ zu zeugen.

Mehr als sein Privatleben redete welcher heute vierundfünfzig Jahre alter Vater einer kleinen Tochter wenig, erst recht nicht vor Journalisten. Er habe viel von Peter Sloterdijk und Marcel Proust gelesen, erzählte er einmal und zitierte aus Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“, seinem Lieblingsbuch. In dem Roman geht es um den Mathematiker Ulrich, vereinen Utopisten welcher aufs Experimentieren vertraut, statt sich hinaus Eigenschaften festzulegen.

Ist Markus Braun sein Wiedergänger? Ist es Brauns Utopie, nicht nur dasjenige Bezahlen unsichtbar zu zeugen, sondern fernerhin die Wirecard-Milliarden in den Bilanzen, die ihn zum Straftäter werden ließ? Die Verhandlungen im Münchner Prozessbunker sollen reinigen, wer echtes oder unechtes Geld unsichtbar gemacht hat. Und wenn es noch eine Weile dauert.