Edelmetalle und Bitcoin: Gold erreicht Rekordpreis

Zum Wochenauftakt haben die Anleger bei Sachwerten zugegriffen. Am spektakulärsten ist die Entwicklung des Goldpreises. Erstmals zahlten Anleger am Montag für eine Unze (31,1 Gramm Feingold) des gelben Edelmetalls mehr als 3800 Dollar. Damit hat Gold seit Jahresanfang in Dollar 45 Prozent zugelegt, weit mehr als die US-Aktienindizes, die in Punkten rund zwölf Prozent höher stehen.
Da der Dollar zum Euro zwölf Prozent seit Jahresanfang verloren hat, fällt die Wertentwicklung für in Euro rechnende Anleger nicht ganz so gut aus. Doch auch sie haben mit Gold in diesem Jahr mehr verdient als mit europäischen Aktien: In Euro legte der Goldpreis um 28 Prozent zu, der Auswahlindex Euro Stoxx 50 kletterte um 13 Prozent.
Folker Hellmeyer, der frühere Chefvolkswirt der Helaba und der Bremer Landesbank und heute für die Netfonds AG tätig, machte für den Aufschwung des Goldpreises am Montag zwei Gründe aus: In der Ukraine erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit einer waffentechnischen Eskalation und damit einer geographischen Ausweitung des Konflikts. Denn die USA haben signalisiert, der Ukraine Tomahawks zu liefern, also Marschflugkörperraketen, die von Schiffen oder U-Booten aus abgefeuert werden und über weite Distanzen hinweg präzise treffen können. Außerdem bedeuteten die von Präsident Trump in der vergangenen Woche angekündigten neuen Zölle etwa für Pharmaprodukte und Lastwagen neue Risiken für die Weltwirtschaft. Davon profitiere nicht nur Gold als Krisenwährung, sondern auch Silber, das ebenfalls am Montag einen neuen Rekordpreis erreichte.
Zudem legte der Bitcoin zu. Die Kryptowährung, die von manchen Anlegern wegen ihrer Knappheit mit Gold verglichen wird, kostete am Montag mehr als 112.000 Dollar. Ende vergangener Woche wurden noch weniger als 110.000 Dollar je Bitcoin bezahlt.
Bisher hat Gold in jedem Quartal in diesem Jahr zugelegt. Goldman Sachs und die Deutsche Bank gehören zu den Investmenthäusern, die weitere Zuwächse erwarten. Die Nachfrage wird auch getrieben von Indexfonds (ETF), deren Bestand an Goldbarren nach Daten von Bloomberg so hoch ist wie seit 2022 nicht mehr.
Die DZ Bank nennt in einer aktuellen Studie weitere Gründe für den auf Rekordhöhe angezogenen Goldpreis. Die erste Leitzinssenkung der Fed in diesem Jahr im September dürfte nicht die letzte gewesen sein. Mit sinkenden Zinsen fällt ein Nachteil von Gold weg: die fehlenden Jahreserträge, die Anleihen mit Zinsen und Aktien mit Dividenden in der Regel liefern. Gold dagegen ist eher eine Versicherung – derzeit auch gegen eine weitere Dollarschwäche und die Angriffe der Trump-Administration auf die Unabhängigkeit der Notenbank Federal Reserve.
So ist schon seit Monaten zu beobachten, dass Schwellenländer einen Teil ihrer Devisenreserven nicht mehr so stark wie früher in US-Staatsanleihen lenken, sondern stattdessen Gold kaufen. Die Deglobalisierung und die Risiken für die Weltwirtschaft trieben den Goldpreis, dessen Aufschwung schon seit drei Jahren andauert, wie die DZ Bank feststellt. Mit seinem Wertzuwachs von 130 Prozent in Dollar in drei Jahren stellt Gold viele Aktienindizes in den Schatten.
Für in Euro rechnende Anleger gab es wegen der Dollarschwäche dagegen bisher an den US-Aktienmärkten auch in diesem Jahr bei einer Anlage etwa in Indexfonds auf die breiten Aktienindizes wie den S&P 500 kaum etwas zu verdienen, obwohl auch diese nahe ihrer Rekordstände notieren. Am Freitag haben die US-Aktienindizes zwischen 0,4 (Nasdaq) und 0,7 Prozent zugelegt, aber die Verluste zu Beginn der Woche nicht ganz wettmachen können. Damit beendeten sie eine für den meist schwachen Börsenmonat September ungewöhnlich lange Phase von drei Wochen mit Zuwächsen.
Source: faz.net