Dry January: Gurke ohne Gin
Gefühlt ist es das etwa zehnte Jahr, in dem die Praxis des Dry January längst vorausgesetzt wird, mehr jedenfalls, als dass sie noch Verwunderung oder gar Nachfragen auslöst. Eine hübsche Frage, sie wurde kürzlich vom Kellner einer Pizzeria in Berlin-Schöneberg gestellt: „Das Bier lieber trocken oder nass?“
Die als Kampagne vermarktete Idee, von Neujahr bis 31. Januar ganz auf Alkohol zu verzichten, stammt aus den Nullerjahren, natürlich aus England (in Finnland hatte man im Kriegswinter 1942 bereits den „Sober January“ als Teil der Kriegsanstrengungen eingeführt). Alltagsbeobachtungen: In der sehr herrlichen Sportsbar Tor 133 in Berlin-Mitte, dem Labor einiger echt grausiger, frisch gemischter Alcopops (Wodka-Mandarinensaft), schenken sie seit Jahresbeginn, natürlich unter der Hand, einen Dry January Special aus: Unter den Augen des Kneipenbesuchers wird ein frisch gespültes Berliner-Kindl-Glas nur halb mit Leitungswasser aufgefüllt. Kostenpunkt: „Lass gut sein.“ An der eleganten, immer noch merkwürdig niedrig frequentierten Bar des Hotel Château Royal (Tresen aus poliertem Zink) servieren sie zu dieser Jahreszeit einen Gurke N Tonic (Gurkenwasser, Limettensaft, Minzsirup, Kräuter-Tonic, zwei Spritzer Saline).