Drei, zwei, eins, keins: KI identifiziert gefälschte Monets und Renoirs hinaus eBay

Ein Monet und ein Renoir sind unter den knapp 40 gefälschten Gemälden, die derzeit, laut einer Expertin, auf der Online-Plattform eBay zum Verkauf angeboten werden. Dr. Carina Popovici hat sich auf die Echtheitsprüfung von Kunstwerken spezialisiert und konnte die Fälschungen mithilfe einer KI identifizieren. Die Technologie sei in der Lage gewesen, so Popovici, die gefälschten Kunstwerke mit einer „hohen Wahrscheinlichkeit“ als „nicht echt“ zu identifizieren.

Bislang fand die promovierte Teilchenphysikerin knapp 40 gefälschte Malereien. Höchstwahrscheinlich sind es aber deutlich mehr: „Als wir das Programm heute ausprobierten, fanden wir enorm viele Fälschungen. Fast nichts von dem, was wir analysiert haben, hat sich als authentisch herausgestellt. Wir sprechen von etwa 95 Prozent der Bilder, die unecht sind. Das ist mit Sicherheit nur die Spitze des Eisbergs.“ Zu den Gemälden, die von der KI als Fälschung identifiziert wurden, gehörte auch ein als Monet angepriesenes, das den Titel Forest with a Stream trägt. Für knapp 558.000 Euro wollte der Anbieter dieses Bild loswerden. Ein anderes Gemälde, angeblich ein Werk von Auguste Renoir, sollte fast 154.000 Euro kosten.

Auf der Webseite von eBay heißt es jedoch: „Fälschungen, Repliken und unbefugte Kopien von geschützten Originalartikeln sind bei eBay nicht zulässig.“ Die Anzeige, in der der falsche Renoir angeboten wurde, ist inzwischen verschwunden, nachdem der Verkäufer mit dem Usernamen „metasis“ – der scheinbar in Florida wohnt – mehrfach kontaktiert wurde. Auf Anfrage beteuert er jedoch, keine gefälschte Kunst zu verkaufen.

Ebay entzieht sich der Verantwortung

Der Anbieter, der das gefälschte Monet-Gemälde feilbot, hört auf den Usernamen „antiquepage“ und lebt offenbar in Millersburg im US-Bundesstaat Ohio. In der Beschreibung der Annonce heißt es: „Garantiert echt, Öl auf Leinwand aus dem Jahr 1867, datiert und unterschrieben von Claude Monet. Das Gemälde befindet sich in nicht perfektem Zustand. Einen Beweis für seine Echtheit gibt es nicht, außer der Tatsache, dass ich das Bild bereits seit über 20 Jahren besitze.“

Popovici versucht seit Dezember 2023 immer wieder eBay ihre Erkenntnisse zu den gefälschten Gemälden auf der Plattform mitzuteilen. Sie schrieb bereits an die Unternehmensbüros in Großbritannien, Deutschland und den USA. In den E-Mails betonte sie, das Unternehmen müsse das Problem mit der „nötigen Ernsthaftigkeit“ behandeln. Keine ihrer E-Mails wurde bis jetzt beantwortet. „Ich habe wirklich versucht, mit dem Unternehmen zu sprechen. Es ist extrem frustrierend zu sehen, dass die Plattform ihre Verantwortung nicht wahrnimmt.“ Einfach so tun, als existiere das Problem nicht, könne man indes nicht, so Popovici. Denn die ganze Angelegenheit sei schlichtweg zu groß, um einfach ignoriert werden zu können.

KI revolutioniert Echtheitsprüfung von Kunstwerken

Dem Guardian gegenüber erklärt eBay: „Der Verkauf von Fälschungen ist bei uns streng verboten. Daher sind wir bemüht, sicherzustellen, dass die bei uns verkauften Waren authentisch sind.“ Dafür nutze man verschiedene KI-Technologien, professionell ausgebildete Prüfer und Käuferschutz-Programme. „Es wurden allein im Jahr 2022 proaktiv 88 Millionen mutmaßliche Fälschungen von der Plattform genommen. Davon wurden rund 1,3 Millionen Artikel nach der Überprüfung durch dafür ausgebildetes Personal entfernt“, so das Unternehmen.

Popovici ist Gründerin und Geschäftsführerin von Art Recognition, einem Schweizer Unternehmen, das sich auf die Untersuchung der Authentizität von Kunstwerken spezialisiert hat. Unter anderem arbeitet das Unternehmen mit der Liverpool University in Großbritannien und der Tilburg University in den Niederlanden zusammen. Mithilfe zweier Arten künstlicher neuronaler Netzwerke untersucht die Firma die Arbeit von Künstler:innen bis ins kleinste Detail. Vor allem der Pinselstrich und die Farbauswahl spielen dabei eine Rolle. Auf mehr als 500 Werke hat Art Recognition diese Technologie bereits angewandt. Für ein Gemälde von Peter Paul Rubens – Eine Herbstlandschaft mit Blick auf Het Steen –, das in der National Gallery in London ausgestellt wurde, berechnete die KI eine Wahrscheinlichkeit von 98,76 %, dass das Werk tatsächlich echt ist. Allerdings stellte die KI die Authentizität des ausgestellten Werkes Samson und Delilah des flämischen Künstlers in Frage – und bestätigte damit lang gehegte Zweifel einiger Kritiker, die annehmen, dass es sich bei dem Bild um eine Kopie handelt.

Bei anderen Werken wiederum, deren Echtheit umstritten war, half die KI, die Authentizität nachzuweisen. So etwa bei einem Selbstporträt von Vincent van Gogh aus dem Jahre 1889, das im Norwegischen Nationalmuseum in Oslo ausgestellt wird und dessen Echtheit lange in Frage gestellt wurde. Popovici erklärt, die Entwicklung im Bereich KI habe die Erkennung von Kunstfälschungen im Internet revolutioniert. „In der Vergangenheit war es extrem schwierig, Fälschungen, die online angeboten werden, zu erkennen. Schließlich kann man keine Proben von diesen Bildern nehmen. Mit der KI ist es einfach: Man lädt das entsprechende Bild einfach herunter und innerhalb von zehn Minuten sagt einem die KI, ob das Gemälde echt oder gefälscht ist. Verkäufer, die gefälschte Kunst anbieten, müssen in Zukunft also vorsichtiger sein.“