Donald Trumps Zölle: „Anstelle Roms brennt die ganze Welt“

Die neuen US-Zölle sorgen international für Kritik – auch in den Medien. In den USA wird über die Strategie von Präsident Donald Trump spekuliert, in Europa sorgt sein milder Umgang mit Russland für Irritation.  

Nicht einmal Trump selbst zu wissen was das Ziel seiner Zollpolitik sei, schreibt die Washington Post. „Sollen die hohen Zölle beibehalten werden, um Einnahmen zu erzielen, oder sollen Verhandlungen erzwungen werden, um die Zölle auf US-Waren zu senken und damit die Exporte zu steigern? Die Antwort des Präsidenten lautete bisher: Ja. Und so fallen die Märkte weiter.“  Wenn Trump nicht
deeskaliere
, drohten katastrophale Auswirkungen auf die Wirtschaft, warnt die Zeitung.

Zweifel an Trumps Wirtschaftskompetenz

Vor einer Rezession warnt auch die Financial Times. Der Schaden werde nicht auf die Reichen beschränkt bleiben.
Auch Gewinne, die Pensionskassen und Kleinanleger nach der
Corona-Pandemie erzielt hätten, würden aufgezehrt. Zudem drohe ein Verlust von Arbeitsplätzen. „Was kann verhindern, dass dies zu einer Abwärtsspirale wird? Trump müsste seine Zollpläne rückgängig machen“, schreibt die Financial Times und verweist zugleich darauf, dass das Weiße Haus offenbar „blindlings“ an den Plänen festhalten wolle. Doch wenn Trump seinen Kurs nicht
korrigiere, werde er bald lernen, dass er nicht allmächtig sei. „Die
Amerikaner und die Welt werden den Preis für seine Torheit zahlen.“

Die Zeitung Libération aus Frankreich vergleicht Trumps Verhalten mit dem eines Kleinkindes. „Die Börsen wurden am Montag, den 7. April, von einem amerikanischen Präsidenten mit kindlicher Persönlichkeit als Geisel gehalten und durch seine unpassenden Äußerungen erschüttert“, schreibt die Zeitung, die ebenfalls vor einer Rezession sowie vor Konkursen warnt.

Wirtschaftliche Inkompetenz bescheinigt die niederländische Zeitung de Volkskrant schreibt dem US-Präsidenten. Trump gehe mit der Weltwirtschaft um, „als wäre sie der New Yorker
Immobilienmarkt“. Er wolle die militärische und wirtschaftliche Macht der
USA so weit wie möglich als Druckmittel einsetzen, um letztlich einen
für ihn vorteilhaften Deal zu erzwingen. Die Folgen seien noch ungewiss. „Sicher ist, dass er damit auch die Macht der USA untergräbt. Fast alle
Länder der Welt wollen nun die Abhängigkeit von den USA rasch
verringern.“

„Zölle gegen alle und auf alles – außer gegen Russland“

Die slowakische Zeitung Sme verweist auf die Sonderrolle Russlands in Trumps Zollpolitik: „Donald
Trump tut alles dafür, sich unauslöschlich in die Geschichtsbücher
einzutragen. Notfalls auch im Stil von Kaiser Nero, nur dass anstelle
Roms die ganze Welt brennt“. Zölle verhängt habe er gegen
alle und auf alles – außer gegen Russland. Als „russischer Agent“ und zugleich
„erfolgreichstes Projekt von Putins KGB“
verwüste er „rücksichtslos die gesellschaftliche Wachstumsblüte, die
jahrzehntelang angehalten hat“.

Auch die polnische Zeitung Dziennik Gazeta Prawna merkt an, dass Russland nicht von den Zöllen betroffen ist. „Obwohl die US-Regierung die Zölle sogar für zwei nur von Pinguinen bewohnten Inseln erhöht hat, ist Russland nicht auf der Liste der betroffenen Länder.“ In der Praxis habe Trump Russland mit seiner Zollpolitik dennoch „einen schweren Schlag ins Gesicht versetzt, nach dem Russland zu Boden gegangen ist“, schreibt die Zeitung. Denn weder für Russland noch für die USA sei der gegenseitige Handel aus gesamtwirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung. Entscheidend sei aus russischer Sicht das Öl, das auch die Finanzierung des Krieges in der Ukraine sichere. Die Ölpreise aber fielen kontinuierlich, schreibt Dziennik – auch am Montag sei dies wieder der Fall gewesen.

Ein Kräftemessen zweier Männer mit großem Ego

Nicht auf Russland, sondern auf China blickt die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Sie fürchtet vor allem eine
Entflechtung der beiden größten
Volkswirtschaften der Welt
. Denn Chinas Führung sei fest
entschlossen, sich dem Druck Trumps zu widersetzen und auf den
„Zusammenbruch der Strategie des US-Präsidenten“ zu warten. China habe
mit Deflation zu kämpfen, die USA
sähen sich mit einer Stagflation konfrontiert, was weitaus
schlimmer sei. Doch der Handelskrieg zwischen den beiden Ländern sei mithin auch ein „Kräftemessen zweier
Männer mit großem Ego“. Investoren, Konsumenten
und Produzenten beiderseits des Pazifiks könnten nur hoffen, dass „die
beiden im letzten Moment doch noch zueinanderfinden“.

Die lettische Zeitung Neatkariga Rita Avize sieht China auf dem Weg zu einem Garanten der Stabilität. Die Weltwirtschaft erlebe durch Trump einen „einzigartigen Rollenwechsel“. So rufe nun China zum Dialog und zur Zusammenarbeit auf und schlage
Reformen vor, nicht die Zerstörung der alten Ordnung und der alten
Beziehungen, während die USA alte Beziehungen sabotierten und Zölle gegen ihre Verbündeten verhängen. Das Paradoxe an Trumps „Anti-China-Strategie“ sei, dass sie den Interessen der chinesischen Regierung diene.