„Donald Trump hat mein Vermögen gesteigert“: Wie Kleinanleger vom Bitcoin-Boom profitieren

Der 37-jährige Londoner Arzt Miles versucht seit Jahren, Freunde davon zu überzeugen, in Kryptowährungen zu investieren. In den vergangenen Wochen hat der „Trump Pump“ genannte Kryptowährungsboom sie neidisch gemacht. „Sie haben frustriert zugeguckt, wie meine Wette aufgegangen ist“, erzählt er.

Miles’ Krypto-Portfolio ist derzeit 2,3 Millionen britische Pfund wert (2,78 Millionen Euro), obwohl er dieses Jahr 600.000 Pfund entnommen hat, um ein Haus zu kaufen. „Es hat mich fürs Leben anders aufgestellt“, sagt Miles, der 2012 bereits 4.000 Pfund in Bitcoin investiert hat. „Mein Depot schwankt jeden Tag um Hunderttausende, aber ich habe schon viele Jahre mit starken Wertveränderungen hinter mir.“

Der Preis für einen Bitcoin hat erstmals die Marke von 100.000 Dollar geknackt. Die Investoren sehen die Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident ins Weiße Haus als gutes Vorzeichen für kryptofreundliche Bedingungen. Seit seiner Wahl ist der Kurs um knapp 25 Prozent gestiegen, im letzten Jahr hat er sich mehr als verdoppelt. Laut der britischen Behörde für finanzielles Verhalten FCA besitzen zwölf Prozent der Erwachsenen in Großbritannien Krypto-Währungen. In Deutschland geben drei Prozent der Bevölkerung an, in Krypto investiert zu haben. Wie reich sind Kleinanleger damit geworden? Hier erzählen einige von ihnen, wie sich ihre Investitionen entwickelt haben.

Bauzeichner: „Ich bekam null Zinsen auf mein Erpartes, das machte mir Sorgen“

Viele Kleinanleger sind in den letzten vier Jahren in den Kryptomarkt eingestiegen. Einige nutzten überschüssiges Geld, dass sie während der Corona-Lockdowns angesammelt hatten, um Coins über Apps und Plattformen zu kaufen, die benutzerfreundlicher sind als es der Kryptowährungskauf früher war. Es sind nicht mehr nur die „Tech-Bros“, die traditionell mit dieser Sphäre in Verbindung gebracht werden, sondern Leute, die als Lehrer arbeiten, in Banken, in der Pflege oder im Bereich IT-Investitionen. Diese Kleinanleger sind überzeugt, dass solche Investitionen ihre beste oder einzige Chance sind, irgendwie bedeutenden persönlichen Wohlstand aufzubauen.

Viele aus der Mittelschicht geben an, das Vertrauen in bestehende Systeme verloren zu haben. Sie wenden sich Kryptowährungen in der Hoffnung zu, dass sie ihnen dabei helfen, ihre Lebensziele zu erreichen, etwa sich ein Kind leisten zu können, ein Haus zu kaufen oder zu reisen.

Der 57-jährige Bauzeichner Julian, Hausbesitzer und Vater von vier Kindern aus Nottingham, sagt, sie hätten Bitcoin gekauft, um der steigenden Inflation zu begegnen. „Ich habe mir immer mehr Sorgen gemacht, dass ich nicht nur praktisch null Zinsen auf mein Erspartes bekam, sondern auch jedes Pfund, das ich besitze, durch die Geldpolitik an Wert verliert, da die Regierung fröhlich Geld druckte, um die Banken zu retten.“ Daher entschied Julian sich, den Großteil seiner Ersparnisse zu investieren. „Sehr kurz danach gingen die Preise in den Keller und ich hatte über ein Jahr lang nur noch die Hälfte“, erzählt er. „Aber ich habe nie darüber nachgedacht zu verkaufen, weil ich meine Hausaufgaben gemacht hatte und wusste, wie das funktioniert.“

Nach vier Jahren hat sich sein Bitcoin-Depot sehr gut entwickelt. „Ich habe nicht vor zu verkaufen und betrachte es als ein Erbe für die Kinder. Ich bin ziemlich sicher, dass der Wert weiter steigen wird. Wie viele Bitcoins ich habe? Nicht genug.“

Nächste Zielmarke: 120.000 Dollar

Viele der nicht aktiv tradenden Kleinanleger äußerten die Hoffnung, dass Bitcoin bis zum ersten Quartal 2025 Rekordhöhen von 120.000 US-Dollar oder mehr erreichen könnte. „Wenn die USA Bitcoin als Währungsreserve einführen, sind der Entwicklung keine Grenzen gesetzt”, ist ein Anwalt aus Dublin überzeugt, dessen Investition von 40.000 Euro in Bitcoin vergangene Woche einen Wert von 62.000 Euro erreichte.

Der 18-jährige Silas Gunn aus North Yorkshire teilt seine Zuversicht. Gunn kaufte vor rund drei Jahren erstmals Bitcoin, nachdem er auf YouTube davon gehört hatte. „Ich habe rund 5.000 Pfund in Krypto investiert und derzeit besitze ich ein Portfolio im Wert von etwa 95.000 Pfund“, erzählt er. Gunn hofft, dass sein Portfolio bis zum Ende des derzeitigen Bitcoin-Halbierungszyklus (einem Phänomen, das die Preisvorhersagen und das Handelsverhalten enorm beeinflusst) auf 500.000 Pfund gestiegen sein wird.

Viele in der Krypto-Community hoffen, dass die kommende neue US-Regierung unter Trump den „Regulation by Enforcement“-Ansatz beendet, den die US-Börsenaufsichtsbehörde in den vergangenen vier Jahren gegenüber der Kryptoindustrie angewendet hat. Es würde bedeuten, dass Einzelfallklagen gegen Interessengruppen geführt werden müssen und nicht durch eine Entscheidung neue Regeln festgelegt werden.

„Es fühlt sich an, als sei es schmutziges Geld“

Claire ist eine 50-jährige Krankenschwester aus Neuseeland und begann vor zehn Jahren in Krypto zu investieren. Ihr war unwohl dabei, von Trumps Wahlsieg zu profitieren. „Trumps Wiederwahl hat mein Vermögen um ein deutliches Stück größer gemacht. Ich fühle mich deswegen ein bisschen schuldig, fast so als wäre es schmutziges Geld“, erklärte sie. Obwohl Claire an die Kryptowährung als philosophisches Projekt der dezentralen Neuordnung glaubt und immer noch von ihrem Erfolg überzeugt ist, will sie bald aussteigen. „Ich habe meinen Spaß damit gehabt. Ich muss jetzt wirklich ein bisschen vernünftiger werden und kaufe vielleicht stattdessen Immobilien.“

Der durchschnittliche Krypto-Investor, glaubt Claire, hat sich im Laufe der Zeit verändert. „Es ist überraschend, wie viele Ärzte und Krankenschwestern in Kryptowährungen investieren. Das liegt daran, dass es heute schwer ist, so viel Geld auf eine andere Weise zu verdienen.“ Während tausende Amateur-Investoren wie Claire in der Kryptowelt einen ordentlichen Gewinn gemacht haben, verloren andere nur Geld.

Mark ist Fahrradfahrlehrer für Kinder in Nordengland. Er begann 2013 eine Kryptowährung zu kaufen. „Die allmähliche Akzeptanz von Bitcoin in der Finanzwelt hat mein Vertrauen in die Währung gestärkt“, erzählt er. „Aber ich habe viele dumme Fehler begangen. Mir wurde Krypto-Geld gestohlen. Ich verlor das Vertrauen in Bitcoin und verkaufte, dann kaufte ich wieder zu einem höheren Preis. Ich habe versucht zu traden, aber es ging daneben. Seit 2017 habe ich es einfach gelassen und das war die beste finanzielle Entscheidung, die ich je getroffen habe.“

„Vielleicht kann ich mir endlich das Haus leisten“

Viele Kleinanleger halten ein tiefergehendes Verständnis für die Blockchain-Technologie und den Kryptomarkt für eine entscheidende Voraussetzung dafür, erfolgreich zu investieren. Andere bezeichneten ihren virtuellen Reichtum als „reine Glückssache“.

Mitchell aus dem US-Bundesstaat Minnesota ist Mitte dreißig und verdient 100.000 US-Dollar jährlich in der Tech-Industrie. 2021 und 2022 kaufte er 16.000 Dogecoin – von Elon Musk als „Krypto für jedermann“ angepriesen – für 1.300 US-Dollar. Ihr aktueller Wert beträgt rund 6.000 Dollar. „Ich dachte mir, wenn der Wert irgendwann 100 Dollar pro Coin erreicht, wäre es eine einfach gemachte Million“, erzählt er. „Heute verstehe ich Krypto besser und weiß, dass Dogecoin niemals solche Höhen erreichen wird.“

Im Dezember 2023, als er sah, dass die Preise für Häuser stärker stiegen, entschied sich Mitchell für „einen verzweifelten Spieleinsatz“ und kaufte einen einzigen Bitcoin für 42.000 US-Dollar. In weniger als einem Jahr hat sich diese Investition auf 90.000 Dollar mehr als verdoppelt.

Gerade befürchtet Mitchell zwar einen „massiven“ Krypto-Einbruch in der nahen Zukunft, hat aber beschlossen, vorerst nicht zu verkaufen. „Der Grund ist vermutlich die Hoffnung darauf, dass die Analysten recht haben, die für den Bitcoin bis Ende 2025 einen Wert im mittleren 100.000-Dollar-Bereich voraussagen. Dabei ist das Wichtigste, was ich aus den vergangenen vier Jahren gelernt habe: Niemand, der solche Schätzungen abgibt, weiß wirklich, wovon er spricht“, sagt er. „Aber wenn sie richtig liegen, kann ich mir vielleicht endlich ein Haus leisten.“