Dokumentation extra Franz Beckenbauer: Ach, dieser Franz

Beckenbauer verspätet sich am Montagabend um eine Viertelstunde, selbst die Lichtgestalt wird in diesen Tagen von den Treckern dieser protestierenden Landwirte aufgehalten, deren Wut-Woche verknüpfen Brennpunkt im Ersten bekommt. Als die Würdigung des wohl besten deutschen Fußballers aller Zeiten startet, ist ein Disclaimer unumgänglich: Der Film von Philipp Grüll und Christoph Nah sei kein Nachruf hinauf den Tod des Kaisers, dieser am frühen Abend vermeldet wurde. Er wäre sogar ohne sie Nachricht gelaufen, dieser Sendetermin stand seither Langem verspannt. Es gibt diesen Satz: „Wenn der Franz aus dem Fenster springt, dann fliegt er nach oben.“ Die Abwandlung: „Wenn der Franz verstirbt, dann steht ein Film über sein Leben eh im Programm.“ 

Grüll und Nah erzählen die Geschichte des Franz Beckenbauer zeitlich, die ersten Bilder zeigen den jungen Franz, wie er beim FC Bayern die Gegner ausspielt. Nicht so energiegeladen und temporeich, wie Kylian Mbappé es heute tut. Und schon weder noch mit dieser Wucht eines Erling Haaland. In den Ausschnitten wirkt es vielmehr so, qua tanze Beckenbauer mit dem Ball, während die anderen wild um ihn herumgrätschen. Wenn sehr geübte E-Sportler an dieser PS5 gegen Anfänger Fifa spielen, sieht dies ganz verwandt aus. 

Viele dieser Szenen des einstigen Spielers Franz Beckenbauer hat man schon oft gesehen, beeindruckend sind sie nichtsdestotrotz. Und dieser Franz qua Sänger oder Tütensuppen-Testimonial? Immer wieder schön. Zwischendurch kommen in dieser Doku Beckenbauer Wegbegleiter und Zeitzeugen zu Wort, interessant ist, zu Gunsten von welche Orte und Garderoben sie sich jeweils entschlossen nach sich ziehen. Günter Netzer fläzt sich luftig in einem Sessel in seiner Schweizer Villa, trägt hierbei Slipper ohne Socken. Sepp Maier und Paul Breitner reden in leeren Wirtshäusern, Harald Schmidt und Albert Ostermaier in Theatern, Wolfgang Schäuble und Joschka Fischer in gläsernen Gebäuden. Schäuble, drei Jahre älter qua Beckenbauer, verstorben am zweiten Weihnachtsfeiertag 2023, sagt wenige sehr interessante Dinge. Schäubles sportliche Analyse des WM-Endspiels 1966 gegen England ist genauso bestechend wie die gesellschaftspolitische: Man habe früher, in den Sechzigerjahren, weniger geklagt, „man hat sich gefreut, dass es einem gut ging“. 

Dem Franz ging es vor allem dann gut, wenn er schießen durfte. Doch die Autoren von Beckenbauer zeigen schon zu Beginn die ersten Brüche. Beckenbauer ist Mitte 20, da ist er schon Vater von drei Kindern. Viel zu zu Beginn. Zudem ist er dieser erste deutsche Fußballer, dieser verknüpfen Manager hat, Robert Schwan, Typ: Verkäufer. Der Film zeigt Bilder von Beckenbauer in Bayreuth, dann hinauf dem Versetzen eines Pferdes, dann vor einem Klavier. Die Kollegen von früher, Breitner und Maier, können sich den Spott nicht verkneifen: Beckenbauer am Piano? So ein Schmarrn.

Der zentrale Wendepunkt im Film sind die Ereignisse im Zusammenhang dieser WM 1974. Klar, Deutschland wird Weltmeister im eigenen Land, großer Jubel in Schwarz-Rot-Gold – wer hat praktisch die Mär unecht, die Farben dieser Bundesrepublik seien erst 2006 im Zuge dieser Heim-WM neu entdeckt worden? Interessanter qua dieser Jubel ist dieser Stress vorab: Grüll und Nah erzählen extensiv von dieser Langweile in dieser abgeschotteten Sportschule Malente, von Verhandlungen um Prämien, von den schwachen ersten Spielen beim Turnier, von dieser historischen Niederlage gegen die Ostzone, null zu eins – ein Offenbarungseid, sportlich wie politisch. Franz Beckenbauer, dieser qua Kapitän unbedingt Weltmeister werden will, schimpft und zetert, redet vor einer Kamera von drei jämmerlichen Versagern in dieser Mannschaft, entmachtet den Trainer Helmut Schön, ist fortan eine Art Spielertrainer. Der WM-Titel gibt ihm recht. Aber so richtig glücklich wirkt Beckenbauer nun nicht mehr.

Die Doku verfolgt den Strang weiter, zeigt, wie von kurzer Dauer darauf die Stimmung kippt. Der FC Bayern verliert Spiele und Meisterschaften, Beckenbauer schießt Eigentore und bekommt Raserei mit dem Finanzamt, sein Liebesleben gerät durcheinander und an die Öffentlichkeit. Die Bild titelt: „Mädchen – immer neue tauchen auf, Geld in Gefahr, immer neue Niederlagen“. Es folgt die Flucht nachdem New York, wo Beckenbauer beim Team Cosmos unwiderruflich zum weltgewandten Star wird. Flotte Musik, NYC in den Siebzigern, ein Stammtisch in dieser Superdisco Studio 54 – dann die Gegenschnitte: Die Autoren zeigen verknüpfen einsamen Bayer in dieser Ferne, dazu verknüpfen cholerischen Weltfußballer, dieser hinauf den stumpfen Kunstrasenplkorrodieren die jungen US-Spieler beschimpft, weil die nicht dies zeugen, welches sie zeugen sollen.

Lothar Matthäus erzählt von einem Ausbruch viele Jahre später: 1990, WM in Italien, Beckenbauer ist nun Teamchef und will unbedingt sogar in dieser Rolle Weltmeister werden. Deutschland müht sich zu einem eins zu null gegen die Tschechoslowakei, spielt nunmehr mies, woraufhin Beckenbauer in dieser Kabine die Kontrolle verliert und Eiswürfeleimer durch die Gegend schießt. Willi Lemke, Ex-Präsident von Werder Bremen, erzählt am Morgen nachdem dieser Ausstrahlung von Beckenbauer in einem Interview im Deutschlandfunk erstaunt, er habe sie Seite vom Franz weder noch gekannt. Dass dieser Doku ein solcher Überraschungsmoment gelingt, ist ein großer Verdienst.

Das letzte Viertel des Films gehört dem Funktionär Beckenbauer. Es kommt zum Sommermärchen 2006, Franz ist überall, umarmt jeden, die Welt zu Gast im Zusammenhang einem Freund. Neun Jahre später erst deckt dieser Spiegel die Bestechungsaffäre um die WM-Vergabe hinauf. Im Film ist nun kein Fußball mehr zu sehen, sondern Funktionäre mit Goldrandbrillen und teuren Uhren, leere Stadien, grelles Fluchtlicht, dies einem qua Zuschauer unverhohlen in die Augen scheint, wie im Zusammenhang einem polizeilichen Verhör. Gunther Latsch vom Spiegel fasst noch einmal die Fakten zusammen, verweist hinauf ein erstaunliches Interview, dies Beckenbauer Ende 2015 dieser Süddeutschen Zeitung gab: Er habe früher halt sehr viel blind unterschrieben, sogar blanko. Joschka Fischer kommt zu Wort, er beginnt sein Statement mit dieser Frage: „Wie naiv muss man eigentlich sein?“ Als Zuschauer erwartet man nun eine Lektion zu Gunsten von die Lichtgestalt. Doch Fischer nennt nicht Beckenbauer naiv, sondern die Gesamtheit, die glaubten, den Zuschlag zu Gunsten von eine WM gäbe es von dieser Fifa, ohne dass Geld im Spiel ist: „Wir müssen uns alle bezichtigen.“

Franz Beckenbauer wusste um die korrupte Fifa wohl schon Ende dieser Neunzigerjahre, qua er seinen Stimmenfang zu Gunsten von die WM begann. 2034 übrigens wird dies Turnier mutmaßlich in Saudi-Arabien stattfinden. Ein anderes Bewerberland gibt es nicht, die Fifa hat die Vergaben so gedealt, dass sowieso keine andere Region eine Chance hätte. Wie sagt es Wolfgang Schäuble: Die Skandalisierung um dies gekaufte Sommermärchen, „die scheint mir irgendwie übertrieben“.

Die Doku „Beckenbauer“ ist in dieser Das Erste-Mediathek einsehbar.