„Die Möllner Briefe“: „Ich würde Sie gern trösten“
Das Feuer war tödlich, jede Hilfe kam zu spät. Die mit
Benzin gefüllten Flaschen, die zwei Neonazis in der Nacht vom 23. November
1992 durch die Fenster eines Mehrfamilienhauses in Mölln geworfen hatten,
setzten das Treppenhaus in Brand und versperrten den Fluchtweg. In der
Flammenhölle starben die zehnjährige Yeliz Arslan und die 14-jährige Ayşe
Yılmaz; bei dem Versuch, sie zu retten, wurde ihre Großmutter Bahìde Arslan
ohnmächtig und verbrannte bis zur Unkenntlichkeit.
Die Toten von Mölln waren
noch nicht begraben, da brach der Streit schon los: Ist Deutschland ein
rassistisches Land? Gibt es organisierte Nazigewalt? Natürlich nicht, war von
empörten Bürgern zu hören, „rechter Terror“ sei eine Erfindung von Linken und
der Brandanschlag nur ein „Einzelfall“, ein „Dummejungenstreich“. Vielleicht
steckte ja die türkische Mafia dahinter, man wisse ja nie. Durch seinen
Pressesprecher ließ Bundeskanzler Kohl (CDU) ausrichten, an der Trauerfeier
werde er nicht teilnehmen. Er habe „weiß Gott andere wichtige Termine“ und
wolle „nicht in Beileidstourismus ausbrechen“ (PDF).