„Die Entscheidung“ von Jens Bisky: Droht uns ein neues 1933?

Die letzte Sachbuchfolge von Was liest Du gerade? 2024 wird diesmal wieder mit einem Gasthost präsentiert: Nora Bossong ist am Mikro dabei, die in diesem Jahr ihren Roman Reichskanzlerplatz veröffentlichte und auch schon Sachbücher geschrieben hat. Nebenbei klären wir die Frage, welche Lektüre sie als Schriftstellerin auf die einsame Insel mitnehmen würde – ziemlich wilde Lektüre, so viel sei schon verraten.

Den ersten Satz liefert diesmal Tobias Haberl mit seinem Buch Unter Heiden: Der Journalist erzählt in persönlichen Erlebnissen und Reflexionen von seiner Glaubenssuche und vom Unverständnis, auf das er heute trifft, wenn er sich als Katholik outet.

Steht heute wieder der Faschismus vor der Tür? Diese Frage wird momentan oft und heftig diskutiert, weil die Demokratie kriselt und die AfD immer stärker wird. Zur Klärung taucht Jens Bisky in seinem Buch Die Entscheidung in die Endphase der Weimarer Republik ein und erzählt minutiös von deren Untergang – aber was kann man überhaupt aus dieser Geschichte für heute lernen?

Auf nach Paris! Eine faszinierende Zeitreise dorthin unternimmt László Földényi in seinem Buch Der lange Schatten der Guillotine: Er flaniert durch die Metropole im 19. Jahrhundert, schaut auf alte Artikel, Bilder und Fotografien, um zu erklären, wie sich an diesem Ort seit der Französischen Revolution unser modernes, nervöses Bewusstsein entwickelte.

Auch die Klassikerin stammt diesmal aus Ungarn: Die 2019 verstorbene Ágnes Heller war eine der wichtigsten philosophischen Stimmen ihrer Zeit. In ihrem Buch Von der Utopie zur Dystopie dreht sich alles um die Ängste und die Hoffnungen, mit denen die Menschen seit der Antike auf die Zukunft schauen – und warum die Furcht heute bessere Romane produziert.

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Literaturangaben:

Tobias Haberl: Unter Heiden, btb, 288 Seiten, 22 Euro

Jens Bisky: Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1933, Rowohlt Berlin, 640 Seiten, 34 Euro

László Földényi: Der lange Schatten der Guillotine. Lebensbilder aus dem Paris des neunzehnten Jahrhunderts, Matthes & Seitz, 302 Seiten, 28 Euro

Ágnes Heller: Von der Utopie zur Dystopie. Was können wir uns wünschen? Edition Konturen, 95 Seiten, 19,80 Euro