Die deutschen Medaillen-Aussichten pro Olympia

In einem Jahr beginnen in Italien die Olympischen Winterspiele. Deutschland will im Medaillenspiegel mindestens Platz zwei von Peking 2022 verteidigen. Doch ist das realistisch? Ein Check durch alle Sportarten mit genauer Prognose.

Im altehrwürdigen San-Siro-Stadion werden am 6. Februar 2026 die Olympischen Spiele von Mailand eröffnet. Dann will Deutschland bei den 116 Entscheidungen mindestens den zweiten Platz von 2022 – damals hinter Norwegen – halten. In Peking gab es zwölfmal Gold, zehnmal Silber und fünfmal Bronze. Doch wie ist die aktuelle Form? WELT macht den Check und blickt auf 2026 voraus. Das Ergebnis: Nach aktuellem Formstand holt Deutschland etwas weniger Gold (zehnmal), aber insgesamt mehr Medaillen (41).

Bob: In Peking dominierte Deutschland 2022: Drei Gold, drei Silber und einmal Bronze. Nur im Frauen-Monobob gab es keinen Sieg. Aktuell bestimmen bei den Männern die Teams von Francesco Friedrich und Johannes Lochner im laufenden Weltcup die Rennen, auch Adam Ammour war bereits fünfmal auf dem Podium. Hier könnten bei Olympia die Podien im Zweier und Vierer sogar komplett in deutscher Hand sein. Die deutschen Pilotinnen Laura Nolte, Kim Kalicki und Lisa Buckwitz belegen im Zweier-Weltcup die ersten drei Plätze. Beim Monobob führt Buckwitz die Wertung an.

Prognose: viermal Gold, insgesamt zehn Medaillen.

Rodeln: In Peking holte Deutschland viermal Gold, 2026 gibt es sogar fünf Entscheidungen. Neu ist der Frauen-Doppelsitzer. Hier haben Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal Top-3-Qualität. Von den Olympiasiegern 2022 sind nur noch der Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt aktiv. Sie führen im Weltcup. Toni Eggert und Florian Müller haben ebenfalls Medaillenchancen. Bei den Frauen sind mit Julia Taubitz, Merle Fräbel und Anna Berreiter drei unter den Top 5, bei den Männern mit Max Langenhan und Felix Loch zwei. In der Teamstaffel zeichnet sich ein Duell mit Österreich ab. Überall hat Deutschland beste Medaillenchancen.

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Prognose: zweimal Gold, insgesamt acht Medaillen.

Skeleton: 2022 gewannen Christopher Grotheer und Hannah Neise jeweils Gold. Grotheer zählt weiterhin zu den Top-Favoriten, gewann vier der sieben Weltcups in diesem Winter. Er ist besonders technisch stark. Bei den Frauen hat sich Neise nach schwächeren Saisons in der Spitze etabliert, ist in der Regel die einzige Podiumskandidatin. Gut für Deutschland: Ein Mixed-Team-Rennen ist neu im Olympia-Programm. Hier hat Deutschland Favorit.

Prognose: einmal Gold, drei Medaillen.

Ski alpin: Bei den Alpinen gab es 2022 nur Silber im Mixed-Teamwettbewerb, der für 2026 aus dem Programm gestrichen worden ist. Stattdessen wurde je ein Team-Kombinationsrennen bei Männern und Frauen angeführt, bei dem die Zeiten in Abfahrt und Slalom addiert werden. Aktuell bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm hat Deutschland wie dann auch nächstes Jahr bei Olympia in Cortina d’Ampezzo und Bormio nur punktuell Medaillenchancen. Im Slalom gehören Linus Straßer und Lena Dürr zum Kreis der Podiumskandidaten. Hoffnung macht die erst 21 Jahre alte Emma Aicher, die sich kontinuierlich steigert. In einem Jahr könnte sie bereit für mehr sein.

Prognose: zwei Medaillen.

Biathlon: Im Biathlon war Deutschland 2022 gemessen an früheren Resultaten recht schwach: nur je einmal Gold und Bronze. Denise Herrmann-Wick hörte seither auf. Aktuell zieht Franziska Preuß die neue Generation um Selina Grotian und Julia Tannheimer mit. In Staffel und Einzel-Rennen sind so 2026 Medaillen drin. Bei den Männern haben Philipp Nawrath, Justus Strelow und Danilo Riethmüller punktuell gute Ergebnisse. Hier ist die Staffel die größte Chance auf Edelmetall.

Prognose: einmal Gold, vier Medaillen.

Eishockey: Nach Männer-Silber 2018 wurde es 2022 nur Platz zehn. Da die Stars aus der NHL diesmal erstmals seit 2014 dabei sind, ist der deutsche Kader mit Leon Draisaitl und Tim Stützle zwar stärker. Aber Kanada, die USA, Schweden, Tschechien, die Slowakei, die Schweiz und Finnland sind alle auch qualitativ verbessert. Eine Medaille wäre daher überraschend. Die Frauen spielen vom 6. bis 9. Februar in Bremerhaven gegen Ungarn, Österreich und die Slowakei um das Olympia-Ticket.

Prognose: keine Medaille.

Snowboard: 2022 holte Deutschland keine Medaille. Ramona Hofmeister (28) ist im Parallel-Riesenslalom bereits jetzt in Siegform, gewann im Januar drei Weltcups in Folge. Sie ist die größte deutsche Medaillenhoffnung im Snowboard. In dieser Disziplin schaffte es Elias Huber als Zweiter gerade erstmals in die Top 3. Neben den beiden stand Noah Vicktor im Slopestyle einmal als Dritter auf dem Podium. Insgesamt fehlen sonst die Medaillenkandidaten.

Prognose: eine Medaille.

Ski Freestyle: Im Skicross gewannen Florian Wilmsmann und Daniela Maier (Bronze 2022) beide jeweils zwei Weltcup-Events, sind in Medaillenform. Eine Aufsteigerin des Winters ist Muriel Mohr im Slopestyle, die bereits zweimal auf dem Podium stand.

Prognose: zwei Medaillen.

Langlauf: Das deutsche Langlauf-Team ist im Aufschwung. 2022 gewann Victoria Carl und Katharina Hennig Team-Sprint-Gold. Seither etablierten sich die beiden in der Weltspitze und zogen weitere wie Pia Fink und Laura Gimmler mit. Bei den Männern hat Friedrich Moch Top-10-Potenzial.

Prognose: zwei Medaillen.

Nord. Kombination: Das IOC entschied, dass weiterhin nur die Männer bei Olympia starten. Olympiasieger Vinzenz Geiger, der 2022 Gold und Silber im Team holte, hat in diesem Winter vier Weltcup-Erfolge. Julian Schmid hat fünf Podiumsplatzierungen. In Einzel und Team sind also Medaillen drin.

Prognose: einmal Gold, drei Medaillen.

Skispringen: 2022 gab es Silber durch Katharina Schmid sowie zweimal Bronze durch Karl Geiger und das Männerteam. Die modernisierte Schanze in Predazzo kennen die Deutschen nicht, erst im Sommer sind Tests geplant. Pius Paschke Andreas Wellinger haben, wenn sie die Frühform dieser Saison wieder erreichen, Medaillen-Potenzial, doch die Österreicher sind sehr stark. Bei den Frauen erreichte Schmid diese Saison bereits vier Siege, Selina Freitag stand dreimal auf dem Podium. In den Teams – Männer, Frauen und Mixed – gibt es beste Chance

Prognose: ein Gold, fünf Medaillen.

Curling: Die Männer und das Mixed-Doppel sind auf Olympia-Kurs – nach den Weltmeisterschaften im Frühjahr sind je sieben Nationen qualifiziert. Im Dezember folgen dann noch Qualifikations-Turniere. Das Team von Skip Marc Muskatewitz belegte 2024 WM-Platz fünf, holte den EM-Titel – bei Olympia also Außenseiter-Chancen in Cortina d‘Ampezzo.

Prognose: keine Medaille.

Eiskunstlauf: Zuletzt gab es 2018 Paarlauf-Gold durch Aljona Savchenko/Bruno Massot. Jetzt sind mit Minerva Hase und Nikita Volodin wieder potenzielle Medaillenkandidaten da. Sie gewannen 2024 WM-Bronze, jetzt gerade wurden sie Europameister in Tallinn. Annika Hocke und Robert Kunkel gehören im Paarlauf zum weiteren Anwärter-Kreis. In den anderen Wettbewerben gibt es keine Edelmetall-Chancen.

Prognose: eine Medaille.

Short Track: Auf dem kleinen Eislauf-Oval ist Deutschland seit Jahren abgehängt. In 65 Olympia-Entscheidungen gab es noch nie eine Medaille. Bei der World Tour 2024/25 stand noch kein Deutscher auf dem Podium.

Prognose: keine Medaillen.

Eisschnelllauf: Zuletzt holte Deutschland 2010 Olympia-Medaillen im Eisschnelllauf. Im Weltcup fehlt ein Stück zu den Medaillen: Im Massenstart ist Michelle Uhrig auf Rang fünf, Fridtjof Petzold auf Platz sieben. Das Frauen-Team belegt in der Verfolgung Platz fünf.

Prognose: keine Medaille.

Skibergsteigen: In der neuen olympischen Sportart gibt es drei Entscheidungen: Sprint bei Männern und Frauen sowie eine Mixed-Staffel. Tatjana Paller (29) gehört zur Top 5 der Welt, Finn Hösch (22) ist 13. Frankreich, die Schweiz und Spanien sind starke Konkurrenz.

Prognose: keine Medaille.

Source: welt.de