Die Börsen am Mittag: Viele Nachrichten prasseln hinauf Investoren ein

Nachrichten bewegen Börsen. Am Donnerstag prasselte allerdings eine wahre Nachrichtenflut auf die Investoren ein. Es begann am Mittwochabend mit dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Wie erwartet, senkte sie den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Es war die zweite Zinssenkung der US-Notenbank in diesem Jahr – und vielleicht auch die letzte.

Denn Fed-Chef Jerome Powell dämpfte die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung im Dezember. Die kurzfristigen Inflationserwartungen seien aufwärts gerichtet und eine weitere Zinssenkung zur Stützung des Arbeitsmarktes „keinesfalls eine ausgemachte Sache“, erklärte Powell. Ein Satz, der den Investoren die Laune verdarb. Wurden an der Wall Street zuvor noch Höchststände verzeichnet, drehten der Dow-Jones und der breitere S&P 500 ins Minus.

Höhere Erwartungen an Trump und Xi

Mehr erwartet haben sich die Händler an den asiatischen Börsen auch vom Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Sowohl der japanische Leitindex Nikkei als auch der koreanische Leitindex Kospi schlossen ein Prozent schwächer.

Auch in China und Hongkong gaben die Kurse nach. Der Index in Shanghai kämpfte zudem mit der psychologisch wichtigen Marke von 4000 Punkten. Als Grund machte Alicia García-Herrero, Asien-Chefökonomin der französischen Investmentbank Natixis, Trumps Ankündigung, sofort mit Atomwaffentests beginnen zu wollen, aus: „Das verängstigt die Märkte.“

Europa koppelt sich ab

Derweil koppelten sich die Börsen in Europa am Donnerstag erst einmal von den Vorgaben aus den USA und Asien ab – wie schon häufiger in den vergangenen Wochen. Das hat weniger mit „europäischer Selbstbestimmung“ zu tun als vielmehr mit der Tatsache, dass der alte Kontinent seine eigenen Probleme hat. Denn neben der Weltlage gab es auch jede Menge Quartalszahlen. So sackte der deutsche Leitindex Dax zwar am Vormittag ab, tendierte zum Mittag aber fast am Schlusskurs vom Mittwoch.

Auf der Gewinnerseite lagen die Papiere von Airbus, die um 2,8 Prozent zulegten. Der europäische Flugzeugbauer setzt sich dank guter Geschäfte mit Militärflugzeugen und Hubschraubern weiter von seinem Erzrivalen Boeing ab.

Anleger griffen auch bei Lufthansa zu, die Titel legten um 4,9 Prozent zu. „Ein ausgebautes Flugprogramm und stärkeres Wachstum in Logistik und Technik sorgten für Umsatzwachstum und ein Übertreffen der Erwartungen“, fassten die Analysten von Raiffeisen Research zusammen.

Vom Licht zum Schatten: Die Vorzugsaktien von VW verloren 1,5 Prozent. Vor allem wegen der Probleme bei der Sportwagentochter Porsche und der Zollbelastungen schrieb der Konzern im dritten Jahresviertel einen Verlust von einer Milliarde Euro.

Die Sonderkonjunktur an der Amsterdamer Börse währte derweil nur einen Vormittag. Reagierte der AEX am Vormittag noch mit deutlichen Gewinnen auf den Ausgang der Parlamentswahlen, lag das Plus zum Mittag nur noch bei 0,15 Prozent. Die rechtspopulistische PVV von Geert Wilders verlor elf der 150 Sitze umfassenden „Tweede Kamer“, die vergleichbar mit dem Deutschen Bundestag ist. Sie liegt jetzt gleichauf mit der linksliberalen D66. Auf die Unterstützung von Wilders PVV waren in der Vergangenheit zahlreiche Regierungen angewiesen. Der Euro Stoxx 50, in dem der niederländische Chipherstellungsgerätekonzern ASML ein Schwergewicht ist, notierte am Mittag 0,5 Prozent schwächer.

Source: faz.net