DFB-Kader: Viel interessanter ist, wen Nagelsmann nicht nominiert hat – WELT

Das erste deutsche Aufgebot nach der EM steht fest. Große Überraschungen bleiben aus. Deutlich vielsagender ist da schon, auf wen Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Länderspiele gegen Ungarn und die Niederlande verzichtet.

55 Tage nach dem Viertelfinal-Aus bei der EM hat Julian Nagelsmann das Aufgebot für die ersten Länderspiele nach der Europameisterschaft gegen Ungarn und die Niederlande benannt. Der Bundestrainer hatte angekündigt, dass es keinen Sinn ergebe, den kompletten Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft durchzuwirbeln. Lediglich in Nuancen solle das Team verändert werden. Nagelsmann hielt Wort. Mit Angelo Stiller, dem 23 Jahre alten Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart, findet sich nur ein Neuling im Aufgebot.

Dass überrascht genauso wenig, wie der Fakt, dass durch die Rücktritte der erfahrenen Manuel Neuer, Thomas Müller, Ilkay Gündogan und Toni Kroos der Altersdurchschnitt um knapp zwei Jahre gesunken ist. Bei der EM hatte Deutschland mit einem Altersdurchschnitt von 28,98 Jahren den ältesten Kader aller 24 Teilnehmer – zehn der insgesamt 26 Spieler waren mindestens 30 Jahre alt.

Viel interessanter bei näherer Betrachtung des DFB-Aufgebots ist da hingegen, wen der Bundestrainer nicht nominiert hat.

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Leon Goretzka zum Beispiel. Auf den 57-maligen Nationalspieler vom FC Bayern hatte der Coach bereits bei der EM verzichtet – und ihn auch nicht berücksichtigt, als er kurz vor Turnierbeginn Bedarf im defensiven Mittelfeld sah. Statt Goretzka erhielt Emre Can vom BVB überraschend den Vorzug. Die erneute Nicht-Berücksichtigung des Münchners, der auch in seinem Klub einen schweren Stand hat, zeigt einmal mehr, wie stringent der Bundestrainer in seinem Handeln und ein Spieler, der beim Rekordmeister unter Vertrag steht, nicht per se Nationalspieler ist.

Gnabry und Süle im Wartestand

Wie auch BVB-Profi Julian Brandt oder etwa Serge Gnabry. Der 45-malige Nationalspieler Gnabry hatte in der vergangenen Saison große Verletzungsprobleme. Obwohl er fit ist und in den bislang zwei Pflichtspielen der Münchner gegen Ulm und Wolfsburg jeweils Scorerpunkte sammelte, muss er sich in Bezug auf eine Rückkehr ins Nationalteam gedulden. Die Qualität und Erfahrung Gnabrys täten der Nationalelf sicher gut, doch es spricht für den Bundestrainer, dass er den vielen international teils noch unerfahrenen EM-Fahrern die Chance gibt, sich weiterhin zu beweisen.

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Deshalb muss sich auch Niklas Süle weiterhin mit der Rolle des Zuschauers begnügen. Auf den Dortmunder Innenverteidiger hatte Nagelsmann schon bei der EM verzichtet. Obwohl der 28-Jährige, der auf bislang 49 Einsätze für Deutschland kommt, dieser Tage fitter denn je wirkt und offenbar ein paar Kilo in der Sommerpause abtrainiert hat, bleibt er im Wartestand.

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Der Bundestrainer nimmt keine Rücksicht auf Namen. Nur sollte all jenen Spielern bewusst sein, die nun die Chance erhalten haben, sich wieder zu zeigen, dass es auch unter Nagelsmann keinen Freifahrtschein gibt. Dafür ist dessen Aufgabe, eine schlagkräftige Mannschaft für die WM 2026 zu entwickeln, viel zu anspruchsvoll. Zumal er selbst ja angekündigt hat, dass er Weltmeister werden will.

Source: welt.de