Deutschland muss mit Boykott von Trumps G-20-Gipfel drohen

Nach einem Streit mit Südafrika hat Donald Trump angekündigt, das Land nicht zum G-20-Gipfel nach Miami einzuladen. Darauf kann es für die anderen Mitgliedsländer nur eine Antwort geben.

Allzu überraschend kam die Entscheidung der US-Regierung, Südafrika vom G-20-Gipfel 2026 in Florida auszuladen, nicht. Donald Trump hatte sie im Vorfeld des von ihm boykottierten Treffens der Staatschefs in Johannesburg am Wochenende mehrfach angedeutet. Stattdessen will er nun Polen nach Miami einladen.

In seiner am Mittwochabend veröffentlichten Begründung wiederholte der US-Präsident nicht nur den widerlegten Vorwurf eines „Genozids“ an den weißen Buren. Er verwies dabei auch auf seine gekränkte Eitelkeit: Südafrika habe sich als Gastgeber des laufenden Jahres „geweigert“, die Präsidentschaft an die USA als nächsten Gastgeber formell zu übergeben. Noch so eine Lüge. Südafrika hatte die kurzfristig erbetene Übergabe entsprechender Papiere an einen Diplomaten lediglich vom Gipfel ins Außenministerium verlegt. Südafrika sei es „nicht wert, irgendwo Mitglied“ zu sein, so Trump.

Es dauerte nur wenige Stunden, da war es der deutsche Botschafter in Pretoria, Andreas Peschke, der bislang am deutlichsten die einzige richtige Antwort gab. „Südafrika wird am Verhandlungstisch benötigt“, postete der erfahrene Diplomat auf X. Interessanterweise blieb das – zumindest bis zum Donnerstagnachmittag – die einzige derart klare Reaktion eines Diplomaten eines G-20-Landes, die ein Sprecher von Südafrikas Außenministerium mit Hinweis auf die bilaterale „Freundschaft“ retweeten konnte. Die vermeintlich so treuen Kameraden der BRICS-Staaten hielten sich mit schnellen Reaktionen dagegen zurück.

Lesen Sie auch

Eine andere Reaktion als die von Peschke aber kann es nicht geben – auch wenn ihr, logisch fortgedacht, sehr bald mit einer Boykottdrohung Nachdruck verliehen werden müsste. Und das von möglichst vielen Ländern. Der nächste Gipfel der Staatschefs ist zwar erst im November 2026, doch die ersten G-20-Ministertreffen finden bereits ab Februar statt. Für den temporären Rauswurf Südafrikas, dem einzigen Mitgliedstaat aus Afrika, fehlt jegliche Grundlage.

Ein formelles Ausschlussverfahren gibt es bei den strukturell eher informellen G 20 nicht. Das Forum ist allerdings traditionell auf Konsens ausgerichtet. Als im Jahr 2022 Stimmen von westlichen Staaten laut wurden, Russland nach der Invasion in der Ukraine vom Gipfel in Indonesien auszuschließen, gab es gegen diesen Vorschlag zu viel Widerstand, auch aus Südafrika. Russland blieb Teil der Gruppe.

Ende des Multilateralismus

Selten waren Foren wie die G 20 so wichtig, auch wenn sie immer weniger effektiv erscheinen. Die von Südafrika so euphorisch präsentierte Abschlusserklärung brachte zum Ukraine-Krieg natürlich keinen Fortschritt, sondern nur wachsweiche Formulierungen. Auch beim eigentlichen Zweck der G 20, den Fragen der globalen wirtschaftlichen Entwicklung, gab es eher Rückschritte. So wurde anders als im Vorjahr das Bekenntnis zur schrittweisen Abschaffung von Subventionen für fossile Brennstoffe nicht mehr erwähnt. Ein Zugeständnis an Saudi-Arabien und Russland. Und in gewisser Hinsicht auch an die abwesenden USA.

Ein bilateraler Streit als Grund für die Ausladung eines Mitgliedstaates kann jedenfalls keine Basis für Multilateralismus sein, sosehr sich Trump bei einem deutschen Boykott auch vor den Kopf gestoßen fühlen würde. Seinen Angriff auf die G-20-Prinzipien zu akzeptieren, würde weit mehr Schaden anrichten als das eigene Fernbleiben von den Veranstaltungen in Trumps Golfresort in Miami.

Source: welt.de