Deutscher Sachbuchpreis 2024 an Christina Morina

Die Jury hebt in ihrer Begründung hervor, dass die Autorin in ihrem Buch bisher wenig beachtete Quellen nutzt, um zu zeigen, wie unterschiedlich sich das Demokratieverständnis in Ost- und Westdeutschland seit den 1980er Jahren entwickelt hat. Ihre methodisch raffinierte und augenöffnende zeitgeschichtliche Analyse auf der Grundlage von Briefen, Petitionen und Flugblättern gebe Bürgerinnen und Bürgern der DDR und der BRD eine Stimme. Damit liefere das Buch Impulse für aktuelle gesellschaftliche Diskussionen.

Nominiert hatte die Jury vor einigen Wochen acht deutsche Monographien, die nicht nur gut gearbeitet und erzählt sein sollten, sondern auch imstande, eben diese „Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung“ zu geben. Wie in den vorhergehenden Jahren waren auf der Liste der nominierten Titel Sachbücher ganz unterschiedlichen Zuschnitts zu finden.

Die acht nominierten Titel für den Deutschen Sachbuchpreis 2024.
Die acht nominierten Titel für den Deutschen Sachbuchpreis 2024.Börsenverien des Deutschen Buchhandels

Der Soziologie Jens Beckert, Direktor am Kölner Institut für Gesellschaftsforschung, legte mit “Verkaufte Zukunft“ (Suhrkamp) eine nüchterne Bestandsaufnahmen der ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Effekte vor, die die Einhegung der Erderwärmung auf 1,5 Grad aller Voraussicht nach verhindern werden. Moshe Zimmermann, emeritierter Professor für Neuere Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem, geht in “Niemals Frieden? Israel am Scheideweg“ (Propyläen) hart mit der israelischen Politik der vergangenen Jahrzehnte ins Gericht, die so wie ihre palästinensischen Gegenspieler die Wege zu einer Lösung des Nahostkonflikts blockiert habe.

Frauke Rostalski, Professorin für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Köln, geht in “Die vulnerable Gesellschaft – Die neue Verletzlichkeit als Herausforderung der Freiheit“ (C.H.Beck) gesellschaftlichen Wertverschiebungen nach, wie sie sich in neueren Debatten ausdrücken. Die Journalistin Ruth Hoffmann zeichnet in “Das deutsche Alibi – Mythos “Stauffenberg-Attentat’“ den Umgang mit dem militärischen deutschen Widerstand gegen Hitler nach 1945 nach.

Sebastian Conrad, Professor für Neuere Geschichte an der FU Berlin folgt in “Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ (Ullstein) der Wirkungsgeschichte einer berühmten Büste, Roman Köster erzählt in “Müll – Eine schmutzige Geschichte der Menschheit“ (C.H.Beck) die Geschichte des Abfalls und Marcus Willaschek führt in “Kant – Die Revolution des Denkens“ (C.H.Beck) kundig und elegant in das Werk von Immanuel Kant ein.

Der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ausgeschriebene Preis ist mit insgesamt 42.500 Euro dotiert – die Deutsche Bank tritt als Hauptsponsor auf –, wovon 25.000 Euro auf den ersten Preis und auf die anderen sieben nominierten Titel je 2.500 Euro entfallen.

Source: faz.net