Der Kanzler in Ankara: An Erdoğan führt kein Weg vorbei

Der Bundeskanzler hat in Ankara dann doch recht deutliche Worte zur Verfolgung der Opposition in der Türkei gefunden. Er hat öffentlich seine Besorgnis über die mangelnde Rechtsstaatlichkeit ausgedrückt. Das war richtig. Denn auch Präsident Erdoğan hat ja kein Blatt vor den Mund genommen. Er hat sich über Fremdenfeindlichkeit in Deutschland beklagt und sich beim Thema Gaza nicht gescheut, die Gegensätze in den Positionen Deutschlands und der Türkei herauszustellen.
Erdoğans Einfluss auf die Hamas
Bei allen geostrategischen Interessen: Ducken muss Deutschland sich nicht vor dem türkischen Präsidenten. Die Türkei braucht Deutschland genauso wie umgekehrt. Gerade wenn die Bundesregierung darauf setzt, die Türkei strategisch noch enger an Europa zu binden, darf sie auch jene nicht vergessen, die sich seit Langem aus demokratischer Überzeugung für eine Ausrichtung des Landes Richtung Westen einsetzen.
Gleichzeitig war es richtig, dass Merz mit der Wiederaufnahme strategischer Dialoge die Kanäle nach Ankara verbreitert hat. Damit trägt er der gewachsenen Bedeutung der Türkei in der aktuellen Weltlage Rechnung. Es gilt, den Einfluss zu nutzen, den Erdoğan auf die Hamas in Gaza und auf Putin hat. Ein enger Draht nach Ankara ist auch hilfreich, wenn die Bundesregierung ihre Ankündigung wahr machen und wieder Syrer in ihr Heimatland zurückschicken will. An einer engeren Kooperation mit Ankara führt also kein Weg vorbei.
Source: faz.net