„Der Einfluss der Fasane“ von Antje Rávik Strubel: Die Feuilletonchefin dreht durch

Man kann den Auftrag zu diesem Text schon als kleinen Wink verstehen. Ein neuer Roman soll besprochen werden, Der Einfluss der Fasane heißt er, und er handelt von einer Feuilletonchefin, die recht spektakulär die Kontrolle über eigentlich alles verliert. Schritt eins also: Verdrängung der möglicherweise finsteren Botschaft aus der Literaturredaktion, da hilft natürlich ein robuster psychischer Stoffwechsel. Schritt zwei: Der Einfluss der Fasane von Antje Rávik Strubel lesen, und das ist ein böses Vergnügen.

Der Roman beginnt mit einer Nachricht: Ein Berliner Theaterintendant hat sich das Leben genommen. Die Feuilletonchefin namens Hella Karl erfährt davon aus der Presse, und schnell wird klar, dass man ihr dafür irgendwie die Schuld geben wird. Denn vor nicht allzu langer Zeit hatte sie über sein Fehlverhalten am Theater berichtet, über seine Ausfälle Frauen gegenüber, über sein grobes Gerede. Völlig aus der Zeit gefallen, der Theatertyrann, so sehr, dass Hella Karl selbst mit messerscharfen Formulierungen in ihrem Feuilleton berichtete, obwohl solche MeToo-Feldzüge eigentlich überhaupt nicht ihr Ding sind. Hella Karl gerät in einen Shitstorm, sie wird bedroht, suspendiert und eingeholt von ihrer eigenen merkwürdigen Vergangenheit mit dem toten Intendanten. Und während sich zu Hause ihre Beziehung auflöst und das Haus vom Efeu überwuchert, stellt sich heraus, dass gar nicht so klar ist, was eigentlich ihr Ding ist. Und wer sie eigentlich ist.