Der deutsche Export legt noch einmal zu

Inmitten der Konjunkturflaute senden die deutschen Exporteure ein Hoffnungszeichen. Die Ausfuhr stieg im August überraschend zum Vormonat um 1,3 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Dabei sticht insbesondere ins Auge, dass 5,5 Prozent mehr Waren in die Vereinigten Staaten geliefert wurden als im Juli. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht in den Ausfuhr-Zahlen einen Hoffnungsschimmer, aber noch keinen Grund zur Entwarnung.

Der Außenhandelsverband BGA spricht von einer Atempause. „Zum zweiten Mal in Folge sehen wir ein leichtes Plus bei den Exporten. Das mag beruhigen, darf es aber nicht“, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Denn das deutsche Exportwachstum bleibe weiter hinter der globalen Dynamik zurück. „Der gefährliche Mix aus konjunktureller, struktureller und administrativer Krise hat den deutschen Export immer noch fest im Griff.“

Laut Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, unterstreicht die starke Zunahme der Ausfuhren in die USA, dass es den Vereinigten Staaten konjunkturell deutlich besser gehe als Deutschland. In die EU-Länder und nach China wurden die Exporte ebenfalls erhöht. Gleichzeitig sei festzustellen, dass die Exportauftragseingänge gemäß dem Einkaufsmanagerindex in den vergangenen Monaten beschleunigt gefallen seien. „Wir bleiben daher skeptisch, ob die Exporte nunmehr nachhaltig an Fahrt gewinnen.“

Aussicht derzeit besser als prognostiziert

Der deutsche Export schlägt sich aus Expertensicht in diesem Jahr allerdings besser als erwartet. Immerhin lag die Ausfuhr in den ersten acht Monaten des Jahres fünf Mal im Plus. „Der noch immer hohe Auftragsbestand hilft der deutschen Exportwirtschaft. Die Industrie zehrt also von der Vergangenheit“, analysiert Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Zuletzt hat der kriselnde Sektor allerdings spürbar Neugeschäft eingebüßt. Nach zwei Anstiegen in Folge brachen die Bestellungen im August um 5,8 Prozent ein.

Die Zeichen stehen laut Bundesbankchef Joachim Nagel wohl auf Rezession. Das zweite Halbjahr scheine konjunkturell deutlich schwächer auszufallen, als noch vor einem halben Jahr gedacht, sagte er am Dienstagabend in Berlin. Er verwies zugleich darauf, dass sein Haus „sehr konstruktive Vorschläge“ zur Reform der Schuldenbremse gemacht habe. Er sei überzeugt, dass dieses Thema auch nächstes Jahr wieder konstruktiv diskutiert werde. Es gehe dabei nicht darum, die Schuldenbremse auszuhebeln. „Es geht darum, dass wir Akzente setzen können und setzen müssen, damit der Wirtschaftsstandort Deutschland wieder stärker wird.“

Ohne staatliche Ausgaben wird die strauchelnde deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Grünen nicht zurück auf den Wachstumskurs kommen. „Die Konjunkturprognose ist nicht gut“, sagte die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic. Das Wirtschaftsministerium hat bestätigt, dass die Bundesregierung die Konjunkturprognose für 2024 am Nachmittag nach unten korrigieren wird und darin mit einem zweiten Rezessionsjahr in Folge rechnet. Es gebe zu wenig Investitionen und der Konsum sei zu schwach, sagte Mihalic. Deswegen seien nun erhebliche private, aber auch staatliche Investitionen gefragt. Es brauche auch eine Debatte zur Reform der Schuldenbremse. Denn der Staat könne mehr tun, um der Wirtschaft Verlässlichkeit zu geben.