„Der Apfelgarten“: O je, da geht es ja um uns

Anton Tschechows Kirschgarten lässt sich sehr lustig aufführen oder auch sehr melancholisch – je nachdem, wie ernst die Gefühle der Figuren genommen werden, die sich noch einmal aufgeregt in ihrem alten Elternhaus versammeln, um die Zwangsversteigerung des Familiengutes zu verhindern, aber recht unaufgeregt wieder abreisen, nachdem dies misslungen ist. Es sind typische Tschechow-Menschen: Sie versuchen, ihre Lage zu verbessern, aber so halbherzig, dass es sie nur wenig schmerzt, wenn sich die Lage nicht verbessert. Regisseure haben darin abwechselnd die Dekadenz des russischen Adels gesehen, der schon zu Tschechows Zeiten als „sterbende Klasse“ galt, oder umgekehrt eine sehr moderne Erschöpfung angesichts von Verhältnissen, in die der Einzelne nicht wirksam eingreifen kann.