Deponie-Katastrophe in Dänemark: Gefangen in einem vergifteten Dorf
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Wohin mit dem vergifteten Wasser?
Von JULIAN STAIB (Text), JONAS WRESCH (Fotos und Videos)
13. Februar 2024 · Nach dem Abrutschen einer Deponie in Ølst sind Erde und Wasser verseucht. Die Anwohner sorgen sich um ihre Gesundheit. Sie seien nun gefangen im eigenen Dorf, sagt einer. Ihre Häuser bekämen sie nie mehr verkauft.
Es hat viel geregnet in Dänemark, und dasjenige Wasser dringt unaufhörlich aus welcher giftigen Erde. Um es zu vereinen, hat die Gemeinde Randers große Becken in den schlammigen Boden graben lassen. Denn in den Fluss darf dasjenige Wasser nicht. Viel zu hoch ist welcher Anteil von Schwermetallen und Giftstoffen darin. Also wird nun ein Auffangbecken nachdem dem anderen ausgehoben. Einige Ergehen sich schlichtweg zwischen dem Örtchen Ølst und welcher Deponie. Aus diesen fließt dasjenige Wasser dann unmittelbar hinterm Friedhof des Dörfchens vorbei, um unter freiem Himmel gen den Feldern in weiteren Becken aufgefangen zu werden.
Hier in den Hügeln am Rande von Ølst wurde einst Lehm abgebaut. In welcher entstandenen Grube lagerte dasjenige Unternehmen Nordic Waste dann zum Teil hochgiftigen Dreck von überall her. Etwa Erde von Tankstellen, Schlacke aus Verbrennungsanlagen, Bohrschlamm aus norwegischen Ölfeldern, doch nebensächlich kontaminierten Hafenschlamm. Rund drei Millionen Kubikmeter kamen gen dem riesigen Areal von ungefähr 700 mal 600 Metern zusammen.
Mitte Dezember geriet welcher Hang dann ins Rutschen. Die Gründe zu diesem Zweck sind noch unklar. Klar ist nur, dass es schon zuvor Erdrutsche gegeben hatte, die vermutlich qua Warnung hätten eignen sollen. Arbeiter berichteten davon. Auch Mitglieder des Stadtparlaments in Randers hatten Hinweise darauf. Doch getan wurde offenbar nichts.
Von welcher Deponie geht ein merkwürdiger Geruch aus. Im Dorf ist er gut wahrnehmbar. In welcher Erde und im ablaufenden Wasser hat die Kommune neben Schwermetallen nebensächlich viele andere giftige Stoffe weit mehr als welcher zulässigen Menge festgestellt. Der Geruch stamme von Mikrofüllstoffen, dasjenige seien Rückstände aus welcher Zementherstellung, sagt Jan Christian Jensen. Dem großen, bärtigen Mann, welcher mit seiner Familie am Rande welcher Ortschaft lebt, macht die Situation Angst. Er sorgt sich etwa um die Gesundheit seiner Tochter. Die Häuser hier bekomme jetzt keiner mehr verkauft, sagt er. Sie seien jeglicher „Gefangene“ im eigenen Dorf. „Vergiftet, solange wir leben.“
JAN CHRISTIAN JENSEN
Der Vorfall gilt qua Dänemarks bisher größte Umweltkatastrophe. Der Erdrutsch begrub ein Gebäude welcher Betreiberfirma unter sich, brachte eine Mauer zum Einstürzen, bedeckte die Landstraße und bewegte sich Meter zu Gunsten von Meter gen dasjenige Weiler Ølst zu. Tag und Nacht waren Lastwagen und Bagger im Einsatz. Inzwischen hat sich welcher Erdrutsch nachdem Angaben welcher Gemeinde Randers verlangsamt. Kurz vor den Gewächshäusern am Rande von Ølst wurde welcher Dreck aufgehalten. Daneben wirbt ein Schild zu Gunsten von Honig aus eigener Herstellung.
Das viele Wasser, dasjenige aus welcher Erde drang, drohte dasjenige Flüsschen Alling Å zu vergiften, dasjenige unterhalb welcher Deponie vorbeifloss. Also staut man es nun oberhalb gen und leitet es in großen Metallrohren mehr als den Hügel und um den Ort herum – mit weitem Abstand zu den vielen Becken mit kontaminiertem Wasser. Bei dessen Aufarbeitung sollen nun die beiden roten Container helfen, die seitdem einigen Tagen gen den Resten welcher von den Erdmassen zerstörten Landstraße stillstehen. In ihnen soll dasjenige Wasser aus den Becken gefiltert werden, damit irgendwann ein größerer Teil davon in die örtliche Kläranlage gebracht werden kann. Mehr qua etwa ein Prozent des Wassers kann die bislang nicht loggen. Dafür ist es noch zu giftig, die Bakterien in welcher Kläranlage würden sterben.
Vor seinem Backsteinhaus zieht welcher Anwohner Jensen an dem Tag kombinieren Zettel aus seinem Briefkasten. Es ist ein Informationsschreiben welcher Gemeinde. Es sei dasjenige erste Mal, dass er eines erhalte, sagt Jensen. Anderthalb Monate nachdem Beginn des Desasters. Unverschämt sei dasjenige, sagt er. Dabei hätten die Anwohner so viele Fragen. Etwa, ob es gefährlich sei, nun hier zu leben. Oder ob vielleicht nicht jeglicher schon mehr als Jahre giftigen Substanzen ausgesetzt gewesen seien. Manche hätten nebensächlich erzählt, es gebe gen welcher Deponie radioaktive Substanzen, sagt Jensen. „Wir wissen dasjenige was auch immer nicht.“
Der Stadtpräsident welcher Gemeinde Randers, Torben Hansen, sagt, er könne jeden in Ølst verstehen, welcher nun sehr sorgsam sei. „Wir versuchen, so viel wie möglich zu kommunizieren.“ Der freundliche Mann sitzt in seinem sonnenbeschienenen Büro im Rathaus des kleinen Städtchens. Mittlerweile sei die Situation unter Kontrolle, sagt er. Der Erdrutsch sei verlangsamt – nun sei dasjenige Oberflächenwasser dasjenige größte Problem.
Die Gemeinde hat Nordic Waste mittlerweile angezeigt. „Das Unternehmen hat gegen Umweltgesetze verstoßen. Es ist die Verantwortung des Verursachers, den Schaden zu beheben“, sagt Hansen. Aber die Gemeinde hat selbst Fehler gemacht. So hatten Mitglieder des Stadtrats schon im Frühjahr des vergangenen Jahres Hinweise gen kombinieren drohenden Erdrutsch. Stadtpräsident Hansen sagt dazu, Nordic Waste habe früher versichert, was auch immer sei unter Kontrolle. Auch wurden von welcher Gemeinde Aufsichtsberichte nicht veröffentlicht. Erst jetzt, nachdem welcher Katastrophe, wurden sie jeglicher gen einmal gen die Website gestellt.
Notwendig sei eine Reform welcher Umweltschutzgesetze, sagt Hansen. Diese seien nicht geschaffen zu Gunsten von Fälle dieser Größenordnung. Es sei zudem unumgänglich, im Zusammenhang einer Insolvenz welcher verantwortlichen Firma eine Belastung welcher Steuerzahler zu vermeiden.
TORBEN HANSEN, Stadtpräsident
Am Unglücksort war vor Kurzem nebensächlich die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Sie sprach von einem nationalen Ereignis und davon, dass in Dänemark nun mal welcher gute Mami Grundsatz gelte, dass welcher Verursacher hafte. Das hörte man in Randers gerne. Aber es ist ungeschützt, welches daraus folgt.
Haupteigentümer von Nordic Waste ist welcher Multimillionär Torben Østergaard-Nielsen, welcher in welcher Sache vonseiten welcher Politik heftig beschimpft wurde. Er hatte nachdem dem Insolvenzantrag angekündigt, kombinieren „Klimafonds“ zu Gunsten von die Anwohner welcher betroffenen Gegend aufzusetzen. Die Regierung sprach im Weiteren von einer Provokation, Østergaard-Nielsen versuche, sich freizukaufen. Seitdem tritt dieser publik kaum mehr in Erscheinung. Vor Kurzem wurde eine Fuhre Pferdemist vor seinem Privathaus abgeladen.
Es handele sich nicht um ein natürliches Unglück, sondern um kombinieren „offensichtlich menschengemachten Fehler“, sagt welcher Geowissenschaftler Søren Kristiansen von welcher Universität Aarhus zu dem Erdrutsch. „Die nach sich ziehen zu viel Erde gen eine rutschende Oberfläche geladen.“ Allerdings sei welcher Vorfall ungewöhnlich: Normalerweise gebe es rasche Abrutsche intrinsisch kürzester Zeit oder Bewegungen von wenigen Zentimetern pro Jahr. In diesem Fall doch bewegten sich die Erdmassen mehrere Meter am Tag. Ein „Slow-Motion-Desaster“, sagt Kristiansen.
SØREN KRISTIANSEN, Geowissenschaftler
Was genau was auch immer gen welcher Deponie abgelagert wurde, ist noch unklar. Die Gemeinde nimmt Proben von welcher Erde, dem Oberflächenwasser und aus dem Flüsschen. Dabei zeigt sich: Die Erde ist unter anderem mit Schwermetallen und mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. Im Flüsschen Alling Å finden sich sie Stoffe nebensächlich, doch werden die Grenzwerte nicht überschritten. Das Oberflächenwasser doch, dasjenige aus welcher Deponie abläuft, ist stark belastet. Die Analysen zeigen kombinieren hohen Gehalt an Schwermetallen. Oft werden die Grenzwerte sehr weit überschritten, vor allem im Zusammenhang Quecksilber, Kupfer, Selen und Zink. Bei Kupfer etwa lagen die Messwerte im Bereich von 13 solange bis 120 Mikrogramm pro Liter (µg/l). Die Umweltanforderung zu Gunsten von Fließgewässer sieht eine maximale Konzentration von 4,9 µg/l vor. Bei Zink wurden Werte von solange bis zu 300 µg/l gemessen, erlaubt sind maximal 7,8 µg/l. Zudem übertreten die Messwerte nebensächlich im Hinblick gen PAK, die etwa beim Erhitzen von Öl und Kohle entstehen, die Grenzwerte zum Teil sehr merklich. Kommen sie Stoffe in den Fluss, welcher nachdem wenigen Kilometern die Förde erreicht, können sie zum Tod von Kleintieren, Fischen und Wasserpflanzen resultieren. Auf welcher Website welcher Gemeinde heißt es nun zum Oberflächenwasser, es werde „gespeichert, solange bis entschlossen wird, wie es weiterbehandelt wird“.
Laut John Jensen, welcher im Bereich Umweltwissenschaften an welcher Universität Aarhus forscht, gibt es viele derartige Deponien und kontaminierte Böden in Dänemark. Nordic Waste habe – vor dem Unfall – zu jenen Deponien mit einer relativ geringen Belastung gezählt, sagt er. Demnach gibt es im Land rund 15.000 dokumentierte kontaminierte Stellen und eine vergleichbare Zahl undokumentierte. Dänemark gelte insgesamt qua relativ belastet, welches doch daran liege, dass die Kontrolle gut sei. „In vielen Ländern gibt es gen den ersten Blick weniger kontaminierte Böden, doch vermutlich sind sie nur unterlegen dokumentiert“, sagt Jensen.
Im Falle welcher Nordic-Waste-Deponie doch gebe es noch viele Unsicherheiten, sagt Jensen. „Wir nötig haben vor allem bessere und mehr Daten.“ Der Forscher sagt, er wäre überrascht, wenn sich in welcher Erde und dem Oberflächenwasser – zusätzlich zu den von welcher Gemeinde festgestellten Schwermetallen, den PAK-Stoffen und den Kohlenwasserstoffen (BTEX) – nicht nebensächlich krebserregende Chlorverbindungen wie Polychlorierte Biphenyle (PCB) und sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) finden würden. Würden sie Stoffe in hohen Konzentrationen in den Fluss gelangen, hätte dasjenige schwerwiegende Folgen etwa zu Gunsten von Wasserorganismen, sagt Jensen. Vor welcher Katastrophe hatte dasjenige Unternehmen Nordic Waste Presseberichten zufolge die Erlaubnis, solange bis zu zehn Liter Wasser pro Sekunde in den Fluss abzulassen. Welche Auswirkungen dasjenige gen diesen hatte, ist unklar.
Einst war welcher Alling Å beliebt im Zusammenhang Anglern. Fragt man Stadtpräsident Hansen, ob er nun Fische aus dem Flüsschen essen würde, dann lacht er und antwortet: Er habe früher dort selbst oft geangelt, doch die gefangenen Forellen nie gegessen, sondern immer freigelassen. Nicht wegen welcher Wasserqualität. Sondern weil er Fliegenfischer sei. „Catch and release“, sagt Hansen. Flusskrebse aus dem Alling Å doch habe er zuhauf gegessen, und dasjenige habe ihm nicht geschadet.
Quelle: Fluor.A.Z.
Veröffentlicht: 13.02.2024 13:57 Uhr
Source: faz.net