„Day of the Jackal“: Fachkraft zum Besten von Mord
Schicht um Schicht trägt der Mann seine Identität ab: Er rupft die
falschen Augenbrauen herunter, entnimmt die Kontaktlinsen, löst die aufgeklebte
Frisur vom Skalp und zieht schließlich eine Latexmaske vom Gesicht. Es ist das
Gesicht des britischen Schauspielers Eddie Redmayne, auch ohne Maske bekannt
für seine Wandelbarkeit: Für seine Darstellung des Physikers Stephen Hawking in
Die Entdeckung der Unendlichkeit wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet,
seine Besetzung als trans Frau in The Danish Girl indes kontrovers
diskutiert. Der Mann mit den vielen Gesichtern spielt nun einen Mann mit vielen
Gesichtern. In Day of the Jackal ist er ein Auftragsmörder, vor allem
aber ein Verwandlungskünstler.
Die Serie, die auf Sky läuft, beruht auf dem berühmten Roman Der
Schakal von Frederick Forsyth aus dem Jahr 1971: Darin setzt die OAS, eine
französische Untergrundorganisation während des Algerienkriegs, einen
Auftragsmörder auf Präsident Charles
de Gaulle an. Bereits 1973 erschien eine gefeierte Filmadaption: Fred
Zinnemanns Der Schakal ist ein dicht und hoch spannend konstruiertes
Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Killer und einem Geheimdienstkommissar. Ein
US-Remake 1997 versetzte die Handlung prominent besetzt in die USA: Bruce
Willis spielte den Schakal, Sidney Poitier seinen Verfolger.
Der Showrunner der Serie, Ronan Bennett, hat die Grundzüge der
Handlung in die Jetztzeit verlegt. Der nordirische Schriftsteller und
Drehbuchautor hat eine bewegte Vergangenheit; als Teenager war er für den Mord an
einem Polizisten während eines Überfalls der IRA verurteilt worden.
Die Verurteilung wurde später zum Justizirrtum erklärt und aufgehoben. Bennett
engagierte sich in späteren Jahren politisch und wurde mehrfach im
Zusammenhang mit Engagements für linksradikale Gruppierungen verhaftet.
Es wundert nicht, dass er in Day of the Jackal kein
positives Bild der staatlichen Ermittlungsbehörden zeichnet: Schon in der
ersten Folge lässt die MI6-Geheimdienstmitarbeiterin Bianca, gespielt von
Lashana Lynch, die unschuldige Tochter einer möglichen Hinweisgeberin
festnehmen. Die junge Frau stirbt in Polizeigewahrsam. Bianca verschweigt das,
um von der Mutter noch die benötigten
Informationen erpressen zu können.
Das Auftragsmorden betrachtet Day of the Jackal wie ein
Handwerk. Der Protagonist, der sich später den Codenamen Schakal geben wird,
führt dieses Handwerk akribisch aus: Er recherchiert, macht Skizzen, untersucht
den geplanten Tatort. Wie das Abtragen der Maske fängt die Kamera auch das
Zusammenbauen des Scharfschützengewehrs in Echtzeit ein, Einzelteil um
Einzelteil. Der erste Arbeitsplatz des Schakals in der Serie ist München. Seine
geklaute Identität: ein älterer Hausmeister namens Ralf Becker. Sein Ziel: ein
rechtspopulistischer Politiker, der wohl Chancen aufs Bundeskanzleramt hat. Mit
seinem Gewehr tötet er ihn aus fast vier Kilometern Entfernung.
Schicht um Schicht trägt der Mann seine Identität ab: Er rupft die
falschen Augenbrauen herunter, entnimmt die Kontaktlinsen, löst die aufgeklebte
Frisur vom Skalp und zieht schließlich eine Latexmaske vom Gesicht. Es ist das
Gesicht des britischen Schauspielers Eddie Redmayne, auch ohne Maske bekannt
für seine Wandelbarkeit: Für seine Darstellung des Physikers Stephen Hawking in
Die Entdeckung der Unendlichkeit wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet,
seine Besetzung als trans Frau in The Danish Girl indes kontrovers
diskutiert. Der Mann mit den vielen Gesichtern spielt nun einen Mann mit vielen
Gesichtern. In Day of the Jackal ist er ein Auftragsmörder, vor allem
aber ein Verwandlungskünstler.