Das kindisch bockige Verhalten Real Madrids beim Ballon d’Or
Vinícius Júnior hätte den Ballon d‘Or bekommen müssen – so sehen es zumindest seine Mitspieler bei Real Madrid und die Vereinsbosse. Dass der Stürmer hinter Rodri landet, beantworten sie mit kindlichem Verhalten.
Wie ein Kind, dem der Ball weggenommen wurde, verhielt sich Real Madrid bei der gestrigen Verleihung des Ballon d’Or, nachdem bekannt geworden war, dass die prestigeträchtige Trophäe nicht an ihren Spieler Vinícius Júnior gehen würde. Verlieren liegt nicht in der DNA der Königlichen, wie spätestens ihr 15. Champions-League-Titel im letzten Jahr bewies. Doch ihr kindisches Verhalten zeigt, dass sie es vielleicht sogar verlernt haben: Kein Vertreter des Champions-League-Siegers reiste zur Auszeichnung nach Paris.
Die spanische Zeitung „El País“ zitierte aus einer Mitteilung von Real, in der es hieß: „Es ist offensichtlich, dass der Uefa keinen Respekt vor Real Madrid hat. Und Real Madrid ist nicht dort, wo es nicht respektiert wird.“ Zum Gewinner der Journalistenwahl, die erstmals gemeinsam von „France Football“ und der Europäischen Fußball-Union Uefa organisiert wurde, wurde Mittelfeldstratege Rodri von Manchester City gekürt – vor Vinícius Júnior und seinen beiden Real-Teamkollegen Jude Bellingham und Dani Carvajal.
Dennoch ging Real gar nicht so leer aus, wie ihre Posse rund um die Verleihung vermuten ließe. Der nicht anwesende Carlo Ancelotti wurde zum Trainer des Jahres im Männerfußball gewählt. Der Italiener setzte sich gegen Luis de la Fuente durch, der die spanische Nationalmannschaft in diesem Jahr in Deutschland zum Gewinn der Europameisterschaft geführt hatte.
Darüber hinaus wurde Real Madrid mit dem Titel „Erfolgreichster Verein des Jahres“ ausgezeichnet. Auf der Bühne wurde nach der Verkündung schnell zum nächsten Tagesordnungspunkt übergegangen – auch weil von den ursprünglich vorgesehenen 50 Madrilenen niemand anwesend war, um den Preis entgegenzunehmen. Offensichtlich wären die Königlichen nur mit der individuellen Auszeichnung von Vinícius Júnior zufrieden gewesen. Bei der Preisvergabe in Paris suchten die Gäste im Saal auch vergebens nach Kylian Mbappé, der gemeinsam mit Bayern Münchens Harry Kane als bester Torschütze der vergangenen Saison ausgezeichnet wurde.
Kein Vorab-Wissen von Real
Die Vereine wurden vorher nicht über die Ergebnisse der Wahl informiert, erklärte Vincent Garcia, Chefredakteur von „France Football“. Er verteidigte die Regularien der Veranstaltung: „Niemand wusste davon, weder bei Real noch bei City“, wurde er von der Sport-Zeitung „L‘Équipe“ zitiert. „Ich hatte großen Druck von Real Madrid“, sagte er. „Wir haben uns ihnen und allen anderen Vereinen gegenüber sehr klar ausgedrückt. In diesem Jahr würden der Sieger und die Siegerin nicht benachrichtigt. Ich dachte, alle hätten zugestimmt.“
Real-Familie steht geschlossen
Real-Mittelfeldspieler Eduardo Camavinga bezeichnete die Wahl als „Fußball-Politik“ und schrieb bei X zu einem Foto von sich und Vinícius Júnior: „Mein Bruder, du bist der beste Fußballspieler der Welt und keine Auszeichnung kann etwas anderes sagen.“ Toni Kroos, der seine Karriere nach zahlreichen Titeln mit Real im Sommer beendet hatte, kommentierte ein Bild des Brasilianers bei Instagram mit den Worten „Der Beste“. Vinícius Júnior selbst ließ ebenfalls durchblicken, dass er nicht einverstanden ist mit dem Ergebnis: „Ich mache es zehnmal, falls nötig. Sie sind nicht vorbereitet“, schrieb er auf X.
Spaniens Nationaltrainer hingegen kritisierte die Abwesenheit der prominenten Fußballgrößen. „Es ist nicht gut für den Fußball, dass ein Unternehmen wie Real Madrid bei einer Gala dieser Art nicht anwesend ist“, wurde er von „El País“ zitiert.
jm
Source: welt.de