Darfur: Ex-Milizenführer muss wegen Massakern im Sudan pro 20 Jahre in Haft

Der internationale Strafgerichtshof hat den ehemaligen Milizenführer Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er ist dem Gericht zufolge für Verbrechen im Sudan zu Beginn des Jahrtausends verantwortlich, speziell in der Region Darfur. Die Vorsitzende Richterin Joanna Korner sprach von „unvorstellbaren Grausamkeiten“.

Abd-Al-Rahman, der auch unter dem Namen Ali Kuschaib bekannt war, hatte sich dem Gericht 2020 gestellt. Deshalb und wegen seines hohen Alters erhielt er
eine verkürzte Strafe. Die Anklage hatte lebenslange
Haft gefordert. Die Verteidigung kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Das Gericht hatte ihn schon im Oktober wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden. Wo er seine Haft absitzen wird, ist noch unklar.

Der heute 76 Jahre alte Sudanese soll einer der wichtigsten Anführer der Dschandschawid-Miliz gewesen sein. Sie wurde von der sudanesischen Regierung unterstützt und wird zwischen 2003 und 2006 für die Ermordung von circa 300.000 Menschen in der Region Darfur verantwortlich gemacht. Der Bürgerkrieg brach vor 20 Jahren zwischen der sudanesischen Regierung und nicht-arabischsprachigen Rebellen in der westsudanesischen Region Darfur aus. Rund 2,5 Millionen Menschen wurden nach UN-Angaben vertrieben.

 Abd-Al-Rahman wurde seit 2007 per internationalem Haftbefehl gesucht. Nach der Absetzung des sudanesischen Machthabers Omar al-Baschir durch eine Protestbewegung geführt von Mohammed Hamdam Daglo und dem Militär unter General Abdel Fattah al-Burhan, floh er in die zentralafrikanische Republik.

Zeugen erkennen Abd-Al-Rahman

Es ist das erste Gerichtsurteil des Weltstrafgerichts zu den Verbrechen in Darfur. Der Auftrag zur strafrechtlichen Verfolgung kam vom UN-Sicherheitsrat. Zahlreiche Zeugen konnten Abd-Al-Rahman identifizieren und seine Verbrechen detailliert schildern. Dieser wies alle Vorwürfe zurück. Er kenne Ali Kuschaib nicht, sagte er bei einer Gerichtsanhörung im Dezember 2024.

Seit dem Sturz von Omar al-Baschir ist der Sudan nicht zur Ruhe gekommen. Die sogenannten Rapid Support Forces (RSF) unter Daglo, die aus der ehemaligen Dschandschawid-Miliz hervorgegangen sind, und die sudanesischen Streitkräfte (SAF) unter Al-Burhan stehen sich seit 2023 in einem Bürgerkrieg gegenüber. Die RSF sollten eigentlich 2023 in die sudanesische Armee integriert werden, erkannten das aber nicht an. 

Seit Beginn der Kämpfe haben die RSF einen Großteil des westlichen Sudans unter ihre Kontrolle gebracht und Anfang des Jahres eine Parallelregierung ausgerufen. Zuletzt nahmen die RSF die Großsstadt Al-Faschir ein. Rund ein Jahr lang war die Stadt belagert und von Nahrung und Medikamenten abgeschnitten worden. Die sudanesische Armee, die sich Ende Oktober dieses Jahres aus der Stadt zurückgezogen hatte, warf den RSF vor, Menschen „systematisch zu töten“.

Laut dem UN-Menschenrechtsbüro gab es bereits tausende getötete Zivilisten und Massenerschießungen. Alleine aus Al-Faschir sollen 65.000 Menschen auf der Flucht sein.